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Hitze am Arbeitsplatz: Die wichtigsten Regeln und Tipps

Filip Wissert
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Wer baden gehen kann, freut sich, wer arbeiten muss weniger: Aufgrund des Klimawandels werden auch in Deutschland Hitzewellen immer häufiger und heftiger. Hitze am Arbeitsplatz ist jedoch ein nicht zu unterschätzendes Risiko für Arbeitnehmer – besonders wenn sich die Arbeit im Freien abspielt, was im Handwerk oft der Fall ist. Aber auch im Büro kann die Hitze für Mitarbeiter unerträglich werden und der Gesundheit schaden.

Starke Hitze im Sommer muss unbedingt ernst genommen werden, denn sie kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken – und sogar tödlich enden. Allein in den Hitzewellen in den Jahren 2003, 2006 und 2015 starben in Deutschland fast 20.000 Menschen, wie das Umweltbundesamt berichtete.

Was müssen also Arbeitgeber und Arbeitnehmer beachten, wenn am Arbeitsplatz die Temperaturen immer weiter steigen? Was sagt das Arbeitsrecht dazu und gibt es für Mitarbeiter hitzefrei? Wie erkennt man gesundheitliche Beeinträchtigungen und wie reagiert man darauf? Wir haben in unserem Überblick für Sie die wichtigsten Fakten über Hitze am Arbeitsplatz zusammengefasst.

Hitze am Arbeitsplatz: Das sagt die Arbeitsstättenverordnung 

Rechtlich regelt die Arbeitsstättenverordnung unter der Ziffer 3.5 Technische Regeln für Arbeitsstätten den Umgang mit Hitze am Arbeitsplatz. Hier wird genannt, dass in geschlossenen Räumen wie Büros, Hallen oder anderen Betriebsräumen grundsätzlich die Raumtemperaturschwelle von 26 Grad nicht überschritten werden soll.  

Klettert allerdings das Thermometer draußen über 26 Grad, was bei Hitzewellen in Deutschland häufiger passiert, gelten laut der Arbeitsstättenverordnung andere Regeln. Die Raumtemperatur darf von 26 Grad bis zu maximal 35 Grad ansteigen, wenn der Arbeitgeber diese Maßnahmen für den Betrieb unternimmt: 

  • Es existiert ein angemessener Sonnenschutz und dieser wird effektiv gesteuert (auch nach der Arbeitszeit) 
  • Effektive Lüftungsmaßnahmen (auch nach der Arbeitszeit und in den Nachtstunden) 
  • Elektronische Wärmequellen werden bei Nichtbenutzung ausgeschaltet, entfernt oder eingeschränkt 
  • Bereitstellen von Getränken  
  • Lockerung von Bekleidungsvorschriften  
  • Nutzung von Gleitzeitregelungen 
  • Nutzung von Ventilatoren 

Bei einer Raumtemperatur über 35°C müssen laut der Arbeitsstättenverordnung im Betrieb Luftduschen, Wasserschleier oder Hitzeschutzkleidung als Maßnahmen eingeführt werden. Werden in einem Arbeitsraum dauerhaft 35°C überschritten, ist der Raum nicht mehr als Arbeitsraum geeignet. Allerdings bedeutet das im Arbeitsrecht nicht automatisch hitzefrei. Der Arbeitgeber kann die Arbeitnehmer beispielsweise in einen kühleren Raum versetzen.

Gibt es für Arbeitnehmer hitzefrei?

Nein, einen generellen Anspruch auf hitzefrei haben Arbeitnehmer in Deutschland nicht. Übersteigen die Temperaturen im Raum die 26-Grad-Marke, muss der Arbeitgeber jedoch nach der Arbeitsstättenverordnung geeignete Maßnahmen ergreifen, um die Arbeitsbedingungen angenehmer zu gestalten und eine Gefährdung der Gesundheit der Mitarbeiter zu vermeiden.

Arbeit im Freien: Welche Regeln gelten auf der Baustelle?

Gibt es für geschlossene Räume wie Büros und Betriebsräume durch die Arbeitsstättenverordnung klare Regelungen, so sieht die Arbeit draußen auf der Baustelle etwas anders aus. Denn hier klettern die Temperaturen natürlich viel schneller über den genannten Grenzwert von 26 Grad Raumtemperatur. Eine absolute Obergrenze bei den Temperaturen gibt es bei Arbeiten im Freien demnach nicht.

Arbeitgeber müssen hier nach wie vor die Bestimmungen laut dem Arbeitsschutzgesetz einhalten. Konkrete Forderungen gibt es allerdings nicht. Das Arbeitsschutzgesetz formuliert hier lediglich, dass während der Arbeit "eine Gefährdung für das Leben möglichst vermieden und die verbleibende Gefährdung möglichst gering gehalten wird.”

Hitze am Arbeitsplatz: Besonders auf der Baustelle kann es im Sommer heiß werden.

Hitze am Arbeitsplatz: Das können Arbeitgeber noch tun 

Neben den in der Arbeitsstättenverordnung genannten Maßnahmen können Arbeitgeber ebenfalls diese Schritte unternehmen, um ihre Mitarbeiter bei Hitze am Arbeitsplatz zu schützen. Diese Maßnahmen helfen bei Hitze im Büro und in Betriebsräumen: 

  • Arbeitszeiten an die Temperaturen anpassen. Eine Möglichkeit ist beispielsweise, die kühlen Morgenstunden zu nutzen, also früher mit der Arbeit zu beginnen. 
  • Mehr Pausen anbieten. Pausen sollten nach Möglichkeit in kühleren Bereichen verbracht werden. 
  • Kleiderordnung lockern. 
  • Arbeitnehmern Wasser und Getränke zur Verfügung stellen.

Bei Arbeiten im Freien, wie etwa auf der Baustelle, sollten Arbeitgeber zusätzlich diese Schutzmaßnahmen einführen:

  • Für Schatten sorgen, etwa durch Sonnenschirme. 
  • Schutzkleidung bereitstellen (Mützen, Sonnenbrillen, Sonnencreme).  
  • Auf entsprechende Kleidung der Mitarbeiter achten (lange Hosen und Hemden) und genügend Pausen anbieten, damit Mitarbeiter ggf. Sonnenschutz nachtragen können. 
  • Baumaschinen und Fahrzeuge mit Klimaanlagen bereitstellen 
  • Für eine gute Belüftung der Arbeitsbereiche sorgen.

Arbeitsschutz: Folgen für Arbeitgeber bei Nichteinhaltung

Die Arbeitsstättenverordnung im Arbeitsschutzgesetz ist zwar kein Gesetz, eine Missachtung kann aber durchaus Folgen für den Arbeitgeber haben:

Wurde die Gesundheit eines Mitarbeiters vorsätzlich gefährdet und die Arbeiten vom Arbeitgeber nicht eingestellt, kann das eine Geldstrafe von bis zu 5.000 Euro geben. Bei einem Verstoß gegen das Arbeitsschutzgesetz drohen insgesamt Bußgelder bis zu 30.000 Euro oder eine Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr.

Hitze bei der Arbeit: Die besten Tipps

Hitzefrei kennt man noch gut aus der Schule, im Arbeitsleben gehört dies leider der Vergangenheit an. Damit die Arbeit trotz hoher Temperaturen leichter fällt, haben wir für Sie die besten Tipps erstellt, die Arbeitnehmern bei Hitze am Arbeitsplatz helfen.

Leichte Sommerkleidung für die Arbeit

Wählen Sie luft- und feuchtigkeitsdurchlässige, leichte und bequeme Kleidung für die Arbeit. Dazu gehören vor allem Naturmaterialien wie Leinen, Baumwolle oder Seide. Arbeitgeber sollten hier eventuelle Kleidungsvorschriften im Büro lockern. Mitarbeiter im Handwerk und auf Baustellen müssen natürlich weiterhin Sicherheitsvorschriften laut dem Arbeitsrecht erfüllen. Achten Sie hier vor allem auf Kleidung, die Sie zuverlässig vor UV-Strahlung schützen.

Viel Wasser Trinken

Bei Hitze fängt der Körper an zu schwitzen. Beim Verdunsten auf der Haut wird unser Körper gekühlt und unsere Körpertemperatur stabil gehalten. Allerdings führt das viele Schwitzen auch dazu, dass wir viel Flüssigkeit verlieren. Deshalb sollten Sie im Sommer stets viel Wasser trinken. Während bei +24°C Raumtemperatur etwa zwei Liter Flüssigkeit an einem Arbeitstag reichen, trinken Sie bei hohen Temperaturen etwa drei Liter oder auch gern mehr.

Speiseplan anpassen

Im Sommer sollte man bei hohen Temperaturen den Speiseplan anpassen. Statt deftiger Nahrung sollten Sie lieber leichte Kost zu sich nehmen. Ganz wichtig: Salz nicht vergessen. Beim Schwitzen gehen viele Mineralien verloren, was man mit salzigem Essen wieder ausgleicht.

Arbeitgeber können ihren Mitarbeitern mit unterschiedlichen Maßnahmen helfen, wenn es in der Arbeit immer heißer wird.

Körperpartien kühlen

Benetzen Sie Ihre Handgelenke mit kaltem Wasser, das sorgt kurzfristig für Kühlung. Ventilatoren verbessern zusätzlich die Verdunstung beim Schwitzen und damit die Kühlung des Körpers. Weitere Tipps sind etwa das klassische Fußbad unter dem Schreibtisch oder feuchte Lappen bzw. Coolpacks aus dem Kühlschrank als Alternative.

Auf Körpersignale achten

Menschen reagieren unterschiedlich auf Hitze. Wichtig ist es deshalb, verstärkt auf die eigenen Körpersignale zu achten. Fühlen Sie sich unwohl, suchen Sie kühlere Bereiche auf und legen Sie eine Pause ein.

Reden Sie mit Ihrem Arbeitgeber

Sollten Ihrer Meinung nach durch die Hitze am Arbeitsplatz Zustände entstehen, die sich durch Maßnahmen vermeiden ließen, sprechen Sie Ihren Arbeitgeber an. Wie die Arbeitsstättenverordnung zeigt, müssen Arbeitgeber dafür sorgen, dass bei hohen Temperaturen zwischen 26 und 35 Grad entsprechende Gegenmaßnahmen zum Arbeitsschutz eingeführt werden.

Wichtig: Es ist nicht erlaubt, eigenmächtig nach Hause zu gehen, sonst könnte eine Abmahnung erfolgen. Trifft der Arbeitgeber keine Vorkehrungen und stellt die Weiterarbeit ein Gesundheitsrisiko (Beweislast) dar, darf der Arbeitnehmer tatsächlich nach Hause gehen. Reden Sie, falls vorhanden, auch mit dem Betriebsrat.

Hitzschlag & Sonnenstich: Gefahren für die Gesundheit durch Hitze erkennen

Übermäßige Hitze birgt viele Risiken für die Gesundheit und kann zu ernsthaften Problemen führen. Allein im Jahr 2022 starben in der EU über 60.000 Menschen in den Sommermonaten Juni, Juli und August, wie die Fachzeitschrift nature medicine in einer Studie feststellte.  Das Jahr 2022 war das heißeste Jahr in Europa seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die mit dem Klimawandel verbundene Hitzebelastung beansprucht den Organismus des Menschen immer stärker – das gilt erst recht für Mitarbeiter, die im Freien arbeiten. Häufige Folgen sind unter anderem:

  • Kreislaufprobleme
  • Regulationsstörungen
  • Kopfschmerzen
  • Erschöpfung
  • Benommenheit
  • Dehydration

Damit Arbeitgeber und Arbeitnehmer besser vorbereitet sind, finden Sie hier die wichtigsten Fakten der unterschiedlichen Hitzeerkrankungen wie Hitzschlag oder Sonnenstich, und wie Sie Erste Hilfe leisten:

Gesundheitsrisiken wie Hitzeschlag, Sonnenstich und weitere sollten immer ernst genommen werden.
Erste Hilfe bei Hitzeerkrankungen: Das sind die wichtigsten Regeln.

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