Nachhaltige Massivholzbauweise: Energieautarkes Pilotprojekt in Stuttgart

Wir sprechen nicht von einem üblichen Bauvorhaben, wenn sich die Bauherrschaft bereits vor dem ersten Spatenstich auf die Fahnen schreibt, das erste ganzheitlich nachhaltige Wohnprojekt in Deutschland auf den Weg bringen zu wollen. Zumal dieses Pilotprojekt nicht auf einer grünen Wiese entstehen soll, sondern auf einem schmalen und länglichen Baugrundstück inmitten von Stuttgart-Feuerbach.
Dort steht bislang noch ein in die Jahre gekommenes Wohnhaus, unmittelbar daneben befindet sich ein kleiner Park, der früher einmal ein Friedhof war. Also startet das Projekt zunächst mit einer Minusbilanz, nämlich dem Rückbau des vorhandenen Gebäudes – will heißen, dem Verlust an Grauer Energie. Man darf also gespannt sein, mit welcher Strategie sich die Bauherrschaft, die eigens für das Projekt gegründete TRIQ GmbH, wieder an die Pole-Position im Rennen um den Nachhaltigkeitspokal katapultieren möchte.
Die Ideen dafür sind mannigfaltig, und die Öffentlichkeit konnte sich im letzten Herbst auf einer kleinen Ausstellung in dem walmgedeckten Altbau, dessen Tage nun gezählt sind, über das Projekt informieren. Es ruht auf den drei Säulen („TRI“) Ökologie, Ökonomie und Soziokulturell, überschrieben von dem Anspruch an Qualität („Q“), eben nun: TRIQ.
Im Detail umfasst das TRIQ-Konzept
- eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Materialwahl (100 % recycelbare Rohstoffe, 80 % nachwachsende Rohstoffe, Verzicht auf Zement und Beton, Stahlgründung, Massivholzbauweise),
- eine zukunftsweisende Energieversorgung (100 % energetische Autarkie, 75 000 kWh/a regenerative Energieerzeugung vor Ort mit PV-Modulen (70 + 15 kWp), H₂-Langzeitspeicher, Salzwasserakku-Kurzzeitspeicher, Strom-Direktheizung und -kühlung, E-Mobilität),
- eine Wasser-Kreislaufwirtschaft (280000 l Regenwasserertrag pro Jahr, Umkehr-Osmoseanlage für Trinkwasser, H₂-Produktion),
- nachhaltiger Lebens- und Haushaltmittelbezug (Reduktion von Verpackungsmaterial, gemeinschaftlicher Einkauf, regional, saisonal und ökologisch ausgerichtet),
- eine Abfall-Kreislaufwirtschaft (Inhouse-Kompostierung, Abfall-Monitoring, bis zu 60 % Abfallvermeidung mittels Sponsoren-/Partnerveträgen),
- Lebens- und Infrastruktur-Sharing (zwei E-Autos und sechs E-Bikes für alle Bewohner, hauseigene Werkstatt, Gemeinschaftsgarten, Gemeinschafts-WLAN, Gemeinschaftsraum);
- Ressourceneinsparung durch Reduktion (optimierte Versorgungsstruktur, effiziente Raumnutzung, minimierte Aufbauvarianten, Modulbaulösungen, Materialersparnis),
- Smart Home und Monitoring (Gebäudeautomation, smarte Regelung, dauerhaftes Monitoring aller Komponenten wie CO₂, Energie, Müll, Wasser, Sharing, Wertschöpfung),
- Urban-Gardening und Begrünung (Vermeiden von Flächenversiegelung, Regenwassernutzung, Fassadenbegrünung, Stärkung der Wohngemeinschaft, professionelle Pflege durch Gärtner) und schließlich
- eine Cradle-to-Cradle-Bauweise (C2C-zertifiziert, Wiedervertung von Komponenten aus dem Rückbau, Reduktion nicht wiederverwertbarer Bauteile/-materialien).