E-Auto-Kauf: Neues Jahr, neue Fördertöpfe
Über den gesamten Lebenszyklus hinweg haben Elektroautos gegenüber Verbrennern einen klaren Klimavorteil. Bei der Anschaffung müssen Verbraucherinnen und Verbraucher aber oft tiefer in die Tasche greifen – trotz staatlicher Förderung. Diese Mehrkosten werden durch geringere Betriebskosten und Steuervorteile teils wieder ausgeglichen, ab einer gewissen jährlichen Fahrleistung liegt das Elektroauto im Endeffekt oftmals vorn. Aufgrund der aktuellen Energiekrise stellt sich für viele Verbraucherinnen und Verbraucher jedoch die Frage, ob steigende Strompreise den Kostenvorteil zunehmend aufheben. Auch mögliche weitere Preissteigerungen verunsichern Wechselwillige.
Kostenvergleich individuell betrachten
„Die Entscheidung für oder gegen ein Elektroauto muss immer individuell getroffen werden, da viele Faktoren eine Rolle spielen“, erklärt Bernd Rosenthal, Energieexperte der Verbraucherzentrale Niedersachsen. „Beispielrechnungen zeigen aber, dass Elektroautos aufgrund der Förderungen und Steuervorteile oftmals weiterhin die günstigere Variante sind“, so Rosenthal. Abhängig sei die Rechnung vor allem vom Modell, dem Nutzungsverhalten und dem Strompreis. Ein deutlicher Kostenvorteil ergebe sich, wenn Strom aus der eigenen Photovoltaik-Anlage bezogen werde. „Verbraucherinnen und Verbraucher können dann für 10 bis 15 Cent je Kilowattstunde laden. Aber auch bei den aktuellen Haushaltsstromtarifen von etwa 40 Cent je Kilowattstunde kann die Waage zugunsten des E-Autos ausschlagen“, erklärt Rosenthal. Wer hingegen auf öffentliche Ladesäulen angewiesen sei, müsse mit bis zu 80 Cent je Kilowattstunde rechnen und sollte sich vorab gut über die Tarife informieren.
Die Dichte der Ladesäulen sei hingegen meist kein Problem: Inzwischen gibt es circa 80.000 Ladepunkte in Deutschland, davon rund 13.000 Schnellladesäulen – die Anzahl steigt kontinuierlich. Wichtig ist es jedoch, sich frühzeitig zu erkundigen, wie und zu welchen Konditionen eine möglichst große Zahl an Ladepunkten, etwa über einen Roaming-Anbieter, unkompliziert genutzt werden kann.
Staatliche Förderung sichern
Wer sich für ein Elektroauto entscheidet, sollte sich mit der Bestellung nicht zu viel Zeit lassen. Die Förderung in Höhe von 6.750 beziehungsweise 4.500 Euro je nach Nettolistenpreis ist abhängig von der Verfügbarkeit. „Ausschlaggebend ist der Tag der Zulassung des E-Autos. Sollte der Fördertopf dann ausgeschöpft sein, gehen Kundinnen und Kunden leer aus. Deshalb sollten sie die teils langen Lieferzeiten bei der Planung berücksichtigen“, rät der Experte. Ebenfalls gut zu wissen: Gefördert werden ab 2023 nur noch reine Elektrofahrzeuge.
Elektromobilität muss sich weiterhin lohnen
Mögliche Preissteigerungen lassen sich weder für Strom noch für Kraftstoffe vorhersehen. Mit Blick auf die Klimaziele ist das Verbrenner-Aus aber alternativlos, das Verbot für Neuzulassungen ab 2035 vom EU-Parlament bereits beschlossen.
Die Verbraucherzentrale Niederachsen sieht hier die Politik in der Pflicht. Sie müsse dafür sorgen, dass sich Elektroautos auch zukünftig finanziell lohnen – und Förderbedingungen notfalls anpassen. „Verbraucherinnen und Verbraucher dürfen nicht mit überteuerten Stromtarifen für den Umstieg bestraft werden“, erklärt Rosenthal. Sollten die Strompreise weiter steigen, seien zusätzliche Regelungen notwendig – auch, um das Vertrauen in die Elektromobilität zu stärken.