Trotz großer Nachfrage nach Biogaswärme nur wenig Zubau
Im Rahmen einer Pressekonferenz stellt der Fachverband Biogas e.V. die Branchenzahlen für 2021 inklusive Prognose für 2022 vor. Das Ergebnis: ein leichter Zubau in den vergangenen Monaten, weniger Stilllegungen als befürchtet und eine große Wärme-Nachfrage.
Die Anzahl der Biogasanlagen in Deutschland ist im Jahr 2021 um 138 auf 9.770 gestiegen. 152 neuen Anlagen stehen 14 Stilllegungen gegenüber – und damit weniger als befürchtet. Die installierte Leistung erhöhte sich um 194 Megawatt (MW) auf 5.860 MW, wovon 3.825 MW arbeitsrelevant sind, was einen Zubau von knapp zehn MW gegenüber 2020 bedeutet. Die Bruttostromproduktion beläuft sich auf etwa 33,47 TWh.
„In Thüringen ist 2021 jedoch keine neue Biogasanlage ans Netz gegangen“, so ThEEN-Geschäftsführerin Jana Liebe, „während eine Anlage stillgelegt wurde. Damit verringerte sich die Gesamtzahl der Anlagen auf 277. Aufgrund von einem Leistungsausbau bei einzelnen Anlagen erhöhte sich die installierte Leistung dennoch leicht auf 142 MW.“
Gestiegene Nachfrage nach Biogaswärme
Wie schon in den vergangenen Jahren ist der bundesweite Zubau an flexibler Leistung augenfällig: den zehn Megawatt arbeitsrelevanter Leistung, also der Leistung, die tatsächlich für zusätzlichen Strom im Netz sorgt, steht ein Zubau von 226 MW installierter Leistung gegenüber, die für eine flexible und bedarfsgerechte Fahrweise der Biogasanlage errichtet wurde. Auffällig ist außerdem die stark gestiegene Nachfrage nach Biogaswärme, die zu einem An-stieg der externen Wärmenutzung auf über 15 Terawattstunden (TWh) geführt hat, was dem Bedarf von rund 1,3 Mio. Haushalten entspricht.
„Die Bedeutung von Biogas als flexibler, verlässlicher und universell einsetzbarer regenerativer Energieträger wird in der aktuellen Krise besonders deutlich“, betont der Präsident des Fachverbandes Biogas, Horst Seide. Das spiegele sich in den Zahlen zur Wärmenutzung anschaulich wider, lasse sich aber auch bei der Stromversorgung ablesen.
Insgesamt bezeichnet Präsident Seide die Entwicklung allerdings als „nicht berauschend“: „Die aktuellen Zahlen zeigen die massive Verunsicherung in der Branche, da die komplett aus dem Ruder laufenden rechtlichen Vorgaben und die politischen Unsicherheiten die Investitionsbereitschaft deutlich dämpfen. Um die Potenziale von Biogas dauerhaft zu heben, braucht es jetzt ein klares Bekenntnis der Politik und verlässliche Perspektiven, die über das Jahr 2024 hinaus gehen.“
Prognose für die kommenden Jahre
Eine Prognose der Biogas-Entwicklung für die kommenden Jahre hängt maßgeblich von der Entwicklung des Energiepreises und den politischen Entscheidungen ab. Der Fachverband geht aktuell von gut 120 neuen Biogasanlagen aus, die in diesem Jahr ans Netz gehen werden und rechnet darüber hinaus damit, dass einige der bereits stillgelegten Anlagen reaktiviert werden. Abzüglich neuer Stilllegungen würde sich der Zubau in diesem Jahr auf etwas mehr als 100 Anlagen mit insgesamt rund 65 MW Leistung belaufen. Damit läge die Stromerzeugung aus Biogasanlagen bei 33,56 TWh, die Wärmeauskopplung würde für 1,5 Mio. Haushalte reichen und die CO2-Einsparung auf 21,2 Tonnen steigen.
Um das komplette Biogas-Potenzial zu heben, forderte Seide auf der Pressekonferenz die umgehende Beseitigung der Restriktionen im EEG und im Genehmigungsrecht. „Wenn wir diese Bremsen lösen, kann die Branche einen wichtigen Beitrag zur Strom-, Wärme- und Kraftstoffversorgung leisten“, verspricht Seide.