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Betriebsrisiko schlechter Chef: Was tun gegen Führungsschwäche im Handwerk?

Johannes Gronover

Der Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte im Handwerk ist härter als je zuvor. Immer mehr Mitarbeiter können sich einen Arbeitgeberwechsel vorstellen. Das geht aus dem aktuellen Gallup Engagement Index Deutschland hervor, der aufzeigt, dass mehr als 7,3 Millionen Beschäftigte innerlich bereits gekündigt haben. Dieser Trend ist besonders häufig auf eine schlechte Beziehung zum Chef zurückzuführen.

Immer häufiger liest man, dass Mitarbeiter nicht Unternehmen, sondern Chefs verlassen. Immerhin beeinflussen Führungskräfte zwangsläufig einen großen Teil der Arbeit. Leider fühlen sich nur 22 Prozent der Arbeitnehmer im Handwerk gut von ihren direkten Vorgesetzten geleitet. Diese Führungsschwäche kann schnell zu einem ernsthaften betrieblichen Risiko werden, wenn immer mehr Angestellte den Betrieb verlassen. Wie ein schlechter Chef Mitarbeiter verprellt - und wie es besser geht - beschreibt dieser Artikel.

So wichtig ist eine effektive Führungskraft

Die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist ein wichtiger Faktor, um im Handwerk erfolgreich und wettbewerbsfähig zu bleiben. Denn je motivierter und engagierter das Personal ist, desto leichter ist es für Handwerksbetriebe, die gesteckten Ziele zu erreichen. Leider führt eine mangelhafte Qualität in der Führung bei immer mehr Beschäftigten dazu, dass sie das Unternehmen verlassen. Sie fühlen sich nicht von ihrem Vorgesetzten verstanden und wertgeschätzt.

Ein guter Chef kann sein Team motivieren, eine starke Bindung zum Unternehmen fördern und die Arbeitsmoral hochhalten. Außerdem lebt er Werte vor und hat eine klare Vision, mit der er seine Mitarbeiter inspiriert. Wenn alle Angestellten verstehen, warum ihre Arbeit wichtig ist, arbeiten sie gemeinsam an einem Ziel. Zudem sind effektive Führungskräfte dazu in der Lage, die Stärken ihrer Mitarbeiter zu erkennen, zu nutzen und zu fördern. Sie schaffen eine offene Arbeitsatmosphäre, in der herausfordernde Projekte effizient bewältigt werden können. Das ist in einer Branche, in der das handwerkliche Können direkten Einfluss auf die Produktqualität und Kundenzufriedenheit hat, umso wichtiger.

Ursachen der Unzufriedenheit

In der Theorie mag das gut klingen, doch die Realität in vielen Unternehmen sieht anders aus. Durch den Gallup Engagement Index 2023 wird deutlich, wie unzufrieden viele Beschäftigte mit ihrem Vorgesetzten sind: Laut der Studie fühlen sich nur 14 Prozent der Mitarbeiter emotional an ihren Betrieb gebunden. Dieser alarmierend niedrige Wert weist auf ein verbreitetes Problem mit der Führungsqualität in vielen Handwerksunternehmen hin.

Vor allem Mitarbeiter, die sich für ihre Arbeit nicht ausreichend gewürdigt fühlen, tendieren dazu, mit ihrem Vorgesetzten unzufrieden zu sein. Oft arbeiten sie in einem Umfeld, in dem die körperliche und technische Belastung hoch ist. Dennoch kommt die Anerkennung oft zu kurz – und das, obwohl es grundsätzlich zahlreiche Möglichkeiten gäbe, Mitarbeitern Wertschätzung entgegenzubringen. Ob durch lobende Worte, regelmäßige Feedbackgespräche oder attraktive Benefits: Führungskräfte im Handwerk sollten sich darüber im Klaren sein, dass Angestellte regelmäßige Wertschätzung benötigen.

Unzufriedenheit resultiert außerdem oft aus mangelnder Transparenz im Unternehmen. In vielen Fällen fühlen sich Beschäftigte nicht ausreichend informiert über Entscheidungen, die ihre Arbeit und Arbeitsbedingungen betreffen. Wenn Führungskräfte wichtige Informationen nicht transparent machen, kann das schnell zu Misstrauen unter der Belegschaft führen. 

Das gilt im Übrigen auch für alle finanziellen Belange. Wenn für Angestellte nicht klar ist, warum ein Mitarbeiter eine Beförderung oder Gehaltserhöhung erhält, während eine andere Person keine entsprechende Anerkennung für ihre Leistung findet, kann das schnell Frustration hervorrufen. Genauso unbefriedigend ist es, wenn im Betrieb Entwicklungs- und Karrieremöglichkeiten ausbleiben, obwohl man sich im Handwerk ständig an den neuesten Stand der Technik und andere Neuerungen anpassen sollte.

So etablieren Handwerksbetriebe eine positive Führungskultur

Leider wird in vielen Handwerksbetrieben oft erst spät erkannt, dass es Defizite in der Führung gibt. Häufig musste das Unternehmen dann bereits eine hohe Zahl an Mitarbeitern einbüßen. Entsprechend wichtig ist eine proaktive Führung, die dazu in der Lage ist, klar und wertschätzend zu kommunizieren. Sie informiert regelmäßig über betriebliche Änderungen und Entwicklungen. Zudem gibt ein guter Chef regelmäßig konstruktives Feedback, durch das Mitarbeiter sich nicht nur gesehen und gewürdigt fühlen, sondern auch die Chance erhalten, sich beruflich und persönlich weiterzuentwickeln.

Micro-Managing führt in diesem Zusammenhang nicht zum Ziel. Vielmehr handelt eine gute Führungskraft nach dem Grundsatz: notwendige Kontrolle bei größtmöglicher Freiheit. Sie vertraut also in die Kompetenzen ihrer Mitarbeiter – und ist daher dazu in der Lage, Verantwortung zu übertragen. Zudem bietet sie Fortbildungen an, um ihre Angestellten bei ihrer beruflichen Weiterentwicklung und ihren individuellen Karrierezielen zu unterstützen. Auf diese Art und Weise schafft ein guter Chef eine Arbeitsatmosphäre, die von Respekt, Vertrauen und Teamgeist geprägt ist. 

Autor Johannes Gronover

Johannes Gronover ist Unternehmensberater für Handwerksbetriebe und Gründer der Gronover Consulting GmbH. Mit seiner langjährigen Erfahrung als Unternehmer im Handwerk unterstützt er Handwerksunternehmer bei der Prozessoptimierung und steigenden Renditen. Sein Unternehmen hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten, darunter das Top 100-Siegel für die innovativsten Mittelständler Deutschlands und den Marketingpreis des Deutschen Elektrohandels. Bei Gronover Consulting steht immer die Persönlichkeit des Unternehmers im Mittelpunkt. Mehr Informationen dazu unter: https://johannesgronover.de/.

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