Neue Baustoffe und alternative Baumethoden, Teil 8: Wie man Glas weiterverwenden kann
Modernes Bauen ist ohne oder mit weniger Glas kaum vorstellbar. Im gewerblichen Bereich dominieren Stahlbeton-Konstruktionen mit großzügigen Glasfassaden, im privaten Bereich sind Panoramafenster und Glastüren sehr beliebt. Deshalb ist es unumgänglich, das dort eingesetzte Glas entweder direkt in seinen Bestandteilen wiederzuverwerten(wie das gehen könnte, haben wir in Teil 2 dieser Serie beschrieben) oder es zu recyceln.
Glas ist ein Material, das sich hervorragend recyceln lässt, ohne dabei Qualitätseinbußen hinnehmen zu müssen. Es wird wieder eingeschmolzen und zu neuen Glasprodukten verarbeitet. Im Rahmen des sogenannten „Urban Mining“ ist dies in verschiedenen europäischen Städten schon weit verbreitet. Hier wird Glas aus abgerissenen Gebäuden gesammelt, gereinigt und als Rohmaterial für die Glasproduktion verwendet. Das reduziert den Bedarf an natürlichen Ressourcen und verringert die Umweltbelastung durch den Abbau und Transport neuer Materialien.
Dabei gibt es jedoch eine Herausforderung: die Sortenreinheit. Denn auch Fensterglas, selbst wenn man es ihm nicht ansieht, ist heutzutage ein Verbundstoff. Und der resultiert aus dem Einsatz von 2-oder 3-fach-Isoliergläsern. Die neue Technologie IG2Pieces, entwickelt von Hegla, ermöglicht das automatisierte Trennen von Isolierglas. Die Scheiben bleiben dabei rein und wiederverwendbar. Das verbessert sowohl die Rohstoffqualität als auch die Wirtschaftlichkeit der Verwertung.
Neben dem Recycling bietet auch die direkte Wiederverwendung von Glas eine nachhaltige Option. Glastüren und Fenster aus dem Rückbau können oft in neuen Bauprojekten eingesetzt werden. Ein praktisches Beispiel findet sich bei einem Bürogebäude in Berlin. Hier wurden alte Glastüren und Fenster als gestalterische Elemente in der Lobby verwendet.
Die größte Herausforderung bei der direkten Wiederverwendung von Glaskomponenten in neuen Projekten liegt in der Sicherstellung der Materialqualität und der Passgenauigkeit. Moderne Technologien wie digitale Vermessungstechniken und 3D-Scanning helfen, diese Barrieren zu überwinden.
Das Recycling und die Wiederverwendung von Glas bringen also erhebliche ökologische und wirtschaftliche Vorteile. Ökologisch gesehen wird der CO2-Fußabdruck deutlich reduziert, indem die Produktion von Neuware sowie der Energieverbrauch reduziert werden. Wirtschaftlich ermöglichen die geringeren Materialkosten und die Schaffung von lokalen Recyclingkreisläufen Kosteneinsparungen für Bauherren und einen Anstieg der regionalen Wirtschaftskraft.
Unsere Serie Neue Baustoffe – alternative Baumethoden umfasst die folgenden Teile:
- Neues Bauen für mehr Nachhaltigkeit
- Einführung in Methoden, Wiederverwertung und Recycling
- Methoden des Neuen Bauens
- Potenziale der Wiederverwertung dank Digitalisierung
- Potenziale im Recycling durch BIM
- Die Zukunft des Betonbaus
- Wie Baustahl nachhaltig werden kann
- Wie man Glas weiterverwenden kann
- Was aus alten Fassaden und Verbundsystemen werden kann + Praxisbeispiele