Kreditvergabe: Was Sie über das Rating wissen sollten
Die Beurteilung von Handwerksunternehmen durch Banken wird von Zahlen dominiert. Über Wohl oder Wehe entscheidet das sogenannte Rating. Wichtig: Es entscheiden nicht allein nur die harten Faktoren, wie etwa Betriebskennzahlen.
Wenn die Geschäfte gut laufen, kann mir das Rating da nicht egal sein?
Wenn die Geschäftslage gut ist, darf der Kontakt zur Bank deshalb nicht vernachlässigt werden. Das Rating muss stets im Blick gehalten werden.
Warum ist eine gute Rating-Einstufung wichtig?
Das Rating ist ausschlaggebend für die Bonität des Bankkunden und dessen Zinsbelastung bei Inanspruchnahme von Bankendarlehen.
Was genau wird beim Rating untersucht?
Beim Rating wird der letzte Jahresabschluss die aktuelle betriebswirtschaftliche Auswertung (BWA) nebst Summen- und Saldenliste analysiert. Sofern vorhanden werden die Business- und die Finanzplanung mit einbezogen. Auch die Nachfolge- und Notfallplanung stellt einen nicht zu unterschätzenden Teil des Ratings dar.
Haben langjährige Bankbeziehungen Einfluss auf die Bewertung?
Auf jeden Fall. Je besser eine Bank ihren Bankkunden kennt und beurteilen kann, wird sich dies bei positiver Beurteilung des Bankkunden auch positiv auf das Rating auswirken. Was sich jedoch bei einem negativ belegten Engagement aus Bankensicht auch im Rating umkehren wird.
Was kann ich tun, um mein Rating zu verbessern?
Wir empfehlen: ein mindestens jährlich stattfindendes Bankengespräch in Verbindung mit der Besprechung des Jahresabschlusses und der neuen Finanzplanung, um der Bank Transparenz über die weitere Unternehmensentwicklung zu geben.
Ich würde gerne von meiner Bank wissen, wie ich beurteilt wurde. Kann ich das in Erfahrung bringen?
In diesem Jahresgespräch kann man durchaus den Bankberater bitten, wenn er die notwendigen Unterlagen zu diesem Gespräch vorab erhalten hat, die aktuelle Ratingauswertung mitzubringen und diese zu besprechen.
Gibt es von Bank zu Bank Unterschiede in der Art der Bewertungen?
Jede Bank beurteilt dieselben Unterlagen der Bankkunden. Allerdings unterscheidet sich die Gewichtung der einzeln ausgewerteten und beurteilten Punkte im Ratingsystem. Genaue Einblicke lässt eine Bank hier nicht zu.
Wenn ich mit Ratingbewertung bzw. der Angabe zur Ausfallwahrscheinlichkeit nicht zufrieden bin, was kann ich dagegen tun?
Man kann generell die negativ beurteilten Punkte genau ansehen und über einen Businessplan oder eine Umstrukturierung innerhalb des Unternehmens für die Zukunft entgegenwirken.
Was sind "harte" (quantitative) Rating-Kriterien?
- Liquiditätsgrad
- Eigenkapitalquote
- Deckungsgrad
- Steuerliches Betriebsergebnis
- Personalkosten
Welche Rating-Kriterien gelten als "weich" (qualitativ)?
- Persönliche und fachliche Qualifizierung des Unternehmers
- Aufbau der Organisation
- Nachfolge- und Vertretungsregelungen
- Unternehmensstrategie
- Markt und Wettbewerb
- Personalkonzeption
- Wettbewerber vor Ort
- Konkurrenzfähigkeit der Dienstleistungen
Dieser Beitrag von Heiko Geiger ist zuerst erschiene in SBZ/04-2017, bearbeitet von haustec.de. Heiko Geiger ist Diplom-Betriebswirt und selbstständiger Steuerberater. Außerdem ist er tätig als Seminarleiter, Referent und Fachautor im Expertenteam der Steinseifer-Seminare, einer Unternehmensberatung für Handwerksbetriebe.