Dena-Studie untersucht Drittzugang klimaneutraler Wärmeanbieter
Die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung ist ein wichtiger Bestandteil der Energiewende. Heute ist die Fernwärme in Deutschland noch durch fossile Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen geprägt (22 % auf Basis von Kohle, 44 % Gas). Bis 2030 soll der Anteil klimaneutraler Wärme gemäß Koalitionsvertrag bei mindestens 50 Prozent liegen. Eine wichtige Rolle kommt dabei der Fernwärme zu. Die dena hat daher im Auftrag der European Climate Foundation (ECF) gemeinsam mit dem Öko-Institut und dem Hamburg-Institut vier verschiedene Modelle für eine zukünftige Regelung des Drittzugangs bewertet und in einem Kreis von sieben Stakeholdern – von Fernwärmeunternehmen über Geothermieentwickler, Wärmenetzplaner bis zum Verbraucherschutz – zur Diskussion gestellt.
Kristina Haverkamp, Geschäftsführerin der dena, sagte: „Der Ausbau klimafreundlicher Fernwärme ist ein wichtiger Baustein der Wärmewende. Die Erleichterung des Drittzugangs klimaneutraler Wärmeanbieter kann dabei eine entscheidende Rolle spielen. Hier sollte keine Zeit verloren werden, um den Umstieg auf klimafreundliche Fernwärme zu beschleunigen. Mit Wärmenetzen können viele klimafreundliche Wärmepotenziale überhaupt erst in großem Umfang nutzbar gemacht werden, insbesondere die der Solar- und Geothermie, aber auch der unvermeidbaren Abwärme beispielsweise von Industriebetrieben und Rechenzentren.“
In Deutschland gibt es für externe Anbieter von Wärmeerzeugung bzw. Abwärme bislang nur einen verhandelten Netzzugang, d.h. die Fernwärme-Versorger haben vereinzelt Lieferverträge mit Industrie-Unternehmen geschlossen, welche Abwärme in die Netze einspeisen.
Die neue dena-Studie kommt zu folgenden zentralen Ergebnissen:
- Die Stärkung des Drittzugangs zu den Fernwärmenetzen kann dabei helfen, die Dekarbonisierung zu beschleunigen, sollte jedoch um weitere Instrumente wie Quotenmodelle oder Einspeisetarife ergänzt werden. Die Aufnahme klimaneutraler Wärmeanbieter in den Netzbetrieb kann die Dekarbonisierung insbesondere dort beschleunigen, wo aufgrund der Monopolstellung eines Unternehmens bisher keine ausreichende Transformationsdynamik ausgelöst wurde.
- Aufgrund der lokalen Spezifika von Fernwärmenetzen muss die Stärkung des Drittzugangs mit dem Prozess der kommunalen Wärmeplanung eng verzahnt werden. Bereits in der Potenzialanalyse der Wärmeplanung müssen erschließbare Wärmequellen identifiziert und in den kommunalen Wärmeplan sowie in die Maßnahmenplanung integriert werden. Hierbei sollte auch bewertet werden, welche Energieerzeuger technisch, wirtschaftlich und sozialverträglich für die Einspeisung in ein Wärmenetz geeignet sind.
- Unabhängig vom Regulierungsmodell bestehen darüber hinaus erhebliche Potenziale zur Erhöhung der Preis- und Klimatransparenz des Fernwärmesektors. Anders als der Strom- und Gassektor ist der Fernwärmesektor weiterhin ein lokaler Monopolmarkt mit unzureichender Transparenz. Zwar gibt es bestehende Regelungen für den Fall einer Preisanpassung, doch sind die Preise und die zugrunde liegenden Kosten weitgehend intransparent.
- Ebenso ist die Transparenz in Bezug auf die CO2-Emissionen aus der Fernwärmeversorgung nach wie vor unzureichend – sowohl für ein notwendiges Monitoring als auch für die Anschlussnehmenden. Soll deren Anzahl in Zukunft wie geplant steigen – und zugleich die Dekarbonisierung voranschreiten – sind weitere Schritte für Transparenz und Akzeptanz notwendig. Die deutsche Praxis wird schon aufgrund zukünftiger EU-Vorgaben verbessert werden müssen.
Die heute veröffentlichte ECF-Studie „Regulatorische Modelle für eine klimaneutrale Fernwärme in Deutschland“ kann über die Webseite der dena heruntergeladen werden.