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Krankheitsbedingte Fehlzeiten im Handwerk

Oliver Janßen

Die Länge der Krankmeldungen von Arbeitnehmern hängt häufig von der beruflichen Tätigkeit ab.  Das zeigt eine aktuelle Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) mit den AOK-Arbeitsunfähigkeitsdaten. So fehlten Arbeitnehmer in den Berufen mit den höchsten Krankenständen im Jahr 2018 durchschnittlich 26,3 Tage. In den Berufen mit den niedrigsten Krankenständen waren es nur halb so viele, im Schnitt 12,8 Tage. Die geringsten Ausfallzeiten hatten mit 4,6 Tagen Beschäftigte in den Berufen der Hochschullehre und -forschung, die höchsten Werte hatten Beschäftigte in der Ver- und Entsorgung mit 32,5 Tagen. 

Hohe körperliche Belastungen

Die Analyse des WIdO zeigt, wie stark der ausgeübte Beruf sowohl den Umfang krankheitsbedingter Fehlzeiten als auch die Art der Erkrankung beeinflusst. Den Spitzenplatz bei den Krankheitstagen nahmen 2018 Berufsgruppen aus den Bereichen Ver- und Entsorgung mit 32,5 Fehltagen pro Jahr ein, gefolgt von den Straßen- und Tunnelwärtern mit 31,4 Fehltagen und den Berufen in der industriellen Gießerei mit 30 Fehltagen. Diese Berufsgruppen haben hohe körperliche Arbeitsbelastungen. Die niedrigsten Fehlzeiten hingegen hatten im gleichen Jahr Berufe in der Hochschullehre und -forschung mit lediglich 4,6 Fehltagen, gefolgt von den Berufen in der Softwareentwicklung mit 7,7 Fehltagen.  

Handwerker knapp 20 Tage krank

Die Krankenstandsanalyse der IKK classic beschäftigt sich unter anderem mit den Fehlzeiten im Handwerk. So liegt in der jüngsten Auswertung für das Jahr 2017 der Krankenstand im Handwerk bei 5,2 Prozent. Das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als bei den Gesamtversicherten der IKK classic (5,0 Prozent).  2017 wurde ein Handwerker durchschnittlich 18,9 Tage krankgeschrieben. Handwerker benötigen mit durchschnittlich 13,9 Tagen Krankheitsdauer knapp einen Tag länger um nach einer Erkrankung wieder fit zu werden. Dafür liegt der Anteil der Versicherten, die in 2017 keine einzige Krankmeldung vorlegten im Handwerk um 3,2 Prozentpunkte höher. Erkrankt ein Beschäftigter im Handwerk, dann wohl eher heftig und langwierig – das bestätigt der Anteil an Langzeiterkrankungen (50 Prozent). 

Im Vergleich zu den Gesamtzahlen der IKK classic benötigten Handwerker 2017 knapp einen Tag länger, um nach einer Erkrankung wieder fit zu werden.

Muskel-Skelett-Erkrankungen häufigste Ursache im Handwerk

Der Anteil der Muskel-Skelett-Erkrankungen an allen Krankheitstagen ist  mit 29,9 Prozent hoch, ebenso wie der Anteil der Verletzungen - sie machen 15,9 Prozent aller Fehltage aus. Der Anteil der psychischen Erkrankungen im Handwerk liegt mit 9,4 Prozent auf einem niedrigen Niveau.

Der Anteil der Muskel-Skelett-Erkrankungen an allen Krankheitstagen ist mit 29,9 Prozent im Jahr 2017 hoch.

Berufstätige in Süddeutschland weniger krank

Neben der beruflichen Tätigkeit wirkt sich auch der Ort auf die Fehltage von Arbeitnehmern aus. Laut einer aktuellen Datenerhebung der KKH Kaufmännische Krankenkasse fehlten 2018 im Osten mit durchschnittlich 6 Prozent die meisten Arbeitnehmer wegen Krankheit, gefolgt vom Westen mit 5,2 Prozent. Im Norden und Süden hingegen meldeten sich dagegen nur 4,6 beziehungsweise 4,2 von 100 Berufstätigen krank. Ein Grund für diese Unterschiede sei die Jobstruktur in den jeweiligen Regionen. Auch die Arbeitslosenquote, die im Osten nach wie vor höher ist, spiele eine Rolle, heißt es bei der KKH. 

In keinem anderen Bundesland fehlten im vergangenen Jahr mehr Arbeitnehmer wegen Krankheit als in Sachsen-Anhalt. Mit einem Krankenstand von 6,4 Prozent liegt das Bundesland deutlich über dem Gesamtschnitt von genau 5 Prozent. Auf Platz zwei und drei rangieren Thüringen mit 6,2 Prozent und Brandenburg mit 6,1 Prozent. 

In Baden-Württemberg, Bayern und Hamburg waren dagegen nur 4,2 von 100 Arbeitnehmern krankgeschrieben.  

Auch im Saarland ist der Krankenstand mit genau sechs Prozent sehr hoch. Den Rekord hält das kleine Bundesland aber in Sachen Krankheitsdauer: Beschäftigte waren dort durchschnittlich knapp 17 Tage krankgeschrieben - so lange wie in keinem anderen Bundesland. Am anderen Ende der Statistik stehen dagegen Bayern und Hamburg mit jeweils 13,2 Tagen Krankheitsdauer.

Arbeitgeber kann Urlaub streichen

Das Bundesurlaubsgesetz sieht bei einer 5-Tage-Woche mindestens einen Urlaubsanspruch von 20 Werktagen vor, bei einer 6-Tage-Woche entsprechend 4 Tage mehr. Dieser Urlaub steht Arbeitnehmern grundsätzlich zu. 

In vielen Tarif- oder Arbeitsverträgen liegt die Zahl der Urlaubstage jedoch über der gesetzlichen Mindestregelung. So haben Arbeitnehmer bis zu 30 Tage Urlaub laut Vertrag. Doch Vorsicht: Diese Mehr-Tage können vom Arbeitgeber gestrichen werden, wenn Arbeitnehmer über einen längeren Zeitraum ausfallen.

Dies bestätigt ein rechtskräftiges Urteil vom Arbeitsgericht Saarbrücken, wie der Wirtschaftsverband Holz und Kunststoff Saar e.V. berichtet. Das Urteil bezieht sich auf den Mantelvertrag Schreiner Saar. In diesem Fall war ein Arbeitnehmer mehr als 1,5 Jahre krankgeschrieben. Nach 42 Fehltagen wurde ein Urlaubstag gekürzt, nach 52 Fehltagen ein weiterer usw. Nach mehr als 122 Fehltagen wurden dem Arbeitnehmer insgesamt 9 Urlaubstage gekürzt, nämlich genau die Mehr-Tage seines Tarifvertrags gegenüber den gesetzlichen Mindesttagen.   

Lesen Sie auch: Darf man wegen Krankheit gekündigt werden?

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