Wahlen 2025: Parteien stellen energiepolitische Konzepte vor
Das 22. FORUM Wärmepumpe fand dieses Jahr wieder in Berlin statt und vereinte über 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Industrie, Handwerk, Wissenschaft und Politik, um den Weg der Wärmepumpenbranche zwischen Tradition und Transformation zu verorten. Jens Spahn (CDU), Helmut Kleebank (SPD) und Dr. Julia Verlinden (B‘90/Die Grünen) äußerten sich zur schwierigen Marktsituation der Wärmepumpen in diesem Jahr und wie sie nach den Bundestagswahlen am 23. Februar Gebäudeenergiegesetz, Heizungsförderung und Energiepreise angehen wollen.
Der BWP-Vorstandsvorsitzende Claus Fest forderte die Politiker dazu auf, der Wärmepumpenbranche – und der deutschen Wirtschaft insgesamt – einen verlässlichen Rahmen zu geben. Sie habe längst erkannt, dass sie aus dem gegenwärtigen Tief nur herauskomme, wenn sie die Chancen nutzt, die der Ausbau und die Nutzung Erneuerbarer Energien und von Klimaschutztechnologien wie der Wärmepumpen böten.
Weder Atomkraft noch Ölheizungen sind die Zukunft
„Wer glaubt, dass Deutschland mit einer Renaissance von Atomkraftwerken, Verbrennerautos oder Ölheizungen zu alter Stärke zurückfindet, der verschließt die Augen vor der Realität, der sich deutsche Unternehmen längst tagtäglich stellen“, so Fest zu Beginn der zweitägigen Veranstaltung.
Diese Aufgabe durchzuhalten, dazu ermunterte Bestsellerautor Frank Schätzing in seiner Keynote. Die Welt sei auf der Suche nach neuen Helden, die ihren Sorgen vor dem Klimawandel begegnen. Dabei liege das Problem nicht darin, neue Lösungen zu finden, sondern in der Umsetzung der längst bekannten technologischen Ansätze. Schätzing rief die Wärmepumpenbranche dazu auf, der teils bewusst negativen Politisierung, welcher die Wärmepumpe in den letzten Jahren ausgesetzt war, mit verstärktem Engagement in der Informationsarbeit zu begegnen.
Vor allem aber sei die Bereitschaft, sich in den tagtäglichen Kampf gegen den Klimawandel zu werfen, von einer klaren Richtungsvorgabe aus der Politik abhängig. Wie das in der kommenden Legislatur gelingen soll, diskutierten Jens Spahn (CDU), Helmut Kleebank (SPD) und Julia Verlinden (B‘90/Die Grünen) mitunter kontrovers mit Frank Voßloh, Geschäftsführer Viessmann, Kai Schiefelbein, Geschäftsführer Stiebel Eltron und Frederik Moch, Abteilungsleiter Industriepolitik beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB).
Grüne wollen Wärmepumpen-Förderung fortführen
Aus dem „wilden Ritt“ der letzten Jahre wie sie es nannte, müsse nun ein Dauerlauf werden, so Verlinden mit Blick auf den Stand der Wärmewende in Deutschland. Besonders die Förderzahlen haben gezeigt, dass die Nachfrage sich langsam wieder stabilisiere, weshalb in der kommenden Legislatur daran nicht gekürzt werden dürfe. Nach Schiefelbein tat dieser wilde Ritt der Branche mehr als nur ein bisschen weh. Daher komme es nun auch stark auf die Kommunen an, im Rahmen der Erstellung der Wärmepläne bereits jetzt solche Gebiete auszuweisen, in denen Verbraucher absehbar nicht mit dem Anschluss an ein Fernwärmenetz rechnen können. Auch Verlinden sieht die Notwendigkeit, Verbraucher stärker darüber aufzuklären, in welche Kostenrisiken sie laufen, wenn sie weiter auf fossile Heizungen setzen.
CDU will Anforderungen an Fernwärmeanschlüsse oder Biomasseheizungen streichen
Der Auftritt von Jens Spahn stand unter dem Eindruck der Ankündigungen aus der CDU, das Heizungsgesetz rückgängig machen zu wollen. Gleich zu Anfang stellte er klar, dass es dabei nicht um das GEG als Ganzes gehe, sondern um die Neuerungen, die durch die Ampelkoalition verabschiedet wurden. Konkret sollten Anforderungen an z. B. Fernwärmeanschlüsse oder Biomasseheizungen gestrichen werden. Der Branche versicherte er, dass er die Wärmepumpenindustrie weiter in Deutschland haben wolle und die Wärmepumpe auch im Gebäudebestand sehe.
Spahns Anspruch auf Pragmatismus stimmte Frank Voßloh zu: Aus seiner Sicht sei das GEG in der jetzigen Form kompliziert und erklärungsbedürftig. Allerdings habe es die Wärmepumpe vor allen Dingen schwer, sich im aktuellen Energiepreisverhältnis zwischen Strom und Gas intuitiv durchzusetzen. Kostenrisiken durch steigende CO2-Preise werden oft nicht antizipiert bei der Investitionsentscheidung. Daran will auch Jens Spahn ansetzen und unterstreichte die Forderung der Union, eine Entlastung der Strompreise über die Senkung der Stromsteuer auf das europäische Minimum und eine erhebliche Senkung der Netzentgelte zu erreichen.
SPD sieht CO2-Preis nicht als einziges Lenkinstrument
Die Netzentgelte waren auch das Stichwort für Helmut Kleebank: Wenn es nach ihm ginge, müsse man an der Investitionsförderung festhalten und dabei insbesondere die soziale Komponente stärken. Zusätzlich müsse man sich Gedanken machen, wie man die steigenden Netzentgelte angehe. Alle Kosten der Energiewende den Verbrauchern über jede Kilowattstunde anzulasten, die klimafreundliche Technologien nutzen, hält er für das falsche Signal. Hier müsse der Staat sich an notwendigen Investitionen beteiligen. Anders als Spahn sieht er nicht, dass der CO2-Preis das einzige Lenkinstrument sein könne. Parallel müssten Ordnungsrecht, Förderung und Investitionen in Infrastruktur den Weg in die Klimaneutralität ebnen. Frederik Moch sah das ähnlich und ergänzte, dass klare Perspektive und Vorfahrt für Investitionen in den Klimaschutz auch den sozialen Zusammenhalt stärkten.
Erfolg der Wärmepumpe vom Kostenverhältnis zwischen Strom und Gas abhängig
Zuvor hatten Philipp Nimmermann, Staatssekretär des BMWK, und Jan Rosenow, Vice President und Europäischer Direktor des Think Tanks RAP die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auf die zweitägige Jahrestagung der Wärmepumpenbranche eingestimmt. Nimmermann verwies auf die steigenden Antragszahlen für Wärmepumpen in der Bundesförderung effiziente Gebäude (BEG) und zog ein positives Fazit zur kürzlich in Zusammenarbeit von Energieagenturen und Wärmepumpenbranche ausrichteten „Woche der Wärmepumpe“, mit der deutschlandweit über 50.000 interessierte Gebäudeeigentümer erreicht worden seien. Rosenow nahm den Faden auf, in dem er in seinem Vortrag zur internationalen Marktsituation auf die grundsätzliche Wachstumstendenz der Technologie verwies. Er machte dabei deutlich, dass der Erfolg der Wärmepumpe in Deutschland wie auch in anderen Ländern primär von einem förderlichen Kostenverhältnis zwischen Strom und Gas abhängig sei.
Der zweite Veranstaltungstag stand im Zeichen der praktischen Umsetzung. Anna von Bremen, Head of Energy Innovation, Osborne Clarke, und Cezara Missing (Director Public Affairs Viessmann) diskutierte mit Lukas Köhler (FDP) über politische Rahmenbedingungen und neue Geschäftsmodelle, die sich aus Digitalisierung und Flexibilisierung des Strommarkts ergeben.
Eine kontroverse Debatte wurde außerdem zwischen Ingrid Vogler, Leiterin Energie und Technik des Gesamtverbands der Wohnungswirtschaft (GdW), Stefan Bolln, Bundesvorsitzender des Energieberaterverbands GIH und Hendrik Ehrhardt (Leiter Public Affairs Stiebel Eltron) erwartet. Sie befassten sich mit einem Manifest, das jüngst aus der Wohnungswirtschaft vorgelegt wurde und das für einen Paradigmenwechsel bei den Zielvorgaben der Gebäudepolitik plädiert.