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Wärmepumpen-Offensive: Was muss jetzt geschehen?

Dittmar Koop
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Ende Juni luden das Bundeswirtschafts- und das Bundesbauministerium zu einem digitalen Treffen von Verbänden und Unternehmen nach Berlin ein („Wärmepumpen-Gipfel“), um den Startschuss zur angekündigten Wärmepumpen-Offensive zu geben. Das Ziel: ab 2024 bundesweit mindestens 500.000 Wärmepumpen jährlich zu installieren statt der ca. 154.000 im Jahr 2021. Der Fokus liegt auf Luft-/Wasser-Wärmepumpen, die im Vergleich zu anderen Wärmepumpensystemen relativ günstig in der Anschaffung sind. Die Ampel-Koalition plant, den Bestand an Wärmepumpen auf 6 Millionen Anlagen bis zum Jahr 2030 auszubauen. Laut BDH sind zurzeit in Deutschland rund 1,1 Millionen Wärmepumpen installiert.

Kritiker erwarten, dass der Fachkräftemangel sowie begrenzte Produktionskapazitäten zum Flaschenhals für die Umsetzung werden. Wer bereits aktuell jetzt eine Wärmepumpe bestellt, bekommt sie irgendwann im nächsten Jahr. Die Gründe dafür sind einerseits, dass das Handwerk mit Aufträgen bis Ende des Jahres bis zum Anschlag voll ist, andererseits kommt die Industrie in der Produktion akut nicht mit der Nachfrage hinterher. Selbst der Bundesverband Wärmepumpe (BWP) hält die Ziele für ambitioniert, aber machbar. Das ist auch der Tenor anderer Beteiligten, die dabei teilweise eigene Akzente setzen.

Nach dem Willen der Ampel-Koalition sollen Wärmepumpen zum Standard-Heizsystem in Deutschland werden. Kritiker sehen Schwierigkeiten bei der Umsetzung, z. B. aufgrund des Fachkräftemangels. Die Branche ist aber optimistisch.

BWP: Planungssicherheit nun gefordert

Vordringlich für den BWP: Um die nötigen Investitionen in Produktionskapazitäten und Schulungen für das Fachhandwerk zu erreichen, sei nun eine größtmögliche Planungssicherheit notwendig, z. B. das 65 Prozentgebot erneuerbarer Energien beim Einbau von Heizsystemen schon in diesem Jahr zu bringen. Hintergrund: Der Koalitionsvertrag sieht unter dem Thema „Klimaschutz im Gebäudebereich“ auch vor, dass zum 1. Januar 2025 jede neu eingebaute Heizung auf Basis von 65 % Erneuerbarer Energien betrieben werden muss, was de facto das Aus für Gas-Brennwert bedeutet.

Das soll nun nach dem Willen des Koalitionsausschusses schneller kommen und konkret um ein Jahr vorgezogen werden, auf den 1. Januar 2024. Dem BWP genügt das nicht: „Die Bundesregierung muss jetzt das angekündigte Nutzungsgebot von 65 % erneuerbarer Energien noch in diesem Jahr gesetzlich verankern. Erst diese gesetzliche Fixierung bringt den Marktakteuren die notwendige Sicherheit, sich im erforderlichen Maßstab auf Wärmepumpen auszurichten“, argumentiert BWP-Geschäftsführer Martin Sabel.

BDH und ZVSHK benennen weitere Baustellen

Auch BDH und ZVSHK befürworten die Offensive. Sie sehen genauso wie der BWP Herausforderungen in der Umsetzung und benennen weitere Baustellen. „Das Heizungsbauerhandwerk steht bereit“, sagt ZVSHK-Hauptgeschäftsführer Helmut Bramann, „zurzeit hakt es eher an der Materialverfügbarkeit als am vorhandenen Personal.“ Aber es sei unstrittig, dass die von der Politik immer weiter verkürzten Fristen für den Markthochlauf der Wärmepumpen den Fachkräftebedarf deutlich steigern. „Wir müssen es gemeinsam schaffen, den zusätzlichen Kapazitätsbedarf im Fachkräftebereich zu decken, aber auch Montageprozesse zu optimieren“, fordert er. Ein konkretes staatlich zu unterstützendes Maßnahmenpaket dazu sei bereits bei beiden Ministerien hinterlegt, so Bramann. Der ZVSHK betrachtet als primäres Ziel in diesem Zusammenhang die Einrichtung eines nationalen Kompetenzzentrums zur Fachkräftestärkung klimaschutzrelevanter Handwerke, das Maßnahmen rund um die Nachwuchs-, Fachkräfterekrutierung und -qualifizierung unterstützt. Das wird auch vom BDH unterstützt.

Der ZVSHK forciert nach eigenen Angaben seinerseits bereits die Zusammenarbeit und Vernetzung mit Nachbarhandwerken wie dem Elektrohandwerk. Die vor kurzem abgeschlossene novellierte Verbändevereinbarung zwischen den SHK-Handwerken und den Elektro-Handwerken schaffe eine Grundlage für ein gewerkeübergreifendes Arbeiten im Zuge der Energiewende, so der Verband.

Ziel der Wärmepumpen-Offensive ist, ab 2024 jährlich 500 000 neue Wärmepumpen zu installieren. Das ist mehr als 3-mal so viel pro Jahr wie heute.

Hersteller: Positive Feedbacks

Positive Feedbacks und Aufbruchstimmung auch von Seiten der Hersteller, die mitunter mit eigenen Statements den Gipfel kommentierten, z. B. Filip De Graeve, Geschäftsführer der Daikin Airconditioning Germany GmbH und Daikin Manufacturing Germany GmbH. Graeve war am Treffen dabei und unterzeichnete mit eine Absichtserklärung der Teilnehmer, das gemeinsame Ziel, ab 2024 mindestens 500 000 Wärmepumpen jährlich zu installieren, entschieden voranzubringen. Die Unterzeichner der Absichtserklärung verpflichten sich, sich künftig in einem halbjährlichen Turnus zu treffen, um ihre jeweiligen Aktivitäten vorzustellen. Ebenso sollen Hemmnisse kontinuierlich diskutiert und Lösungswege vereinbart werden.

Daikin verstärkt nach eigenen Angaben bereits seit geraumer Zeit bspw. Mitarbeiterteams und Produktionskapazitäten, unter anderem im belgischen Daikin Werk in Ostende, wo Anfang 2022 eine neue Pressenstraße zur Herstellung der Außengehäuse der Daikin Wärmepumpen in Betrieb ging. Außerdem wurden Investitionen in Höhe von insgesamt 840 Mio. angekündigt, die die Dekarbonisierung von Wohngebäuden zum Ziel haben.

Der Holzmindener Wärmepumpenspezialist Stiebel Eltron stößt ins gleiche Horn: „Die Festlegung auf die Wärmepumpe als Standard-Heizsystem ist die richtige Entscheidung. Die Branche geht diesen Weg mit – wie die Ankündigungen von hohen Investitionen in diesem Bereich von verschiedenen Herstellern zeigen“, kommentierte der Geschäftsführer Kai Schiefelbein den Gipfel. Die Wärmepumpe werde zukünftig den Gaskessel als Mittel der Wahl ersetzen und zum Standard-Wärmeerzeuger werden, ergänzt um Biomasse- oder Pelletkessel, prognostizieren sie. Sie sagen außerdem einen Wandel in der SHK-Landschaft voraus und sehen Engpässe gar nicht in dem Ausmaß wie mancher Kritiker: „Mit dem De-Facto-Einbauverbot für Gaskessel werden die für die Wärmewende notwendigen Kapazitäten im Fachhandwerk freigemacht“, so Matten und Schiefelbein.

Überraschend BEG-Justierung

Überraschend für alle und als kontraproduktiv für die weitere Entwicklung empfunden dann aber die Tatsache, dass die Bundesregierung die Sanierungs-Förderung über die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) quasi in einer Art Handstreich Ende Juli stark senkte. Hintergrund dürfte der Umstand sein, dass sonst schon bald ein Förderstopp in Aussicht stünde, weil die Fördermittel ausgeschöpft sein werden, wenn die Entwicklung der Antragszahlen so weitergeht wie im 1. Halbjahr.

Die Änderungen gelten seit Ende Juli (für KfW) und mit 15.8. im Segment Einzelmaßnahmen (BEG EM). Biomassefeuerungen und Solarthermie sind nun in der Förderung schlechter gestellt. Wärmepumpen werden hingegen bevorzugt. Biomassefeuerungen erhalten nun nur noch einen maximalen Fördersatz von 20 % (10 % Zuschuss plus 10 % Heizungstausch). Nachrüstung von Solarthermie nur noch 25 % statt wie bisher 30 %. Der iSFP-Bonus (Individueller Sanierungsfahrplan) i. H. v. 5 % wird für Heizungsanlagen gestrichen und nur noch bei Einzelmaßnahmen gezahlt, z. B. an der Gebäudehülle.

Kalkulierte Rotstiftbremse

In der aus Sicht der Bundesregierung offenbar notwendig erscheinenden akuten Rotstiftbremse (was insbesondere die KfW-Förderung betrifft), um den Fördertopf nicht zu überdehnen, mischt sich aber auch, dass die Gelegenheit augenscheinlich zum Anlass genommen wurde, die BEG-Förderung mehr in die neue energiepolitische Richtung zu drehen bzw. zu justieren. Dafür spricht, dass die Wärmepumpe in der Förderung gegenüber anderen Heizsystemen relativ bessergestellt wurde und auch, dass es für Gas-Brennwert ab sofort keine BEG-Förderung mehr gibt. Bisher war es so, dass es eine 20-%-Renewable-Ready-Förderung gab und 30 bis 45 % bei Gas-Hybrid-Heizungen. Mehr noch, dass das BAFA jetzt auch den Tauschbonus zahlt, wenn Gasheizungen ausgewechselt werden, allerdings müssen diese mindestens 20 Jahre alt sein (Ausnahme: Etagenheizungen). Damit werden alte Gaskessel den Ölheizungen gleichgestellt.

Weg vom Gas, ja – differenziert

Bei aller Wärmepumpen-Euphorie auf dem Gipfel-Treffen in Berlin mahnte der ZVSHK: Man setze aber darauf, Kunden auch künftig aus einem breiteren Spektrum an technischen Lösungen, beispielsweise auf Basis von Biomasse und anderen regenerativ erzeugten Energieträgern anbieten zu können. Eine Begründung: Nicht in jedem Bestandsgebäude könne aufgrund der baulichen und örtlichen Gegebenheiten überhaupt eine Wärmepumpe installiert werden. Darauf wies auch der BDH hin. Die Tage für Gas-Brennwertanlagen indes scheinen gezählt.

Der Autor Dittmar Koop ist Journalist für erneuerbare Energien und Energieeffizienz.

 

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