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Warum gefälschte Meisterbriefe auffliegen

Dörte Neitzel
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Den Titel „Meister“ darf nicht jeder führen. Handwerksgesellen müssen sich ihn mit vier Teilprüfungen verdienen: Fachpraxis, Fachtheorie, dazu eine Prüfung zu Recht und Betriebswirtschaft sowie eine zu den Themen Berufs- und Arbeitspädagogik. Schließlich sollen die angehenden Meister ihrer Zunft künftig auch ausbilden können.

Aus diesem Grund ist der Meisterbrief mehr als nur eine hübsche Urkunde, die man sich hinter den Schreibtisch hängt. Beispielsweise besteht für Gewerke wie Maurer und Betonbauer, Dachdecker und Gerüstbauer eine Meisterpflicht, wenn sie sich selbstständig machen wollen. Haben sie das Zertifikat nicht, können sie auch keinen eigenen Betrieb gründen. Dafür nehmen viele Gesellen die Mühe auf sich und investieren Zeit und Geld in einen Meisterkurs. Ein solcher kostet um die 10.000 Euro und dauert rund ein Jahr.

Abkürzung mit gefälschtem Meisterbrief

Doch diese Arbeit und das Geld wollen sich einige sparen. Alexander Dirks, Leiter des Geschäftsbereichs Meisterprüfung der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald, merkt das an der steigenden Zahl von gefälschten Meisterbriefen. „Das kommt leider immer öfter vor“, sagt er. Im Schnitt vier Fälle pro Monat zählt die Mannheimer Kammer. „Der Anstieg beschäftigt uns zunehmend.“ Dirks macht die Entwicklung an der hohen Nachfrage nach Fachkräften fest, zusammen mit den Anstrengungen der Meisterprüfung. „Im Internet gibt es zudem eine ganze Reihe von betrügerischen Webseiten, die zahlreiche Berufszertifikate anbieten“, so der Experte. Darunter falle auch der Meisterbrief.

Die Betrüger versuchen daraus Kapital zu schlagen, dass Bildung und Qualifikation auf dem deutschen Arbeitsmarkt ein hohes Gut sind. Daher sind solche Urkunden von großer Bedeutung für den Karriereweg. Manche der betrügerischen Anbieter geben vor, selbst Mitglied der Handwerkskammer zu sein, was laut Recherchen von Focus Online auch teilweise der Fall ist. Daher sind manche Fälschungen auch täuschend echt, inklusive Wasserzeichen. Meist agieren die Betrüger aber auch aus dem Ausland. Die Kontaktaufnahme erfolgt in der Regel über soziale Netzwerke und Chat-Dienste.

Dickes Ende bei der Eintragung in die Handwerksrolle

Zumeist fällt der Betrug auf, wenn der „Meister“ die Eintragung in die Handwerksrolle beantragt. Dieser Vorgang ist notwendig, um alle Vorteile des neuen Titels genießen zu können. Zu dem Zeitpunkt kommen jedoch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Handwerkskammern ins Spiel, denn dies prüfen die Echtheit des Meisterbriefs. 

Ein Betrug fällt dann auf, wenn mit den falschen Meisterbriefen bei einer anderen Kammer eine Eintragung beantragt wird, als dort wo der „Meister“ seine Prüfung abgelegt haben will. In der Handwerkskammer, die auf dem gefälschten Dokument steht, würde der Bluff sofort auffallen, denn dort ist der „Meister“ nicht bekannt. „Zunehmend fragen Kolleginnen und Kollegen aus anderen Kammern bei uns an, ob wir die eingereichten Dokumente auf ihre Echtheit prüfen können“, erklärt Dirks.

Konsequenzen aus dem Betrug mit einem gefälschten Meisterbrief

Auch die Handwerkskammer Dortmund verzeichnet zwei- bis dreimal pro Monat gefälschte Meisterbriefe. Alle Anträge wandern über die Schreibtische von Lothar Kauch und seinen Kollegen. Bei einigen Urkunden werden sie sofort skeptisch: „Da wurde ein Bügeleisen als Logo für die Innung der Elektrotechniker gewählt“, plaudert Kauch aus dem Nähkästchen. Oft genügt aber ein Anruf bei der Handwerkskammer, bei der ein Bewerber die Prüfung abgelegt haben will. „Ist die betreffende Person dort unbekannt, übergebe ich das an unsere Rechtsabteilung“, sagt Lothar Kauch. Anschließend wandert der Vorgang weiter zur Staatsanwaltschaft. Für Kauch ist es nicht nur unfairer Wettbewerb und täuscht die Verbraucher, sondern es erfüllt den Straftatbestand der Urkundenfälschung.

Aus diesem Grund sind gefakte Meisterbriefe alles andere als ein Kavaliersdelikt: „Wer sich ihrer bedient, muss ernsthafte rechtliche Konsequenzen befürchten“, weiß Alexander Dierks von der Mannheimer Handwerkskammer. Generell gilt: Wer Fälschungen herstellt, verkauft oder verwendet, begeht eine Straftat und es drohen sowohl dem Hersteller als auch dem Verwender eines gefälschten Meisterbriefs eine Geldstrafe oder sogar eine Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren. Selbst der Versuch ist strafbar.

„Der Besitz eines gefälschten Meisterbriefs kann auch zu beruflichen Konsequenzen führen wie zum Beispiel dem Verlust der Arbeitsstelle oder dem Entzug von Berufslizenzen“, weiß Experte Dirks. Darüber hinaus besteht natürlich das Risiko mangelhafter Arbeiten für den Kunden des angeblichen Meisters.

„Kein flächendeckendes Problem“

Nicht alle Handwerkskammern klagen über gefälschte Meisterbriefe, regionale Schwerpunkte lassen sich aber nicht ausmachen. Laut Zentralverband des Deutschen Handwerks seien gefälschte Meisterbriefe immer wieder ein Thema, jedoch würden keine belastbaren Zahlen vorliegen und man habe insgesamt keine Hinweise auf ein flächendeckendes Problem.

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