Fahrzeug-Leasing: Worauf Handwerker achten sollten
Leasing als Finanzierungsmöglichkeit hat in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen. Die Anzahl der Neuverträge stieg im ersten Halbjahr 2024 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um zehn Prozent, das Auftragsvolumen nach Anschaffungswert wuchs um acht Prozent, heißt es in einer Mitteilung des Bundesverbands Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL). Getrieben wird diese Entwicklung vor allem durch das Leasing von Pkw und Nutzfahrzeugen. Speziell für das Handwerk gibt es jedoch keine Zahlen.
Was ist Leasing?
Leasing ist eine Form der Finanzierung für Anlagegüter, etwa Pkw, Nutzfahrzeuge oder auch Maschinen. Leasing ähnelt dem Mieten und ermöglicht es dem Leasingnehmer, ein Objekt für einen bestimmten Zeitraum zu nutzen, ohne es zu kaufen. Während dieser Zeit zahlt der Leasingnehmer monatliche Raten für die Nutzung.
Wie funktioniert Leasing?
Leasing besteht aus drei Schritten bzw. Phasen: dem Vertragsabschluss, der Nutzungszeit und der Rückgabe – hier am Beispiel eines Fahrzeugs.
Im ersten Schritt schließt der Leasingnehmer einen Vertrag mit dem Leasinggeber ab. Dieser Vertrag legt die Laufzeit, die monatlichen Raten und andere Bedingungen fest. In der Regel liegt die Laufzeit zwischen zwei und vier Jahre.
Während der Vertragslaufzeit nutzt der Leasingnehmer das Fahrzeug. Rechtlich gesehen ist er nicht der Eigentümer, sondern nur der Besitzer. Das bedeutet, dass der Leasinggeber der rechtliche Eigentümer bleibt.
Am Ende der Vertragslaufzeit gibt der Leasingnehmer das Fahrzeug zurück. In einigen Fällen kann er den Pkw zu einem vorher festgelegten Preis kaufen, jedoch muss dies im Vertrag vereinbart werden.
Welche Arten von Leasing gibt es?
Kilometer-Leasing: Bei dieser Form des Leasing gibt der Leasingnehmer an, wie viele Kilometer er pro Jahr fahren wird. Der Leasinggeber kalkuliert die monatlichen Raten dann, basierend auf dieser Kilometerzahl. Wer mehr als die angegebenen Kilometer fahrt, zahlt diese zusätzlich – oft zu einem sehr hohen Preis.
Restwert-Leasing: Bei dieser Variante wird der zukünftige Restwert des Objekts geschätzt. Die Raten sind oft niedriger, aber der Leasingnehmer kann am Ende der Laufzeit für die Differenz zwischen dem geschätzten und dem tatsächlichen Restwert haftbar gemacht werden.
Welche Vorteile hat Leasing?
Berechenbare und geringe Raten: Leasing bietet fixe monatliche Raten, vor allem bei geringen Fahrleistungen liegen diese weit unter den Kosten für einen Kauf.
Flexibilität: Wer will, kann regelmäßig ein neues Fahrzeug nutzen.
Steuervorteil: Die monatlichen Raten für Firmenwagen sind für Betriebe steuerlich absetzbar, auch die Umsatzsteuer ist abzugsfähig.
Welche Nachteile hat Leasing?
Unterhaltskosten: Zulassungskosten, Reparaturen, Versicherung und Steuern muss der Leasingnehmer tragen, wie beim eigenen Pkw tragen. Es empfiehlt sich immer eine Vollkaskoversicherung, da das Fahrzeug nicht im Eigentum des Leasingnehmers ist. Die Alternative ist ein sogenannter Full-Service-Vertrag, der die meisten dieser Kosten abdeckt.
Reparaturen bei der Rückgabe: Ist nichts anderes vereinbart, muss der Wagen zurückgegeben werden, oft werden dann hohe Reparaturkosten oder Nachzahlungen fällig.
Maximale Fahrleistung: Wer Kilometer-Leasing wählt, ist an die ausgehandelten Kilometer gebunden, sonst wird es teuer.
Welche steuerlichen Auswirkungen hat Leasing?
Zu den konkreten Auswirkungen in Bilanz und GuV bzw. der Einnahmen-Überschuss-Rechnung EÜR, sollten Sie immer Ihren Steuerberater fragen. Generell hat Leasing aber Auswirkungen in folgenden Bereichen:
Betriebsausgaben: Die monatlichen Leasingraten können Handwerksbetriebe in der Regel als Betriebsausgaben absetzen, das senkt die Steuerlast in der Gewinn- und Verlustrechnung bzw. Einnahmen-Überschuss-Rechnung. Dies gilt sowohl für die Raten als auch für eventuelle Sonderzahlungen.
Gewerbeertragsteuer: Seit der Unternehmenssteuerreform 2008 dürfen Leasingraten nicht mehr vollständig bei der Berechnung der Gewerbeertragsteuer berücksichtigt werden. Hinzugerechnet werden die Zinsanteile der Leasingraten. Beim Mobilien-Leasing sind das fünf Prozent der Leasingrate, bei Software-Leasing sind es 6,25 Prozent, und bei Immobilien-Leasing 12,5 Prozent der Leasingraten. Vorsteuerabzug: Unternehmer, die vorsteuerabzugsberechtigt sind, können die Vorsteuer aus den Leasingraten geltend machen. Dies reduziert die effektiven Kosten des Leasings, da nur die Netto-Leasingraten gezahlt werden müssen.
Bilanz: In der Regel wird das Fahrzeug dem Leasinggeber zugerechnet, das heißt, der Handwerker als Leasingnehmer aktiviert es nicht in seiner Bilanz als Anlagevermögen. Ein hohes Anlagevermögen ist aber bei der Beschaffung von Fremdkapital in Form von Krediten ein Plus für die geldgebenden Banken.
Sonderzahlungen: Leasingsonderzahlungen sind ebenfalls umsatzsteuerrelevant und können zu einem höheren Vorsteuerabzug führen.
1%-Regelung: Wird das geleaste Fahrzeug auch für private Zwecke genutzt, kommt die sogenannte 1%-Regelung zur Anwendung. Dabei versteuert der Leasingnehmer monatlich 1% des Bruttolistenpreises des Fahrzeugs als geldwerten Vorteil.
Für wen lohnt sich Leasing?
Leasing lohnt sich nicht für alle, aber einige Personengruppen profitieren besonders:
Selbstständige und Freiberufler: Diese Gruppe kann die Leasingraten als Betriebsausgaben steuerlich absetzen, was die Steuerlast reduziert. Sie profitieren von der Planbarkeit der Ausgaben und der Schonung des Eigenkapitals.
Unternehmen: Für Unternehmen bietet Leasing den Vorteil der Bilanzneutralität, da das Leasingobjekt nicht in der Bilanz des Leasingnehmers erscheint. Dies kann die Eigenkapitalquote verbessern und den Verschuldungsgrad niedrig halten. Zudem sind die Raten als Betriebsausgaben absetzbar.
Wenig Kapital: Leasing ermöglicht es, ein neues oder neuwertiges Fahrzeug zu nutzen, ohne einen hohen Kaufpreis auf den Tisch legen zu müssen. Dies ist besonders attraktiv für Personen, die keinen großen Betrag auf einmal investieren möchten oder können.
Passionierte Neufahrzeugfahrer: Leasing ist ideal für diejenigen, die regelmäßig ein neues Auto fahren möchten, da es ihnen ermöglicht, nach Ablauf des Vertrags ein neues Fahrzeug zu leasen, ohne sich um den Weiterverkauf des alten kümmern zu müssen.
Bindungsunwillige: Da Leasingverträge in der Regel kürzere Laufzeiten haben als Finanzierungsverträge, bietet Leasing mehr Flexibilität für diejenigen, die sich nicht langfristig an ein Fahrzeug binden möchten.
Für wen eignet sich Leasing (eher) nicht?
Kfz-Langnutzer: Am Ende der Leasingzeit muss das Fahrzeug zurückgegeben werden, außer es wurde die Übernahme vereinbart. Wer seinen Pkw aber gerne fährt bis er alt und klapprig ist, ist kein typischer Leasingnehmer.
Heavy-User: Wer sein Kfz als Gebrauchsgegenstand sieht, weniger als Zierde und wem gelegentliche Beulen und Kratzer egal sind, wird mit Leasing nicht glücklich. Es warten dann einfach zu hohe Reparatur- oder Nachzahlungen am Laufzeitende auf den Nutzer.
Volatil-Verdiener: Leasingraten sind ein fester Kostenblock und die Verträge meist vor Ablauf nicht kündbar. Wer ein stark schwankendes Einkommen hat, muss hier gut planen.
Kostendrücker: Die Gesamtkosten beim Leasing können höher sein als bei einem Kauf, schließlich will der Leasinggeber auch seinen Schnitt machen. Leasing bezieht sich zudem auf Neufahrzeuge. Wer einen günstigen Gebrauchten kauft – etwa einen Leasing-Rückläufer -, kommt in der Regel günstiger weg. Hinzu kommen die „Nebenkosten“: Beispielsweise sollte beim Leasing immer eine Vollkaskoversicherung abgeschlossen werden, um eigenverschuldete Unfälle abzudecken.
Vielfahrer: Leasing wird teurer, je mehr Kilometer man abreißt. In der Regel werden zwischen 10.000 und 15.000 Kilometer pro Jahr vereinbart. Wer mehr fährt, für den kann es teuer werden. Pro Zusatzkilometer wird eine Gebühr fällig, die je nach Leasinggeber unterschiedlich hoch ausfällt. Vertriebler oder jene, die den Firmen-Pkw gerne für ausgedehnte Urlaubstouren nutzen, fallen also in der Regel raus.
Welche Alternativen zum Leasing gibt es?
Kauf mit Eigenkapital: Ein Fahrzeug zu kaufen bedeutet, dass man Eigentümer wird. Wer langfristig planen will oder sein Kfz lange und intensiv (auch mit gelegentlichen Schrammen) nutzt, liegt mit einem Kauf richtig. Man ist auch flexibel, denn das Fahrzeug kann jederzeit wieder verkauft werden. Nachteil: Neuwagen verlieren in der ersten Zeit viel an Wert. Vorteil: Gebrauchte Fahrzeuge sind günstiger und das Auto zählt zum Anlagevermögen.
Kauf und Finanzierung per Kredit: Ein Fahrzeugkauf auf Kredit ermöglicht es, das Fahrzeug sofort zu nutzen, während man es über einen festgelegten Zeitraum abbezahlt. Am Ende der Laufzeit ist man Eigentümer des Fahrzeugs. Vorteil: Dies bietet mehr Flexibilität als Leasing, da man das Fahrzeug jederzeit verkaufen kann. Zudem taucht das Auto auch hier in der Bilanz auf der Habenseite auf. Nachteil: Die Zinsen für den Kredit können höher liegen als bei einer Leasingrate.
Auto-Abo: Ein Auto-Abo erfordert keine Anzahlung oder Schlussrate und kann monatlich gekündigt werden. Im Gegensatz zum Leasing sind im Auto-Abo oft Wartung, Reparaturen und Servicekosten im monatlichen Preis enthalten. Dafür ist diese Variante meist teurer als Leasing, bietet sich aber an für Personen, die ein Fahrzeug nur für einen begrenzten Zeitraum benötigen.
Mietkauf: Hier können die Konditionen fast identisch zum Leasing ausgehandelt werden. Allerdings wird das Kfz gekauft, also auch in der Bilanz aktiviert. Die Mietraten enthalten einen Tilgungsanteil. Für Unternehmen mit wenig Eigenkapital ist diese Alternative zu empfehlen, denn das Kfz zählt damit zum Eigenkapital.
Miete: Der klassische Mietwagen ist eine Option, die sich für sehr kurze Zeiträume eignet. Sie bietet zwar eine hohe Flexibilität, ist aber teurer als Leasing oder ein Auto-Abo, vor allem, wenn sie über einen längeren Zeitraum genutzt wird.