Welche Berufe im Handwerk sind am gefährlichsten?
Was macht einen Beruf eigentlich gefährlich? Um das herauszufinden, schaut die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) auf die Häufigkeit der meldepflichtigen Arbeitsunfälle. Das sind Unfälle, die zu einer Arbeitsunfähigkeit von mindestens vier Tagen führen. Diese setzt sie anschließend ins Verhältnis zu der Anzahl der Beschäftigten und der durchschnittlich geleisteten Arbeitszeit je nach Berufsgruppe. Daraus ergeben sich die Unfallquoten.
Das höchste Risiko, einen Arbeitsunfall zu erleiden, haben demnach Beschäftigte, die in Baukonstruktionsberufen arbeiten wie
- Zimmerleute,
- Maurerinnen und Maurer,
- Bautischlerinnen und Bautischler,
- Steinmetze.
2022 wurden allein in diesen Berufen 124 meldepflichtige Arbeitsunfälle auf 1.000 Vollzeitarbeiter registriert. Zum Vergleich: Im Durchschnitt über alle Berufe lag die Unfallquote bei 18,7 Arbeitsunfällen je 1.000 Vollarbeiter. Im gesamten Baugewerbe liegt die Unfallquote bei 51,6 Arbeitsunfällen - das ist allerdings nur der zweithöchste Wert. Den höchsten finden die Statistiker im Wirtschaftszweig "Kunst, Unterhaltung & Erholung" mit 56,8.
Bedienerinnen und Bediener mobiler Anlagen schließen sich an mit einer Unfallquote von 82 an, zu dieser Berufsgruppe gehören Führerinnen und Führer von Erdbewegungssowie von mobilen land- und forstwirtschaftlichen Maschinen, genauso wie Kranführerinnen und -führer oder Gabelstaplerfahrerinnen und -fahrer. Bedienerinnen und Bediener von Anlagen der Metallerzeugung und -umformung verzeichnen eine Quote von 78 meldepflichtigen Arbeitsunfällen je 1.000 Vollarbeiter. Ausbaufachkräfte und verwandte Berufe (77) schließen sich an. Unter dem Begriff Ausbaufachkräfte werden Berufe wie Dachdeckerinnen und Dachdecker, Boden-, Fliesenlegerinnen und Fliesenleger, aber auch Stuckateurinnen und Stuckateure sowie Glaserinnen und Glaser zusammengefasst.
Formerinnen und Former, Schweißerinnen und Schweißer (65) sowie Berufe der Maschinenmechanik und Maschinenschlosserei (49) gehören ebenfalls zu den stark unfallgefährdeten Berufen.
Welches Alter hatten die Verunfallten?
Über alle Berufe gerechnet gab es 2022 die meisten Arbeitsunfälle im Betrieb unter den 20- bis 24-Jährigen, gefolgt von den Bis-19-Jährigen. Die wenigsten Arbeitsunfälle gibt es unter den Über-65-Jährigen. Die meisten Unfallopfer im Betrieb waren männlich (69 Prozent). Bei den Wegeunfällen zeigt sich jedoch ein anderes Bild: Hier liegen die weiblichen Beschäftigten vorn (57,3 Prozent).
Die meisten Unfälle finden nach wie vor an einem Montag statt (20,3 Prozent), gefolgt von Dienstag und Mittwoch (je 19,6 Prozent).
Welche Verletzungen sind am häufigsten?
Am häufigsten wurde bei den Unfällen eine Hand verletzt (31,9 Prozent). Am zweithäufigsten steht der Knöchel bzw. der Fuß auf der Liste der verletzten Körperteile (18,9 Prozent) - davon gehen allein 10,9 Prozentpunkte auf das Konto des oberen Sprunggelenks. Schulter/Oberarm/Ellenbogen (7,2 Prozent) und Unterarm/Handgelenk/-wurzel (7,5 Prozent) sind ebenfalls recht häufig betroffen.
Nach Art der Verletzung listet die DGUV Wunden bzw. Zerreißungen am häufigsten auf. 31,4 Prozent der Verletzungen sind dieser Kategorie zuzuordnen. Rund 26 Prozent sind Oberflächenprellungen bzw. Erschütterungen, davon sind Arme, Beine, Knie und der Kopf betroffen. 18,5 Prozent sind Verrenkungen, Zerrungen, Verstauchungen und Überdehnungen - sogenannte (Dis-)Torsionen. (Geschlossene) Brüche sind mit 11,6 Prozent erst an vierter Stelle zu finden.
Viele Unfälle rühren von Abstürzen her, besonders von Leitern und Treppen. Die meisten davon passieren in der Bewegung, also beim gehen, laufen oder steigen. Auch bei Stolper- und Rutschunfällen liegen Treppen weit vorn - nur überholt von Böden.
Welches Werkzeug ist am gefährlichsten?
Die meisten Arbeitsunfälle mit nicht kraftbetriebenen Handwerkszeugen passieren mit Messern und Cuttern (57 Prozent). Hämmer oder Steinspalthämmer liegen mit Abstand mit knapp 13 Prozent dahinter. Auf den dritten Rang kommen Schraubenschlüssel (5,1 Prozent), gefolgt von Schraubenzieher (2,8 Prozent).
Bei den kraftbetriebenen Handwerkszeugen sind Winkelschleifer, Flex, Trennschleifmaschinen mit 26 Prozent am unfallträchtigsten - gefolgt von Handbohrmaschinen (14 Prozent) und Schraub-, Spann- und Bolzeneindrehmaschinen (7,8 Prozent). Kreissägen verursachen rund 7,6 Prozent der Unfälle mit motorisierten Werkzeugen, danach kommen Nagelpistolen (3,7 Prozent), Schleif-/Polier-/Hobelmaschinen (handgeführt - 3,3 Prozent).
Kommt es zu Unfällen mit Maschinen, sind es Maschinen für Erdarbeiten, die besonders häufig zu Unfällen führen (61 Prozent). Baustellenmaschinen - etwa Kreissägen - sind für 7,2 Prozent verantwortlich.
Unfälle nach Landkreisen
Neu hinzugekommen ist in diesem Jahr eine Auswertung der Arbeitsunfallzahlen bezogen auf die Beschäftigtenzahlen nach Landkreisen. Hohe Quoten für Arbeitsunfälle je 1.000 Beschäftigte ergaben sich zum Beispiel für einige Landkreise in der Eifel, im Emsland oder auch auf der Schwäbischen Alb.
Ein geringes Risiko hingegen zeigte sich in Kreisen wie Landshut oder Karlsruhe. Zu den genauen regionalen Ursachen für diese Unterschiede kann die Unfallversicherung aufgrund ihres Datenmaterials keine Angaben machen. Generell lässt sich aber zu den Ursachen von Arbeitsunfällen sagen: Das Unfallrisiko am Arbeitsplatz ist branchenbezogen: Die verarbeitende Industrie und das Handwerk haben höhere Unfallquoten als Dienstleistungsgewerbe und Verwaltungen.
Das Unfallrisiko liegt zudem in Kleinbetrieben höher als in Großbetrieben. Bezogen auf die Statistik der Kreise heißt das: Stark industrialisierte Gebiete mit vielen Kleinbetrieben haben höhere Unfallquoten als Kreise, die durch wenige Großbetriebe oder den Dienstleistungssektor geprägt sind.