Mobbing am Arbeitsplatz: Das können Sie tun
Boshaftigkeiten unter Kollegen werden inzwischen häufig beinahe öffentlich und mit der stillschweigenden Billigung der Kollegen beobachtet. Manchmal werden so ganze Karrieren sabotiert und behindert.
Worin unterscheiden sich Mobbingattacken von normalem Ärger?
Dass am Arbeitsplatz nicht immer alles glatt und reibungslos verläuft, und dass man gerade in stressigen Situationen auch mal mit dem einen oder anderen Arbeitskollegen aneinander geraten kann, das kennt sicher jeder von uns. Meist handelt es sich dabei aber um situationsbedingte Reibereien und Streitigkeiten, die sich an einem bestimmten Punkt entzünden. Ist der erste Unmut erst einmal verraucht, können sie meist auch wieder beigelegt werden. Zwar sind auch solche Situationen unschön für alle Beteiligten und Zuschauer, sie fallen aber noch nicht in die Kategorie des Mobbings.
Ein wirkliches Mobbing zeichnet sich dadurch aus, dass es einen oder mehrere Aggressoren und meist nur ein Opfer gibt. Ist dieser Schwächere erst einmal identifiziert, wird er zum Sündenbock und alle negativen Eigenschaften werden auf ihn provoziert. Er wird gehänselt, geärgert und sabotiert, wo immer dies möglich ist. Bei der Wahl der Mittel sind die Täter meist wenig sensibel und nehmen keine Rücksicht. Je schmerzhafter ein Angriff für das Opfer ist, desto mehr kann sich der Täter an dessen Qual weiden. Häufig wird so lange und so intensiv mit System gemobbt, bis das Opfer die Flucht ergreift und sich versetzen lässt oder gleich von sich aus kündigt.
Welche Formen kann Mobbing annehmen?
Auch Angriffe und Fallen, die das Opfer bei den Vorgesetzten im schlechten Licht erscheinen lassen, zählen zu diesen Ungeheuerlichkeiten. So werden beispielsweise wichtige Informationen vorenthalten, die der Gemobbte für die gute Erledigung seiner Arbeit benötigen würde. Andere Informationsquellen werden gesperrt und unzugänglich gemacht. Zuarbeit wird nicht erledigt, und das Opfer damit in seiner Tätigkeit ausgebremst und blockiert. Möchten die Täter das Opfer daran hindern, seine Arbeit gut ausführen zu können, finden sie ungezählte Möglichkeiten. Am effektivsten sind die Sabotagen dann, wenn sie nicht nachgewiesen werden.
Aber auch emotionale Ausgrenzungen sind ein probates Mittel, um einen Kollegen oder eine Kollegin zu diskreditieren. Das kann mit ganz kleinen Gemeinheiten beginnen, indem man sich zum Beispiel in der Kantine absichtlich nicht an den Tisch des Opfers setzt. Oder das Opfer als einzigsten in der Abteilung nicht auffordert, mit zum Essen zu gehen. Auf diese Weise findet eine subtile Form der Ausgrenzung statt, die anfangs noch gar nicht so sehr auffällt. Lediglich das Mobbing-Opfer bemerkt es und wird mit der Zeit immer unsicherer den Kollegen gegenüber. Durch die räumliche Ausgrenzung und die Nichtbeteiligung an Gesprächen finden weitere Informationsverluste statt. Dinge, die wie selbstverständlich in der Runde kommuniziert werden, bekommt das Opfer nicht mit und verhält sich dementsprechend anders als es von ihm erwartet wird.
Welche Auswirkungen kann Mobbing haben?
Es liegt ganz klar auf der Hand: Niemand fühlt sich wohl, wenn er mit ständig neuen Gehässigkeiten und Gemeinheiten traktiert wird. Nur die wenigsten Menschen stehen einfach darüber und machen sich nichts daraus, ob sie bei anderen beliebt oder unbeliebt sind. Und noch seltener kommt es vor, dass erlittene Ungerechtigkeiten einfach so hingenommen werden; vor allem dann nicht, wenn sie zu beruflichen Nachteilen führen. Im besten Fall führen Mobbingattacken beim Opfer dazu, dass es die Lust an seiner Arbeitsumgebung verliert, sich isoliert und zurück zieht und einfach weniger Spaß im Alltag hat, seinen Job aber weiterhin gut bewältigt. Menschen, denen das gelingt, verfügen über eine sehr hohe Resilienz. Allein deshalb werden sie aber schon deutlich seltener überhaupt als Opfer auserkoren.
In den meisten Fällen führen Gehässigkeiten am Arbeitsplatz beim Opfer zu großem Frust und großem Ärger. Macht es sich dieser Gereiztheit Luft, so platzt ihm manchmal sprichwörtlich der Kragen. Häufig genau dann, wenn das Fass durch eine Kleinigkeit zum Überlaufen gebracht wird, die für sich betrachtet gar nicht wirklich nennenswert wirkt. Fährt das Opfer dann aus der Haut und wehrt sich lautstark, hinterlässt es dabei meist einen wenig souveränen, wenn nicht sogar unkontrollierten Eindruck. Da solche Ausbrüche im Geschäftsleben nicht sonderlich gut ankommen, ist häufig noch mit Sanktionen oder Gesprächen durch den Vorgesetzten zu rechnen. Verläuft der Unmut still und leise, so wird sich mit der Zeit einfach ein großes Gefühl der Unlust an der Arbeit einstellen. Die Motivation und damit auch die Produktivität werden sinken. Das Mobbing-Opfer erbringt insgesamt eine schlechtere Arbeitsleistung und fällt durch mangelnden Antrieb negativ auf, was sich ebenfalls auf die Karriere auswirken kann.
Am schlimmsten jedoch trifft es besonders sensible Menschen. Verfügt das Mobbing-Opfer zusätzlich noch über ein eher moderates Selbstbewusstsein, so wird es häufig gar keinen Mut aufbringen, sich gegen die erlittenen Gemeinheiten zur Wehr zu setzen oder sich Hilfe zu organisieren. Vielmehr wird es nach Gründen für die Ablehnung durch die Täter suchen und sich selbst Vorwürfe machen. Viele Opfer von Anfeindungen fühlen sich dem ihnen häufig unerklärlichen Druck und den Gemeinheiten der Täter nicht gewachsen und leiden still vor sich hin. Die Belastungen und Ängste können dazu führen, dass der Job nicht mehr richtig ausgeübt werden kann und dass die Produktivität sinkt.
Auch Fehler sind dann mehr und mehr an der Tagesordnung. Häufig ist das Opfer so sehr belastet, dass es sich gar nicht mehr zu helfen weiß, außer in der Flucht. Die Krankheitstage steigen an, psychosomatische Beschwerden stellen sich zunehmend ein. Auch schwerwiegende psychische Erkrankungen können durch fortgesetztes Tyrannisieren und Geringschätzen ausgelöst werden, wenn das Selbstwertgefühl sinkt und die Hilflosigkeit steigt. Es sind bereits Fälle bekannt, bei denen Mobbingopfer bis in den Suizid getrieben wurden.
Wie kann man sich gegen Mobbing wehren?
Gehen die Gemeinheiten von anderen Mitarbeitern aus, so kann schon ein sehr selbstbewusster und starker Umgang mit diesen Menschen etwas bewirken. Sucht ein Mobbingopfer direkt das Gespräch mit den Aggressoren, kann es diesen sehr schnell ihre Grenzen aufzeigen. Doch leider gelingt das nur selten. Hilfreich kann es auch sein, sich Unterstützung von Abteilungskollegen zu suchen. Viele Arbeitnehmer scheuen sich davor, sich Rat und Hilfe von ihren Vorgesetzten einzufordern, da sie nicht als schwache Menschen dastehen möchten. Natürlich gibt es sogar Fälle, in denen die Gehässigkeiten direkt vom direkten Vorgesetzten ausgehen. Dann ist es besonders schwierig, sich Hilfe zu organisieren, da auch die Abteilungskollegen fürchten müssen, in die direkte Schusslinie zu geraten.
In vielen Betrieben gibt es offizielle Vertrauenspersonen und einen Betriebsrat oder Personalrat. An diese Menschen kann ein Mobbingopfer sich mit der Bitte um Unterstützung wenden. Je besser die erlittenen Qualen dabei beschrieben und nachgewiesen werden können, umso besser stehen die Chancen, den Drangsalierungen ein Ende bereiten zu können. Diffuse Aussagen über eigene Befindlichkeiten helfen dagegen leider sehr wenig, da sie keine Ansatzpunkte für konkretes Handeln bieten. Es empfiehlt sich also, die erlittenen Demütigungen so gut es geht sachlich zu dokumentieren. Manche Missetaten lassen sich auf Fotos erkennen. Auch irreführende E-Mails mit beispielsweise ungenügenden oder nachweislich unwahren Informationen sind gut geeignete Beweisstücke.
Jedes Mobbingopfer sollte wissen, dass es ein Recht darauf hat, sich bei entsprechenden Personen im Betrieb mit seinen Problemen vorstellen zu dürfen und um Hilfe zu ersuchen. Diese definierten Personenkreise sind meist im Konfliktmanagement geschult und kennen geeignete Möglichkeiten für Interventionen. Was Mobbingopfer häufig nicht wissen: Sehr oft sind die Aggressoren bereits aus anderen Vorfällen bekannt und stehen bereits unter Beobachtung. Jedes Opfer kann also nur ermutigt werden, die erlittenen Demütungen nicht einfach stillschweigend auszuhalten und zu akzeptieren, sondern sich aktive Unterstützung zu suchen.