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Handwerk: Welche flexiblen Arbeitszeitmodelle gibt es?

Dörte Neitzel

Neben dem Gehalt ist "Zeit" zu einer entscheidenden Form der Entlohnung geworden, die bei der Suche nach Auszubildenden und neuen Mitarbeitern eine zentrale Rolle spielt. Es besteht eine hohe Nachfrage nach flexiblen Arbeitszeitmodellen!

Viele Angestellte wünschen sich, flexibler arbeiten zu können - sei es zeitlich oder örtlich. Das klassische Homeoffice fällt fürs Handwerk flach, da die Arbeit in der Regel beim Kunden oder zur Vorbereitung in der Werkhalle stattfindet. Flexibel heißt aber nicht nur Homeoffice, also örtlich flexibel zu arbeiten. Laut Destatis haben insgesamt fast 39 Prozent aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen starken Einfluss auf Anfang und Ende ihrer Arbeitszeiten, wobei der Anteil bei Arbeitern am geringsten und bei Führungskräften am höchsten ist. Im Handwerk sind es immerhin fast 22 Prozent. Das deckt sich mit der Angabe, dass laut BAuA etwa 38 Prozent der Beschäftigten zwischen 15 und 64 Jahren flexible Arbeitszeitregelungen haben.

Flexible Arbeitszeiten: Vorteile und Nachteile

Work-Life-Balance - der moderne Begriff ist in aller Munde. Gemäß der Definition des Duden handelt es sich um ein "ausgewogenes Verhältnis zwischen den beruflichen Anforderungen und den privaten Bedürfnissen eines Menschen". Flexible Arbeitszeitmodelle können dabei helfen, diese Bedürfnisse, die von Person zu Person variieren, unter einen Hut zu bringen. Der Vorteil für die Belegschaft und den Chef: Die Mitarbeitenden sind zufriedener, weniger wechselwillig und laut einiger Studien sogar weniger krank. Der Nachteil für den Betriebsleiter ist der je nach Arbeitszeitmodell höhere Organisationsaufwand. 

Im Zuge der Diskussion um die 4-Tage-Woche denken sowohl Arbeitnehmer als auch Chefs in Handwerksbetrieben immer öfter über flexiblere Arbeitszeiten nach - und von denen gibt es einige, die handwerkstauglich sind. Im Folgenden stellen wir fünf davon vor.

Gleitzeit

Darum geht's: Innerhalb der vertraglichen Vereinbarungen haben die Mitarbeiter die Möglichkeit, selbst zu bestimmen, wann sie mit ihrer Arbeit beginnen und wann sie Feierabend machen. Unternehmen können jedoch eine Kernarbeitszeit festlegen, während der alle Mitarbeiter anwesend sein müssen. Zum Beispiel könnte die Kernarbeitszeit von zehn bis 15 Uhr liegen, wobei Gleitzeitkorridore vor und nach dieser Zeit flexibel gestaltet werden können. Für das Handwerk besonders interessant ist der „Gleitzeitausgleich“.

Vorteile: Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) zufolge lässt sich ein solches Modell für Unternehmen mit geringem organisatorischem Aufwand umsetzen. Der Arbeitgeber hat die Gewissheit, dass alle Mitarbeiter innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens anwesend sind. Der Vorteil für die Beschäftigten besteht darin, dass sie eine gewisse Flexibilität genießen.

Nachteile: Der Betrieb muss entweder Vertrauensarbeitszeit haben oder eine Zeiterfassung einführen (die sowieso gesetzlich vorgeschrieben ist). Ebenso muss Gleitzeit vertraglich festgehalten werden. Außerhalb der Kernarbeitszeiten ist ein höherer Organisationsaufwand notwendig.

Vertrauensarbeitszeit

Darum geht's: Bei dieser Arbeitszeitregelung legen Arbeitgeber und Mitarbeiter keine festen Arbeitszeiten fest. Stattdessen wird den Arbeitnehmern ein bestimmtes Ziel vorgegeben, und die Zeiteinteilung obliegt ihnen selbst. Die Arbeitgeber bleiben weiterhin verantwortlich für die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften und müssen berücksichtigen, dass das Ziel in der vereinbarten Arbeitszeit erledigt werden kann.

Vorteil: Beschäftigte können private Tätigkeiten zwischendurch erledigen, etwa das Kind aus der Kita abholen oder einkaufen. Arbeitnehmer, die ihre Arbeit schnell erledigen, haben mehr Freizeit. Der Chef muss keine Anwesenheitsstunden zählen, sondern kontrolliert nur noch das Ergebnis.

Nachteil: Arbeitnehmer, die ihre Arbeit nicht so schnell erledigen können, arbeiten unter Umständen mehr als bei festen Arbeitszeiten.

Teilzeit / 4-Tage-Woche

Darum geht's: In erster Linie reduzieren Arbeitnehmer in der klassischen Teilzeit ihre Arbeitszeit auf unter 40 Stunden pro Woche. Das können 35, 30 oder 25 sein und ist verhandelbar. Was Betriebe bei reinen Teilzeitmodellen beachten sollten, erfahren Sie hier. Eine besondere Form ist die 4-Tage-Woche. Sie kann entweder per Teilzeit gestaltet werden, dann sinkt das Gehalt anteilig. Alternativ wird die volle Wochenarbeitszeit von 40 Stunden auf vier Tage verteilt und ein Wochentag ist arbeitsfrei. Einige Betriebe bieten eine Teilzeit-4-Tage-Woche ohne Gehaltseinbußen.

Vorteile: Für Mitarbeitende ist der zusätzliche freie Tag ein großer Anreiz für eine bessere Vereinbarkeit von Job und Privatleben. Bei der Teilzeit-Lösung ist die geringere Gehaltszahlung ein Argument für den Arbeitgeber.

Nachteile: Vonseiten des Betriebs benötigt es mehr Organisation, wenn die komplette Arbeit in vier Tagen erledigt sein soll oder, wenn Mitarbeiter unterschiedliche freie Tage haben. Vorteile und Nachteile einer 4-Tage-Woche: lesen Sie hier.

Arbeitszeitkonto, Zeitwertkonto

Darum geht's: Auf ein Arbeitszeitkonto zahlen Mitarbeitende Arbeitszeit ein. Referenz ist dabei die im Arbeitsvertrag vereinbarte Arbeitszeit. Gehen die geleisteten Arbeitsstunden über diese im Vertrag festgelegte Zeit hinaus, werden sie gutgeschrieben. Arbeitnehmende können dann von ihrem Zeitguthaben Gebrauch machen, wenn sie weniger als vertraglich festgelegt arbeiten. Eine spezielle Form des Arbeitszeitkontos ist das Lebensarbeitszeit- oder Zeitwertkonto. Dabei hat das Zeitguthaben kein Verfallsdatum und kann auch für längere Auszeiten, etwa ein Sabbatical, genutzt werden.

Vorteile: Durch Arbeitszeitkonten können Arbeitgeber ihr Personal entsprechend der aktuellen Auftragslage einsetzen. Für die Beschäftigten bietet dieses Modell besonders dann Flexibilität, wenn sie die angesammelten Stunden durch Freizeit ausgleichen können.

Nachteile: Wer seinen Job wechselt, kann die Guthabenstunden nicht ohne weiteres mitnehmen und muss sie unter Umständen gesammelt vor dem Wechsel nehmen, sofern sie nicht ausgezahlt werden. Wer während des Überstundenausgleichs krank wird, kann den freien Tag nicht nachholen (Mehr dazu lesen Sie hier).

Jahresarbeitszeit

Darum geht's: Bei diesem Arbeitszeitmodell gibt der Betrieb eine bestimmt Jahresarbeitszeit vor. Auf welche Wochentage und Uhrzeiten die Arbeitszeit fällt, bestimmen Arbeitgeber und -nehmer gemeinsam. Das Gehalt bleibt konstant, Überstunden werden als Freizeit gerechnet.

Vorteile: Unternehmen können auf diese Weise saisonale Auftragsschwankungen ausgleichen, Arbeitnehmende profitieren vom gleichbleibenden Gehalt.

Nachteile: Es braucht klare Urlaubs- und Krankheitsregelungen zur Arbeitszeitanrechnung. Wenn ausschließlich das Unternehmen die Arbeitszeit bestimmt, steigt zwar die Flexibilität für den Betrieb, Mitarbeitende würden im Extremfall zur "Manövriermasse" ohne Einfluss auf ihre Arbeitszeit.

Arbeitszeiterfassung ist in jedem Fall Pflicht

Auch flexible Arbeitszeitmodelle stellen Arbeitgeber nicht von der Pflicht frei, die Arbeitszeit ihrer Mitarbeitenden zu erfassen. Das Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) aus dem Jahr 2019 wurde durch das Urteil des Bundesarbeitsgerichts (BAG) im Jahr 2022 bestätigt und konkretisiert: Beginn, das Ende und die Dauer der täglichen Arbeitszeit müssen festgehalten werden (Az.: 1 ABR 22/21). Arbeitgeber haben die Verantwortung, die Gesundheit der Beschäftigten zu schützen, indem sie angemessene Ruhephasen ermöglichen. Die Dokumentation der Arbeitszeit kann sowohl elektronisch als auch manuell erfolgen. Arbeitszeiterfassung bedeutet übrigens nicht das Ende der Vertrauensarbeitszeit! Das BAG-Urteil betont lediglich, dass bei der Arbeitszeiterfassung das Arbeitszeitgesetz eingehalten werden soll. Es geht explizit nicht um die Festlegung der Arbeitszeiten selbst.

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