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Öl- und Gas-Heizungen: Bestand schrumpft 2023 entgegen der Wahrnehmung

Das Schornsteinfegerhandwerk veröffentlicht jährlich Strukturdaten zum Heizungsbestand in Deutschland. Besonders interessant sind die Zahlen und Veränderungsraten im Bereich Öl- und Gas-Heizungen. Sie zeigen auch, wie viele fossil betriebene Heizungen in den nächsten Jahren durch klimafreundliche Alternativen ersetzt werden müss(t)en. Im Jahr 2023 setzte sich der Trend des Vorjahres fort: Der Anlagenbestand ist insgesamt effizienter geworden, alte Heizkessel wurden ausgetauscht.

Nach Informationen des Bundesverbands des Schornsteinfegerhandwerks – Zentralinnungsverband (ZIV) heizten im Jahr 2023 über 19 Mio. Anlagen mit fossilen Brennstoffen. Fast 14,4 Mio. nutzten Erdgas, rund 5 Mio. Heizöl. Damit verringerte sich die Anzahl der fossil betriebenen Heizungen insgesamt um ca. 1 %. Die ZIV-Erhebungen bestätigen Berechnungen der Kollegen der TGA+E-Redaktion, wonach 2023 entgegen der allgemeinen Wahrnehmung und zahlreichen oberflächlichen Berichten die Heizungswende schneller als jemals zuvor fortgesetzt worden ist.

Die Gesamtzahl der Öl- und Gas-Feuerungsanlagen wird in den ZIV-Erhebungen nach weiteren technischen Kategorien aufgeschlüsselt und erlaubt eine detaillierte Auswertung der installierten Technik. Unterschieden und erfasst werden Heizwert- und Brennwertgeräte, raumluftabhängige und raumluftunabhängige Feuerstätten, mit und ohne Gebläse. Hinzu kommen Gas-Raumheizer und Gas-Feuerstätten, die nur zur Trinkwassererwärmung genutzt werden. Rechnet man alle Gas-Feuerstätten zusammen, ergibt sich eine Gesamtzahl von über 15 Mio. Anlagen.

Mehr Brennwertanlagen

Rund 8,3 Mio. dieser Gas-Feuerstätten, also mehr als die Hälfte, verfügt über Brennwerttechnik. Nimmt man die Anzahl der Öl-Brennwertgeräte hinzu (rund 880.000), ergibt sich eine Gesamtzahl von 9,2 Mio. Brennwertfeuerstätten und ein Zuwachs von 5,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Brennwertheizkessel können auch ohne hohe Bereitstellungsverluste in Hybridanlagen zur Spitzenlastabdeckung an wenigen Heiztagen im Jahr oder zur Erhöhung der Versorgungssicherheit genutzt werden.

Der ZIV geht aufgrund der aktuellen Gesetzeslage davon aus, dass in den nächsten Jahren sukzessive weniger Öl- und Gas-Heizungen neu installiert werden. Auch die steigende nationale CO2-Bepreisung von Erdgas und Heizöl dürfte Einfluss auf die individuelle Entscheidung für oder gegen eine bestimmte Wärmetechnik haben. Denn in den nächsten Jahren werden Verbraucher laut der Einschätzung des ZIV schrittweise mehr für fossile Brennstoffe zahlen müssen:

Der Preis für CO2-Emissionen aus fossilen Brennstoffen liegt im Jahr 2024 bei 45 Euro/t und wird auf 55 Euro/t im Jahr 2025 steigen (jeweils netto). Eine Anpassung der Verbraucherpreise sei deshalb zu erwarten. Inklusive 19 % Mehrwertsteuer bedeutet ein um 10 Euro/t höherer CO2-Preis bei einer Abnahme von 20.000 kWh/a Erdgas Mehrkosten von 43 Euro/Jahr, von 1.800 l Heizöl/a Mehrkosten von 57 Euro/a und von 1.410 kg LPG Mehrkosten von 51 Euro/a.

Weniger Altanlagen im Einsatz

Das Gebäudeenergiegesetz räumt Hausbesitzern viel Zeit für eine Umstellung ihrer Wärmeversorgung ein. Bestehende Öl- und Gas-Heizkessel dürfen weiterhin betrieben und bei einem Defekt auch repariert werden. Wenngleich diese Anlagen Bestandsschutz genießen, weist das Schornsteinfegerhandwerk darauf hin, dass sich aufgrund niedriger Nutzungsgrade und höherer Wartungskosten in der Regel schon aus wirtschaftlichen Gründen einen Austausch empfiehlt.

Insgesamt hat sich die Zahl der Altanlagen im Vergleich zum Vorjahr verringert. Im Jahr 2023 dokumentierte das Schornsteinfegerhandwerk ca. 8,2 Mio. Anlagen mit einem Betriebsalter von über 15 Jahren.

Neben Gas- und Öl-Heizungen erfasste das Schornsteinfegerhandwerk im Jahr 2023 außerdem über 1,1 Mio. Holz-Zentralheizungen in privaten, gewerblichen und öffentlichen Gebäuden (+ 5,1 %). Zu diesen Biomasse-Heizkesseln kommen weitere 11,7 Mio. Einzelraumfeuerstätten für feste Brennstoffe (+ 1,3 %) hinzu. Es handelt sich hierbei um Pellet-, Kamin-, Kachelöfen oder Heizeinsätze, teilweise auch um wasserführende Pellet- oder Kaminöfen, die Wärme in das Zentralheizungsnetz einspeisen können.

PDF-Download der ­Erhebungen des Schornsteinfegerhandwerks für das Jahr 2023

Erhebungen des Schornsteinfegerhandwerks

Die rund 7.700 Schornsteinfegerbetriebe erfassen im Rahmen ihrer hoheitlichen Aufgaben bestimmte Daten der in Deutschland installierten Wärmerzeuger in ihren Kehrbüchern. Die in den Erhebungen zusammengeführten Daten geben Aufschluss über die aktuelle Anzahl, Art und das Alter der installierten Anlagen, die verwendeten Brennstoffe sowie über den sicherheitstechnischen Zustand.

Als bevollmächtigte Bezirksschornsteinfegerinnen und Bezirksschornsteinfeger übernehmen sie im Auftrag des Staates die regelmäßige Überprüfung der Betriebs- und Brandsicherheit aller Feuerungsanlagen (Feuerstättenschau). Die erhobenen Daten bilden den aktuellen Sicherheitsstandard sowie die Ergebnisse im Immissionsschutz ab und werden an die zuständigen Ministerien weitergeleitet.

Das Schornsteinfegerhandwerk setzt sich aktuell dafür ein, dass auch Wärmepumpen im Rahmen hoheitlicher Tätigkeiten erfasst werden sollen. Die Erhebungen des Schornsteinfegerhandwerks könnten damit eine aktuelle und umfassende Abbildung der Wärmeversorgung im Gebäudebestand leisten. Besonders für die kommunale Wärmeplanung sind sogenannte gebäudescharfe Daten von großem Wert.

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