Trinkwasserhygiene: Welche Armaturen eignen sich für Gesundheitseinrichtungen?
Die Problemstellung "Hygiene und Bakterienwachstum in der Trinkwasserinstallation" ist bekannt. Im Laufe der Zeit entsteht in allen Leitungssystemen ein Belag, der sich auf den Innenseiten ausbreitet: Biofilm. Wassergebundene Bakterien nisten sich in diese Schicht ein, wo sie vorteilhafte Wachstumsbedingungen finden wie Feuchtigkeit, geeignete Temperaturen und viele Nährstoffe.
Wenn es nicht eingedämmt wird, kann das Bakterienwachstums in der Trinkwasserinstallation problematisch werden – gerade für die Trinkwasserhygiene in öffentlichen Gebäuden wie z. B. Krankenhäuser.
Legionellen als Gesundheitsrisiko im Trinkwasser
Legionellen und Pseudomonas aeruginosa zählen zu den natürlicherweise vorkommenden Wasserkeimen, sie können jedoch schwere nosokomiale Infektionen hervorrufen. Für Personen mit einem geschwächten Immunsystem können sie sogar tödlich sein.
Innerhalb des Biofilms können sich in einem Temperaturbereich zwischen 25°C und 45°C Legionellen entwickeln. Außerhalb dieser Temperaturen sind diese Bakterien nicht vermehrungsfähig oder werden abgetötet. Die Infektion mit Legionellen kann sich in dem Moment vollziehen, wo der Nutzer mit dem Bakterium kontaminierte Mikrotröpfchen, die aus den Entnahmestellen stammen, einatmet.
Pseudomonas aeruginosa hingegen vermehrt sich in Wassertemperaturen zwischen 4°C und 42°C (optimales Wachstum zwischen 30°C und 37°C). Das Bakterium benötigt Luft und Wasser zum Wachstum und kommt somit überall vor, wo beide Faktoren gegeben sind: besonders häufig in Armaturen, Anschlussschläuchen und dem letzten Meter des Leitungsnetzes. Die Übertragung auf den Mensch erfolgt meist über direkten Kontakt, Wunden oder die Schleimhäute.
Besonders in öffentlichen Gebäuden wie Krankenhäuser muss deshalb auf eine einwandfreie Trinkwasserhygiene geachtet werden, da hier insbesondere Menschen mit einem geschwächten Immunsystem häufiger auftreten.
Sicherheit durch Trinkwasserverordnung und technische Regeln
Im Jahr 2020 gab es laut Robert Koch-Institut 1.271 Todesfälle im Zusammenhang mit Legionellen. Gleichzeitig wird davon ausgegangen, dass europaweit 4,1 Millionen Patienten jährlich von Infektionen über das Trinkwasser in Krankenhäusern betroffen sind. Daraus resultieren Schätzungen zufolge allein in Deutschland bis zu 40.000 Todesfälle pro Jahr. Der Überwachung der Trinkwasserhygiene bzw. der Trinkwasserinstallation als potentielles Reservoir von Krankenhauskeimen kommt somit große Bedeutung zu.
Daher existiert in Deutschland ein umfangreiches Regelwerk für den Erhalt der Trinkwasserqualität. Zu den wichtigsten Vorgaben zählen dabei die Trinkwasserverordnung (zuletzt geändert 2021 sowie eine neue Änderung in 2023 in Arbeit) sowie weitere technische Regeln, zu deren wichtigsten die VDI 3810-2 und die VDI 6023-3 und das DVGW-Arbeitsblatt W 551 gehören.
Während die Trinkwasserverordnung insbesondere die Pflicht zu regelmäßigen Untersuchungen festschreibt, schreiben die technischen Regeln die Planung, den Bau und den Betrieb von Trinkwasserinstallationen vor.
Weitere Informationen zum Europäischen Regelwerk für Hygiene in Trinkwasserinstallationen finden Sie im Delabie-Themenschwerpunkt.
Öffentliche Gebäude: Zirkulation des Trinkwassers schwankt
Die zwei wichtigsten betriebstechnischen Vorgaben zur Eindämmung des Bakterienwachstums im Trinkwasser lauten: Begrenzung von Stagnation in der Trinkwasserinstallation auf ein Minimum und Aufrechterhaltung einer Temperatur in den Zirkulationsleitungen des TWW von mindestens 55°C.
In den nicht zirkulierenden Leitungsabschnitten steht das Wasser jedoch, solange keine Nutzung erfolgt. Nicht fließendes, also stagnierendes Trinkwasser kühlt unweigerlich ab und erreicht somit ein für Bakterienwachstum günstiges Temperaturniveau, wie etwa für Legionellen.
Von dieser Problematik sind insbesondere stark frequentierte Sanitärräume betroffen wie sie in öffentlichen Gebäuden oft vorkommen. Öffentliche Gebäude werden gewöhnlich unterschiedlich stark frequentiert. So wechseln sich oftmals sowohl in Gesundheitseinrichtungen als auch in anderen öffentlichen Gebäuden wie Schulen, Ämter, Universitäten, Flughäfen stark frequentierte Phasen mit nur gering frequentierten Phasen ab.
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Trinkwasserhygiene: Wassermischung kurz vor Entnahmestelle
Vor diesem Hintergrund existiert die Vorgabe, dass das Wasservolumen zwischen Durchgangsmischarmaturen und der am weitesten entfernten Entnahmestelle in öffentlichen Gebäuden nicht mehr als 3 Liter betragen darf.
Durch die Mischung von Warm- und Kaltwasser unmittelbar vor der Entnahmestelle kann die Warmwasserzirkulation möglichst nah an die Armaturen herangeführt werden. Dadurch wird gewährleistet, dass das warme Trinkwasser stets das hohe Temperaturniveau behält, was zur Verminderung mikrobiologischer Beeinträchtigungen erforderlich ist.
Haben Bakterienkolonien wie Legionellen erst einmal die Trinkwasserinstallation besiedelt, ist es schwer, sie wieder zu beseitigen: Daher besteht die einzige erfolgversprechende Strategie darin, vom Moment der Planung an auf Prävention zu setzen.
Nur durch regelmäßige Spülungen an den Entnahmestellen können der Wasseraustausch und der Erhalt einer einwandfreien Trinkwasserhygiene in der gesamten Gebäudeinstallation gewährleistet werden.
Aus diesem Grund verfügen alle elektronischen Armaturen von Delabie über eine automatische Hygienespülung, die alle 24 Stunden nach der letzten Nutzung ausgelöst wird: Unterlassene Spülungen sind somit ausgeschlossen.
Gesundheitseinrichtungen: Geeignete Lösungen durch Armaturen
Die Waschtisch- und Brausearmaturen der Produktreihe für Gesundheitseinrichtungen, Krankenhäuser, Pflegeheime oder Kliniken zeichnen sich durch die besonders geringe Menge an Stagnationswasser im Innenkörper sowie den umfassenden Verbrühungsschutz für den Nutzer aus.
Einige dieser Armaturen sind mit einem doppelten Temperaturanschlag ausgestattet, der im Falle thermischer Desinfektionen leicht entriegelt werden kann (ohne Demontage des Bediengriffs oder Abschaltung der Kaltwasserversorgung), und dann – auf Anschlag gestellt – eine mindestens dreiminütige Spülung mit 70 °C heißem Wasser erlaubt, um mikrobielle Kontaminationen der Trinkwasserinstallationen zu beseitigen.
Drei exemplarische Mischbatterien unter der Lupe
Eine sichere Zweigriff-Brausenarmatur
Bei der Konzeption der Brause-Thermostatarmatur H9768 wurde auf eine Minimierung der im Körper befindlichen Wassermenge sowie unter anderem auf den Verbrühungsschutz Wert gelegt.
Die Thermostatkartusche gewährleistet eine konstante Temperatur, selbst bei Druck- oder Durchflussschwankungen in der Trinkwasserinstallation
Die Entnahmetemperatur ist auf 43°C begrenzt und im Fall einer Unterbrechung der Kaltwasserversorgung wird die Warmwasserzufuhr automatisch und sofort abgeschaltet. Darüber hinaus ist die Armatur mit der Securitouch-Technologie ausgestattet. So bleibt das Armaturengehäuse kühl, ganz gleich welche Entnahmetemperatur eingestellt wird. Dadurch wird jegliches Verbrühungsrisiko ausgeschlossen.
Ein weiterer, nicht zu unterschätzender Vorteil: Diese Brause-Thermostatarmatur kommt ohne Rückflussverhinderer an den Anschlüssen aus. Denn Rückflussverhinderer können ausfallen und ein Rückfließen von Warmwasser in die Kaltwasserleitung oder umgekehrt (sogenannter Kreuzfluss) und in der Folge Bakterienwachstum im Trinkwasser verursachen. Somit unterbindet die Konzeption des H9768 Kreuzflüsse, begrenzt dadurch das Bakterienwachstum und stellt die Trinkwasserhygiene sicher.
Eine Waschtisch-Mischbatterie ohne Auslauf
Bei dem 2621EP wurde auf einen Auslauf verzichtet, um die im Innenkörper stagnierende Wassermenge zu minimieren. Die Waschtisch-Mischbatterie ermöglicht einfache thermische Desinfektionen des Trinkwassers und ist exakt auf die Anforderungen an Trinkwasserhygiene von Gesundheitseinrichtungen zugeschnitten.
Daneben ist das Modell mit einer Druckausgleichskartusche ausgestattet, welche die in Trinkwasserinstallationen unvermeidlich auftretenden Druckschwankungen ausgleichen. Die Entnahmetemperatur bleibt dadurch konstant und die Nutzer sind vor Verbrühungsrisiken geschützt.
Eine Mini-Thermostat-Mischbatterie für alle Fälle
Der speziell für öffentlich-gewerbliche Einrichtungen entwickelte PREMIX NANO 732216 ist eine Thermostat-Mischbatterie im Kleinformat, welche die Anforderungen von Gesundheitseinrichtungen ideal erfüllt.
Typischerweise werden für die Trinkwasserhygiene in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen mechanische Mischbatterien eingesetzt. Finden jedoch viele gleichzeitige Nutzungen in der Trinkwasserinstallation statt (WC-Spülung, Dusche, Waschtisch …), kann es zum Druckabfall in der Kaltwasserleitung kommen. Daher stellt der vor den Entnahmestellen installierte PREMIX NANO in jedem Moment eine konstante Temperatur und sicher und schützt vor Verbrühungen.
Das Modell kann zwei Waschtisch- oder eine Duscharmatur versorgen, unabhängig von der Einbausituation. Es ist universal einsetzbar, sowohl im Neubau als auch bei Sanierungen im Bestand.