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Betriebliche Krankenversicherung: Vorteile, Nachteile & Kosten einer bKV

Dörte Neitzel
Inhalt

Im Jahr 2022 waren deutschlandweit rund 73,7 Millionen Menschen in der gesetzlichen Krankenversicherung (gKV) versichert - in der privaten Krankenversicherung waren es im Januar 2022 rund 8,7 Millionen Personen. Viele der gesetzlich Versicherten nutzen darüber hinaus eine private Zusatzversicherung. Diese übernimmt beispielsweise die Kosten für Zahnersatz, Brillen oder alternative Heilbehandlungen.

Solche Zusatzversicherungen werden mittlerweile zu einem wirksamen Argument für Arbeitgeber, um neue Mitarbeiter zu gewinnen und bewährte Kollegen zu halten. Oder anders: Ende 2022 hatten rund 22.300 Unternehmen ihren Mitarbeitenden eine betriebliche Kranken- oder Pflegeversicherung angeboten, so der Bundesverband der privaten Krankenkassen (PKV). Seit 2015 hat sich die Zahl der Betriebe mehr als vervierfacht. Umgerechnet auf Mitarbeiter sind das fast 1,8 Millionen Menschen, die eine betriebliche Kranken- oder Pflegeversicherung besitzen.

Was ist eine bKV - betriebliche Krankenversicherung?

Eine betriebliche Krankenversicherung (bKV) ist eine spezielle private Krankenzusatzversicherung. Die Besonderheit: Sie ist als Gruppenversicherung gestaltet. Das heißt, Versicherungsnehmer ist der Arbeitgeber, nicht die einzelne Privatperson. Diese ist lediglich die versicherte Person. Es gibt drei Formen der bKV:

  1. Obligatorische bKV,: Sie ist arbeitgeberfinanziert, der Betrieb übernimmt also die Beiträge.
  2. Fakultative bKV: Bei ihr übernimmt der Versicherte die Beiträge selbst.
  3. Gemischte Form aus 1 und 2, etwa, wenn der Arbeitgeber die Beiträge für seine Mitarbeitenden zahlt, diese aber auf eigene Kosten aufstocken wollen und zum Beispiel einen Erweiterungstarif für ihre Angehörigen wählen.

Wie hoch sind die Beiträge zur bKV?

Die Höhe der Beiträge zur betrieblichen Krankenversicherung variiert je nach gewähltem Versicherungsunternehmen und Tarif. Generell gibt es zwei unterschiedliche Modelle:

  • Baustein-Modell: Hier schnürt der Arbeitgeber aus einer Reihe von Leistungsmodulen ein Paket für alle seine Mitarbeitenden. Jeder Baustein hat seinen Preis und die Kosten für das gesamte Leistungspaket setzen sich aus der gewählten Kombination zusammen. Die Bausteine sind für alle Teilnehmer gleich, eine individuelle Anpassung der Leistungen ist nicht möglich. Die Kosten können zwischen zehn und 53 Euro pro Mitarbeitendem pro Monat betragen.
  • Budget-Modell: Bei dieser Variante zahlt der Arbeitgeber eine feste monatliche Summe und der Mitarbeitende bekommt dafür ein monatliches Budget, aus dem er sich seine Leistungen selber aussuchen kann. Je nach gewähltem Tarif erhält jeder Mitarbeitende dafür ein jährliches Gesundheitsbudget zwischen 300 und 1.500 Euro im Jahr. Der Vorteil: Der Arbeitgeber muss sich nicht im Vorfeld Gedanken über die zu wählenden Leistungen machen, und die Angestellten können das Budget so einsetzen, wie es für sie am besten ist.

Die endgültigen Preise richten sich nach den folgenden Kriterien:

  • der Mitarbeiterzahl des Betriebs,
  • dem Durchschnittsalter und
  • dem Tätigkeitsbereich.

Eine bKV ist ab einer Betriebsgröße von fünf Mitarbeitern möglich.

Welche Leistungen bietet die bKV?

Der Leistungsumfang einer betrieblichen Krankenversicherung orientiert sich an dem von privaten Krankenzusatzversicherungen. Mögliche Bausteine im Baustein-Modell können also sein:

  • ambulante Behandlung oder stätionäre Reha
  • Chefarztbehandlung
  • Heilpraktikerleistungen
  • Krankentagegeld
  • Sehhilfen
  • Reisekrankenversicherung
  • Zahnersatz und -behandlung
  • Vorsorge

Vorteile und Nachteile der bKV für den Arbeitgeber

Eine betriebliche Krankenversicherung steigert die Attraktivität als Arbeitgeber enorm, vor allem bei flexiblen Budgettarifen. Sie bieten ihren Mitarbeitenden einen Gesundheitsschutz, den sie sich ohne bKV vielleicht nicht leisten könnten oder erst gar nicht versichert würden aufgrund der obligatorischen Gesundheitsprüfung.

Der Verwaltungsaufwand hält sich in Grenzen, da alle Arbeitnehmer versichert werden und die Versicherungsbeiträge regelmäßig überwiesen werden. Die einzelnen Leistungen rechnet aber letztendlich jeder Arbeitnehmer selbst mit der Versicherung ab. Viele Versicherungsgesellschaften werben zwar damit, dass die Mitarbeiter mit einer bKV seltener oder kürzer krank sind, das ist jedoch nicht erwiesen.

Nicht zuletzt sind die Ausgaben für die bKV Betriebsausgaben und damit steuerlich absetzbar und frei von Sozialabgaben, sofern sie 50 Euro pro Monat nicht überschreiten. 

Vorteile und Nachteile der bKV für Arbeitnehmer

Arbeitnehmer erhalten einen zusätzlichen Gesundheitsschutz zum Nulltarif, sogar, wenn sie Vorerkrankungen haben, die die sonst eine zusätzliche Versicherung ausschließen oder so teuer machen würden, dass es sich nicht lohnt. Denn: Der Gesundheitscheck entfällt bei der arbeitgeberfinanzierten Variante. Bei der arbeitnehmerfinanzierten Variante ist die Gesundheitsprüfung meist abgespeckt oder entfällt bei manchen Gesellschaften ganz. Zum Teil sind sogar Familienangehörige mitversicherbar.

Was müssen Arbeitgeber und Arbeitnehmer beachten?

Die Zahlungen für die bKV konkurrieren mit Tankgutschein & Co. um die 50 Euro Freigrenze für Sachbezüge. Kommen Betriebe mit all ihren "Goodies" für ihre Mitarbeiter über diese Grenze, muss der komplette Gegenwert dieser Sachzuwendung versteuert werden. Zudem fallen Sozialabgaben an.

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