Deutschland braucht eine 15-Millionen-E-Auto-Strategie
Hierzu erklärt Dr. Marie-Luise Wolff, Präsidentin des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW):
„Die Bundesregierung hat ein wichtiges Ziel gesetzt: 15 Millionen vollelektrische Pkw sollen bis 2030 auf deutschen Straßen fahren, damit auch der Verkehrssektor einen Beitrag zum Klimaschutz leistet und Deutschland bei der Zukunftstechnologie Elektromobilität weiter vorn mitspielt. Die Energie- und Ladebranche steht zu diesem Ziel und investiert hier kräftig: rund 9 Milliarden Euro allein für öffentliche Ladesäulen, plus den Netzausbau für 15 Millionen E-Pkw.
Was uns Sorge bereitet: Zwar wachsen die E-Pkw-Zahlen seit drei Jahren sehr erfreulich, das 15 Millionen-Ziel wird nach aktuellen Prognosen aber dennoch weit verfehlt. Experten gehen von 7 und 10 Millionen E-Autos aus. Das wäre eine Zielverfehlung um bis zu 50 Prozent. Ein „Weiter so“ ist keine Option.
Daher ist es richtig, dass der Bundeskanzler das Thema jetzt zur Chefsache gemacht hat und sich damit noch einmal ganz klar für die Zielerreichung ausspricht. Und er hat auf der IAA im September auch einen zentralen Punkt angesprochen: Der Hochlauf der E-Mobilität „wird nicht funktionieren, wenn es nicht auch Angebote gibt, die für ganz viele Bürger bezahlbar sind“. Es ist entscheidend, dass sich breite Bevölkerungskreise saubere Mobilität leisten können. Nur durch Teilhabe kommen wir ins Ziel. Und das sollte uns im Zweifel auch etwas wert sein.
Natürlich braucht es auch ein klares Commitment der Automobilindustrie. Wenngleich auch die Automobilindustrie ohne die richtigen Rahmenbedingungen das Ziel nicht wird erreichen können. Daher braucht es die klare Bereitschaft der Bundesregierung, ihr eigenes Ziel auch mit geeigneten Maßnahmen zu flankieren. Es braucht eine 15-Millionen-E-Auto-Strategie.
Die Automobilindustrie und die Ladebranche haben den Elektromobilitätsmarkt schon auf einen guten Weg gebracht, sowohl bei den E-Pkw als auch bei den Ladesäulen. Nun gilt es, gemeinsam mit der Politik diesen Markt zu einem Massenmarkt weiterzuentwickeln und gleichzeitig auch die Nutzfahrzeuge stärker in den Blick zu nehmen.“