Erneuerbare Energien bei Sanierungsfällen, Teil 4: Dämmung, ja oder nein?
Doch zunächst zum Warum: Das wichtigste Argument für die Dämmung ist die Einsparung von Wärmeenergie. So wie man im Winter einen dicken Wollpullover trägt – dessen Material übrigens ebenso für die Dämmung von Häusern verwendet werden kann –, zieht man auch bei Gebäuden zusätzlich eine isolierende und wasserabweisende Schicht darüber. Das sind die Wärmedämmverbundsysteme, die heute zumindest bei Neubauten Standard sind. Die Dämmung hat sich also bewährt. Wer das bezweifelt, braucht nicht weiterzulesen.
Dennoch gibt es gewichtige Einschränkungen.
- Einige Dämmmaterialien können als Sondermüll eingestuft werden.
- Zudem wird oft kritisiert, dass Dämmungen das Aussehen von Fassaden beeinträchtigen, da sie zur Algenbildung neigen. Algen mögen es kühl und feucht – die Dämmung tut also genau das, was sie soll, indem sie die kalte Feuchtigkeit draußen hält. Dämmung verursacht nur dann Schimmel, wenn sie unsachgemäß angebracht wurde. Das gleiche gilt übrigens auch für das Nisten von Vögeln in der Dämmung.
- Historische Fassaden könnten bei einer Außendämmung verdeckt werden, weshalb sie bei denkmalgeschätzten Gebäuden nicht möglich ist.
- Überstehende Dämmungen, etwa bei benachbarten Haushälften, haben schon mehrfach zu Streitfällen geführt.
Das gewichtigste Gegenargument – und das ist nicht ganz von der Hand zu weisen – ist: Dämmung ist teuer und amortisiert sich durch Einsparungen bei den Brennstoffkosten kaum. Dazu eine kleine Rechnung: Bei einer energetischen Sanierung eines Einfamilienhauses können sich die Kosten für die Dämmung auf etwa 60.000 Euro belaufen.
Wenn durch diese Maßnahmen der Heizbedarf von zuvor 30.000 kWh Heizöläquivalent auf 10.000 kWh reduziert wird, was bei den aktuellen Preisen einer jährlichen Ersparnis von ungefähr 3.000 Euro entspricht, würde sich die Investition erst nach 20 Jahren rechnen – eine im Gewerbebau durchaus realistische Zielgröße, im Einfamilienhausbereich jedoch weniger erstrebenswert.
Vorteile einer Dämmung
Aber wie gesagt: Es geht nicht ohne. Der Hauptvorteil einer Dämmung liegt im Wärmeschutz, bestimmt durch den U-Wert oder Wärmedurchgangskoeffizienten. Dieser Wert misst, wie gut ein Material, einschließlich Türen oder Fenster, Wärme durchlässt, ausgedrückt in Watt pro Quadratmeter mal Kelvin (W/(m²·K)). Ein niedriger U-Wert bedeutet eine bessere Dämmleistung.
Zum Vergleich: Eine 25 cm dicke Betonwand erreicht einen U-Wert von 3,3 W/(m²·K), während eine gleich dicke Mauerziegelwand auf 1,5 W/(m²·K) kommt, was auch die Überlegenheit traditioneller Bauweisen in puncto Dämmung aufzeigt. Durch die Dämmung einer Betonwand mit 8 cm Hartschaumstoff kann der U-Wert auf 0,44 W/(m²·K) gesenkt werden; bei einer Mauerziegelwand sinkt er auf 0,41 W/(m²·K).
Neben der Reduzierung von Wärmeverlusten verbessert Dämmung auch den Wohnkomfort, indem sie „Zugluft“ und im Sommer das Aufheizen der Räume vermindert. Eine Besonderheit ist Porobeton oder Kalksandstein, der ohne zusätzliche Dämmung auskommt. Allerdings ist dann eine Wandstärke von mindestens 50 cm erforderlich, was wiederum den Wohnraum verkleinert. Allerdings ist damit auch der bei Sanierungen geforderte Standard EH55 zu erreichen.
Das Vorurteil, dass Wände „atmen“ müssen, um Schimmelbildung zu vermeiden, ist übrigens irreführend. Tatsächlich erfolgt der Luftaustausch durch das Öffnen von Fenstern oder Türen. Dämmung verhindert vielmehr die Kondenswasserbildung an den Wänden durch Ausgleich der Temperaturunterschiede zwischen Innen- und Außenbereich.
Dämmung trägt zudem zur Wertsteigerung einer Immobilie bei, da sie die Energieeffizienz verbessert, den Wohnkomfort erhöht und die Nebenkosten senkt. Letztlich spricht also mehr für eine Dämmung als gegen sie.
Unsere Serie zu Erneuerbaren Energien bei Sanierungsfällen umfasst folgende Teile: