Trinkwasserhygiene: Wenn Kaltwasser zum Problem wird
Legionellen und andere mikrobielle Erreger vermehren sich am besten bei Wassertemperaturen zwischen 25 und 45 °C. Um die Trinkwasserhygiene im Gebäude zu gewährleisten, bedeutet das im Umkehrschluss, dass derartige Wohlfühlumgebungen in der Trinkwasserinstallation vermieden werden müssen. Die Praxis zeigt aber: Stagnierendes Trinkwasser in den Leitungen macht dieser Zielsetzung häufig einen Strich durch die Rechnung.
Bei unzureichender Nutzung der Wasserabgabestellen steht das Wasser und nimmt auch bei guter Dämmung der Leitungen nach wenigen Stunden die Temperatur seiner Umgebung an – Kaltwasser wird warm, Warmwasser wird kalt. Dieses Problem betrifft alle Gebäudetypen, Schulen, Sport- und Veranstaltungshallen, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und auch Einfamilienhäuser. Unabhängig vom Anwendungsbereich bedeutet das, dass dann elementare Forderungen der Norm DIN EN 806-2 nicht erfüllt sind.
Planer schulden ihrem Auftraggeber indes eine Trinkwasserinstallation, die hygienisch einwandfrei betrieben werden kann. Ihre Aufgabe ist es, bereits in der Planungsphase einer späteren Kontamination entgegenzuwirken. Obwohl die Verantwortung für die Einhaltung der Trinkwasserhygiene beim Betreiber eines Objektes liegt, können im Schadensfall auch dem Planer strafrechtliche Konsequenzen drohen. Um einen bestimmungsgemäßen Betrieb sicherzustellen, lag das Augenmerk bislang auf dem Warmwasser. Untersuchungen belegen aber, dass der Fokus stattdessen auf dem Kaltwasser liegen muss.
Problembereich Kaltwasser
Beim Kaltwasser gestaltet sich die Einhaltung der normativen Anforderungen als schwierig, DVGW/VDI 6023 fordert eine Kaltwassertemperatur von maximal 25 °C. Somit gilt es heute übliche Installationsmethoden und die Komfortansprüche der Nutzer mit der besten Lösung für die Trinkwasserqualität in Einklang zu bringen. Das erfordert entsprechendes Fachwissen, welche Faktoren die Kaltwasser-Erwärmung auslösen bzw. begünstigen.
Im Bestand kann die Ursachenforschung aufgrund von Veränderungen an der Bausubstanz sowie fehlender Baupläne herausfordernd sein. Fest steht, dass die Warmwasserinstallation inklusive Zirkulationssystem wesentlich zur Erwärmung des Kaltwassers beiträgt. Häufig reicht die Rohrführung der Zirkulation bis zum Armaturenanschluss heran und verschärft das Problem zusätzlich, auch aufgrund des erforderlichen, großen Leitungsvolumens. Einen regelmäßigen und vollständigen Wasseraustausch an allen Entnahmestellen sicherzustellen, ist bei dieser Art der Installation ungleich schwieriger.
Eine weitere Ursache kann auch die Verlegung von warm- und kaltgehenden Leitungen im selben Schacht sein. Laut Untersuchungen der FH Münster lässt sich die Erwärmung des Kaltwassers verzögern, wenn die Leitungen nebst einer Dämmung nach DIN 1988-200 mit einem Abstand von mindestens 1 m verlegt werden. Als zweite Maßnahme empfiehlt die FH Münster die thermische Trennung des Schachts von der Vorwand. Dadurch soll der Wärmeeintrag von außen verringert werden. Denn ein weiteres Problem stellen die hohen Temperaturen in Technik- und Heizungsräumen sowie die Beheizung von Räumen im Allgemeinen dar.
Im Sommer begünstigen auch hohe Außentemperaturen einen Wärmeeintrag in das Gebäude und damit in das Kaltwasser. Darüber hinaus erfolgt die Wärmeübertragung vom Warm- ins Kaltwasser auch über den Armaturenkörper.
Fakt ist: Die genannten Maßnahmen zur Minimierung der Wärmeübertragung sind für Planer oft keine in die Praxis umsetzbaren Lösungen. Im Neubau scheitern derartige Empfehlungen an den damit verbundenen Kosten. Im Bestand kommen Beschränkungen beim Eingriff in die bestehende Bausubstanz hinzu.
Freispülen kühlt die Installation ab
Bislang gab es beim Kaltwasser keine dezidierte Lösung, um die Trinkwassertemperatur von maximal 25 °C sicherzustellen. Einzig eine ausreichende Wasserentnahme schafft Abhilfe. Diese erfolgt entweder durch den regulären Verbrauch oder durch intelligentes Freispülen. Wenn frisches Wasser nachfließt, wirkt sich das positiv auf die Wassertemperatur und das erwünschte Temperaturniveau aus.
Auch nach einer thermischen Desinfektion sorgt dies dafür, dass der Armaturenkörper schnell abkühlt. In kritischen Anwendungsbereichen könnte die Trinkwasserhygiene durch das automatische Freispülen mit Kaltwasser effizient sichergestellt werden.
Lösung für die Nachrüstung
Doch wie kann ein regelmäßiger und wirtschaftlicher Wasseraustausch an allen Abgabestellen im Gebäude erreicht werden? Gerade in größeren Einrichtungen, wie Bahnhöfen, Krankenhäusern oder Bildungseinrichtungen, ist eine ausreichende Wasserentnahme an allen Zapfstellen kaum zu gewährleisten.
Eine effiziente Lösung bildet die intelligente Freispül-Automatik WimTec HyPlus. Sie spült stagnierendes Wasser bedarfsgerecht bis zum Punkt der Wasserentnahme aus. Ein weiterer Vorteil gegenüber herkömmlichen Spülstationen: WimTec HyPlus passt sich dem Faktor Mensch an. Die Dauer der erfolgten Wasserentnahmen wird aufsummiert und nur jene Differenz an Wasser freigespült, die zum Erhalt der Trinkwasserhygiene erforderlich ist.
Erfolgt eine ausreichende Wasserentnahme durch die Nutzung, setzt WimTec HyPlus die Freispülung aus. Das Spülintervall (0,5 bis 24 h) und die Mindestspüldauer (10 bis 180 s) sind an jeder Abgabestelle individuell einstellbar. Dadurch spart die Freispül-Automatik Wasser und Energie und damit Geld im laufenden Betrieb.
Die elektronische Aufputz-Serie WimTec Ecosan mit WimTec HyPlus kann im Handumdrehen auf bestehende Anschlüsse montiert werden. Der Batteriebetrieb erlaubt eine schnelle Nachrüstung ohne Stemmarbeiten. Auch die Wartung ist unkompliziert. Durch das Abschrauben der Armaturenhaube können die handelsüblichen Batterien einfach ausgetauscht werden.
Dieser Artikel von Günter Dülk ist zuerst erschienen in TGA/11-2018. Günter Dülk ist geschäftsführender Gesellschafter der WimTec Sanitärprodukte GmbH.