Krank arbeiten gehen - Hohe Motivation oder gefährlicher Trend?
Schnell wird gesagt, dass es ja lediglich eine kleine Erkältung ist oder man für einen halben Tag locker im Büro durchhalten kann. Dieses Phänomen hat mittlerweile sogar einen Namen: Präsentismus. Allerdings ist dies kein Trend, der sonderlich begrüßenswert ist.
Warum plagt das schlechte Gewissen?
Das Problem liegt darin, dass die Menschen denken, dass sie sich besonders motiviert zeigen und der Firma einen Dienst erweisen, wenn sie trotz Erkrankung ins Büro gehen. Obwohl sie krank sind, stellen sie den Job vor ihre Gesundheit. Dies hängt eng mit der Sozialisierung zusammen, die ein Mensch im Laufe seines Lebens erfahren hat. Wer krank ist und sich trotzdem um seine Freunde und die Familie kümmert, gilt als besonders aufopferungsvoll oder selbstlos. Es wird in jedem Falle positiv gewertet. Ein großer Fehler ist es allerdings, dies auch ins Berufsleben zu übertragen. Arbeitgeber verspüren eher Angst, dass andere Mitarbeiter oder der Chef sie als faul wahrnimmt und das einen negativen Eindruck macht.
Zuhause bleiben ist das richtige bei einer Erkrankung
Es ist das einzig richtige bei einer Erkrankung zu Hause zu bleiben. Viele Menschen sind sich nämlich nicht bewusst, dass sie ihre Mitmenschen mit ihrer Krankheit anstecken könnten oder ihre Krankheit nicht auskurieren und diese chronisch werden kann. Außerdem ist das Risiko eines Unfalls am Arbeitsplatz bei einer Erkrankung massiv erhöht. Kranke Menschen besitzen nicht die gleiche Leistungsfähigkeit wie gesunde Menschen, weshalb das Risiko, einen Fehler zu begehen stark erhöht ist.
Besonders wenn es sich um einen Job im Handwerk handelt, bei dem ein Fehler auch gravierende Folgen haben kann, ist die Einstellung, krank beim Job zu erscheinen, fatal. Es besteht nämlich die Wahrscheinlichkeit, auch andere Menschen zu gefährden oder einen Fehler zu machen, welcher die Firma später teuer zu stehen kommt. Wird beispielsweise eine Gastherme angeschlossen, können ausgeführte Gasarbeiten durch einen Menschen, der eingeschränkt in seiner Leistung ist, eine regelrechte Katastrophe nach sich ziehen.
Wie kann das schlechte Gewissen beruhigt werden?
Es ist empfehlenswert, die Perspektive zu ändern und die Sache von einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Was denken wir eigentlich selbst, wenn ein Mitarbeiter offensichtlich krank im Büro erscheint? Die meisten werden zustimmen, dass die Freude darüber eher gering ist. Die Angst sich anzustecken ist größer als die Freude, dass der Kollege anwesend ist. Außerdem könnten ihm Fehler unterlaufen, die dem gesamten Team angelastet werden.
Einer der meistgenannten Gründe, warum Mitarbeiter krank zur Arbeit gehen, ist damit für die Kollegen keine Mehrarbeit anfällt. Hier ist vor allem der Chef stark gefragt. Es liegt an der jeweiligen Führungskraft dem Team einheitlich zu erklären, dass zwar Mehrarbeit für die Kollegen bei einem Ausfall entstehen kann, dies allerdings nur für eine absehbare Zeit der Fall sein wird. Wenn die Zeit doch einmal länger wird, sollte der Chef klar machen, dass er schnellstmöglich für Abhilfe sorgen wird.
Das hat den Vorteil, dass ein erhöhtes Risiko für Fehler und Unfälle, sowie die Ansteckungsgefahr reduziert wird. Allerdings sollte der Chef ebenfalls vermitteln, dass nach der Genesung der betreffende Mitarbeiter auch sobald es geht wieder ins Büro kommen sollte, damit er ein kameradschaftliches Miteinander fördert.
Viele Menschen sind der Meinung, dass sie mit einer leichten Erkältung nicht zuhause im Bett bleiben müssen. Hier muss immer überlegt werden, ob die Gefahr einer Verschlimmerung besteht und ob die Kollegen durch die Krankheit angesteckt werden können. Wenn Zweifel bestehen, ist dies durch einen Arzt untersuchen zu lassen. Auch eine kurze Absprache mit den Kollegen kann Klarheit in die Entscheidung bringen.
Eine sinnvolle Methode ist die Einführung von sogenannten Gesundheitspartnern in einem Betrieb. Dies sind speziell geschulte Mitarbeiter, die den gesundheitlichen Zustand ihrer Arbeitskollegen im Blick behalten und als Ansprechpartner dienen. Es ist grundsätzlich wichtig, dass eine Kultur im Unternehmen gelebt wird, in der die Mitarbeiter keine Angst haben, wirklich zuhause zu bleiben, wenn sie erkrankt sind.
Wie wird die richtige Firmenkultur aufgebaut?
Durch eine entsprechende Ausbildung der Führungskräfte und ein einheitliches Leitbild kann eine solche Kultur, in der Achtsamkeit herrscht, in jeder Firma geschaffen werden. Hier sollten alle Bereiche innerhalb der Firmenstruktur involviert sein. Der Mitarbeiter an sich, das gesamte Team und die Führungskräfte. Teil davon ist es beispielsweise, dass Leute, die krank im Büro erscheinen, gezielt durch den Chef angesprochen werden. Diese sollte er dann natürlich nach Hause schicken, sodass diese sich auskurieren können.
Darüber hinaus sollten auch die Chefs dieses Verhalten vorleben. Auch Führungskräfte müssen zu Hause bleiben, wenn sie krank sind. Es ist durchaus hilfreich, die geltenden Grundsätze für den Umgang mit Fehlzeiten und Krankheiten in einem Bereich schriftlich zu dokumentieren, sodass alle Teammitglieder darüber Bescheid wissen.
Trotzdem wird es innerhalb eines Teams oder einem Kreis an Kollegen immer unterschiedliche Arten geben, wie mit Abwesenheit bei Krankheiten umgegangen wird. Hier sollte alles darangesetzt werden, um auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Es wird immer Mitarbeiter geben, die sich damit brüsten, in so und so vielen Jahren im Beruf, noch nie wirklich krank gewesen zu sein. Andererseits gibt es Menschen, die ständig krankfeiern, auch, wenn sie gar nicht ernsthaft krank sind.
Um Konflikte zu vermeiden, sollten beispielsweise Teamworkshops stattfinden, die von einem externen Moderator geleitet werden. Im Rahmen eines solchen Workshops können alle Mitarbeiter offen sprechen. So kann ein gemeinsames Verständnis geschaffen werden, dass jeder Mensch eine Krankheit ganz individuell wahrnimmt und immer auch die individuellen Lebensumstände eine Rolle spielen.
Fazit: Krank ins Büro gehen?
Es ist weit verbreitet, dass Menschen davor zurückschrecken, sich bei ihrem Arbeitgeber krank zu melden. Dies geschieht in der Regel aus ehrenwerten Motiven, diese sind in der Situation allerdings deplatziert. Krank im Job zu erscheinen hat für alle Beteiligten nur Nachteile. Daher heißt es zukünftig: Krankschreibung einholen und zu Hause im Bett bleiben und Tee trinken. Dann freuen sich die Kollegen auch, wenn der Mitarbeiter wieder gesund und munter an den Arbeitsplatz zurückkehrt. So wird niemand gefährdet und das Risiko, der Firma mehr zu schaden als zu nutzen, wird ebenfalls vermieden.