Elektromobilität: 8 Tipps für den Umstieg
Früher wurden Häuser mit Gas oder Öl beheizt, das ist vorbei. Auch bei den Autos kündigen sich eine Revolution an: Mit Strom von Wind und Sonne sind Elektroautos unschlagbar günstig. Mit sinkenden Anschaffungskosten kann der Umstieg zügig erfolgen – wenn man einiges beachtet.
Alle reden von Elektroautos, aber so richtig kommt die Energiewende im Verkehr noch nicht an. Zu teuer, denken die meisten Leute, und die Gazetten plärren es gedankenlos nach. Wer klug handelt, kann schon jetzt mit elektrischen Fahrzeugen viel Geld sparen. Wollen Sie wissen wie? Dann lesen Sie weiter!
1. Kosten für Fahrzeuge genau kennen!
Den Strombedarf für das Haus oder die Wohnung bekommt man am Jahresende präsentiert, ebenso die Ausgaben für Gas oder Wartung. Bei Autos ist das anders: Die Kosten summieren sich kaum merklich. Erstaunlich ist, dass viele Menschen gar nicht wissen, wie viel Geld sie im Monat für Autos ausgeben. Dabei geht es nicht nur um den Sprit, sondern auch um die Abschreibung des Fahrzeugkaufs, um Steuern, Versicherungen, Parkgebühren, Durchsichten (Plaketten), Reparaturen und Maut. Nicht zu vergessen: die Knöllchen. Es lohnt sich, über diese Kosten genau Buch zu führen. Dann wird nämlich schnell klar, dass diese Ausgaben die monatlichen Lebenshaltungskosten unter Umständen verdoppeln. Und dass der Umstieg auf elektrische Fahrzeuge vom wirtschaftlichen Standpunkt her ausgesprochen lohnenswert sein kann – trotz der (derzeit noch) hohen Anschaffungskosten. Denn den Sprit (Strom) gibt es fortan zu sehr geringen Kosten, die Durchsichten entfallen und der Reparaturbedarf sinkt gewaltig.
2. Klein anfangen, langsam wachsen!
Bei Elektroautos denkt man zunächst an die Limousine, den Sportwagen oder den Van für die ganze Familie. Damit zäumt man das Pferd vom Schwanz auf. Um sich mit elektrischen Fahrzeugen vertraut zu machen, sollte man klein anfangen: mit elektrischen Gartengeräten, Rollstühlen (für die Senioren), elektrischen Golfcars, Pedelecs und E-Rollern. Der Strom für die Batterien kommt vom Dach, aus einem Solargenerator. Wenn es unbedingt ein Auto sein muss, dann sollte man mit einem vollelektrischen Kleinwagen starten. Damit kann man einkaufen, die Verwandtschaft und Freunde in der Region besuchen sowie zur Arbeitsstelle pendeln. Letzteres lohnt sich vor allem, wenn Ihr Boss ein paar Ladestationen für seine Mitarbeiter installiert, am besten mit solaren Carports auf dem Firmenparkplatz. Dann spart er nämlich gleich mit. Bei den großen Limousinen auf elektrische Modelle umzusatteln, lohnt sich im Moment noch nicht. Die Reichweiten der E-Autos sind zu gering (pro Batterieladung), aber das wird sich schnell ändern. Und Fakt ist: Rund 80 Prozent des Individualverkehrs in Deutschland fahren nur kurze Strecken bis 50 oder 60 Kilometer. Das ist ideal für Elektroautos, auch im Winter kein Problem.
3. Das Haus zur Tankstelle machen!
Richtig interessant wird Elektromobilität, wenn man den Strom für die Batterien selbst erzeugt. Die Kilowattstunde aus dem Stromnetz kostet rund 30 Eurocent, der selbst erzeugte Sonnenstrom zwischen neun und zwölf Cent, zuzüglich Mehrwertsteuer und Strafsteuer (anteilige EEG-Umlage). Dennoch liegt der Preisvorteil bei mindestens zwölf bis 14 Cent, das lohnt sich. Solargeneratoren kann man zudem schrittweise erweitern, wenn man zum Beispiel eine Wallbox in der Garage anschließen will. Denkbar ist sogar, die elektrische Tankstelle unabhängig vom Hausnetz aufzubauen. Das geht so: Man deckt die Garage oder den Carport mit Solarmodulen ein und schließt sie als Inselanlage an eine Batterie an. Die Wallbox (Ladestation) versorgt die Fahrzeuge aus dieser Batterie. Damit kommt man etliche Monate im Jahr durch. Im Winter, wenn kaum Sonnenstrom anliegt, wird das Wägelchen über die Steckdose im Hausnetz geladen. Der Vorteil: Das solare Inselsystem unterliegt nicht den Netzgebühren, Steuern und der EEG-Umlage. Man kann alles mit Gleichstrom machen, auch die Beladung der Fahrzeugbatterie. Das erspart die Stromverluste (Umwandlung von Gleichstrom zu Wechselstrom und zurück) und unter Umständen ordentlich Geld.
4. Die richtige Ladetechnik wählen!
Die meisten Gebäude in Deutschland verfügen über einen dreiphasigen Anschluss (Drehstrom, 400 Volt). Gegenüber einphasigen Systemen (230 Volt) können diese Elektroinstallationen höhere Leistungen übertragen. Eine Wallbox sollte mindestens Typ 2 der internationalen Standardisierung entsprechen. Solche Ladesysteme erlauben Gleichstrom und Wechselstrom als Bezugsquelle. Optisch erkennbar sind die Typ 2-Stecker an dem abgeflachten oberen Rand und der fehlenden Verriegelungsklappe. Sie können 230 Volt oder 400 Volt Wechselspannung nutzen, also einphasig oder dreiphasig. Ein Fahrzeug kann seine 22 Kilowattstunden große Batterie an einer solchen Ladesäule (Leistung: 43 Kilowatt) innerhalb einer halben Stunde aufladen.
Sogenannte Schnellladesysteme (CCS: Combined Charging System, auch genannt Combo 1 oder Combo 2) setzen Gleichstrom ein. Sie werden vorerst an Autobahnen und Bundesstraßen aufgebaut. Sicher wird diese Technik schon bald auch für private oder gewerbliche Nutzer zur Verfügung stehen.
5. Elektroinstallation anpassen!
Durch Wallboxen und Ladesäulen kann es passieren, dass die bisherige Elektroinstallation in einem Gebäude oder auf einem Grundstück angepasst werden muss. Das betrifft in erster Linie die Sicherungen, den Überspannungsschutz und gegebenenfalls die Leistungsquerschnitte. Größere Umbauten sind selten erforderlich, weil die am Markt erhältlichen Wallboxen bereits optimiert sind. Zudem ist die elektrotechnische Ausstattung in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausgezeichnet. Nur bei sehr alten Gebäuden ist unter Umständen eine fachgerechte Ertüchtigung notwendig.
6. Mobile Batterien aktiv nutzen!
Prinzipiell erweitern elektrische Fahrzeuge die Möglichkeiten, den Sonnenstrom vom eigenen Dach noch besser auszunutzen. Denn neben dem Heimspeicher, der fest im Gebäude installiert ist, bieten sie zusätzliche Speicherkapazität an. Deshalb lädt man Elektrofahrzeuge immer dann, wenn viel Sonnenstrom zur Verfügung steht. Werden die Autos nicht gebraucht, kann man den Strom aus der Fahrzeugbatterie ins Hausnetz speisen – wenn die Autos dazu technisch vorbereitet sind. Durch die Fähigkeit zur Rückspeisung kann man den Hausspeicher (Solarbatterie im Gebäude) kleiner bauen – oder unter Umständen ganz darauf verzichten! Und trotzdem seinen Sonnenstrom maximal nutzen.
7. Abschleppen muss möglich sein!
Noch ein Wort zum Abschleppen: Elektroautos können andere, liegengebliebene Elektroautos nur dann wieder auf Trab bringen, wenn das Batteriesystem beider Fahrzeuge für die Rückspeisung ausgelegt ist. Deshalb sollte man nur Elektroautos kaufen, die eine solche wichtige Funktion anbieten, und zwar serienmäßig. Sonst bleibt einzig der Anruf beim ADAC, den havarierten Wagen abzuschleppen. Das kostet Geld, womit wir wieder bei Tipp 1 wären: Kosten für Fahrzeuge genau kennen!
8. Installation dem Fachhandwerker überlassen!
Unbedingt sollte der Einbau der elektrischen Ladetechnik, Pufferbatterien und der Solargeneratoren von erfahrenen Fachhandwerkern in Ihrer Region erledigt werden. Die Installateure haben oft schon ähnliche Systeme gebaut und Häuser ausgestattet. Lassen Sie sich Referenzen zeigen, sprechen Sie mit den Nutzern über ihre Erfahrungen.
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