Erdgas-Netzentgelt: Hoher Anstieg 2025
Zum Beginn der Heizsaison 2024/25 sind die Erdgaspreise für die Haushaltskunden in Deutschland weitgehend stabil. Zum Jahreswechsel dürfte sich dies aufgrund steigender Netznutzungsentgelte in vielen Verteilnetzgebieten ändern. Zu dieser Einschätzung kommt das Vergleichsportal Verivox auf Basis bereits veröffentlichter Netznutzungsentgelte für das Jahr 2025. Bisher liegen die Netzbetreiberdaten für etwa 60 % der Haushalte in Deutschland vor. Der durchschnittliche Anstieg beträgt aktuell rund 23 %, was für ein Einfamilienhaus mit einem Verbrauch von 20.000 kWh/a Mehrkosten von rund 103 Euro/a oder 0,52 Ct/kWh (brutto) entspricht.
Die prozentual ungewöhnliche starke Erhöhung ermöglichen neue Abschreibungsregeln (KANU 2.0), die von der als Regulierungsbehörde zuständigen Bundesnetzagentur im September 2024 festgelegt worden sind. Gas-Netzbetreiber können jetzt schon eine mögliche Stilllegung ihrer Gasnetze ab frühestens 2035 in ihre Abschreibungen einkalkulieren.
Die KANU-2.0-Regeln können für die Ermittlung der Netzentgelte ab dem Jahr 2025 angesetzt werden. Die Netzbetreiber sind aber nicht verpflichtet, sie zu einem bestimmten Zeitpunkt anzuwenden. Sie können beispielsweise auch die Verabschiedung von kommunalen Wärmeplanungen vor einer Umstellung der Abschreibungsmodalitäten abwarten.
Netznutzungsentgelte werden für den Betrieb und die Instandhaltung der Leitungen erhoben und nach vorgeschriebenen Regeln ermittelt. Sie werden gemeinsam von den Verbrauchern im jeweiligen Verteilnetz getragen und umfassen auch Netzentgelte aus den vorgelagerten Netzstufen. Auch eine sinkende Gasabnahme erhöht nachträglich das Netznutzungsentgelt. Die KANU-2.0-Regeln sollen einen Beitrag leisten, dass durch diesen Effekt der Preisanstieg bei den Netznutzungsentgelten nicht eskaliert.
Das Netzentgelt steigt regional unterschiedlich
Vor allem in den neuen Bundesländern haben mehrere Gas-Netzbetreiber starke Erhöhungen ihrer Netzgebühren angekündigt. Der stärkste Anstieg beträgt 56 %, was in dem Verteilnetz bei einem Verbrauch von 20.000 kWh/a Mehrkosten von insgesamt 445 Euro/a bzw. 2,23 Ct/kWh (brutto) entspricht.
Im Durchschnitt steigen die Gas-Netzentgelte auf Basis der vorliegenden Veröffentlichungen am stärksten in Sachsen-Anhalt (+ 43 %), in Brandenburg (+ 39 %) sowie in Sachsen (+ 34 %). Doch auch in Niedersachsen (+ 30 %), Bremen (+ 29 %) und Baden-Württemberg (+ 24 %) zeichnen sich deutliche Kostensteigerungen ab.
Durchschnittlicher Gaspreis könnte um rund 5 % steigen
Der durchschnittliche Gaspreis in Deutschland liegt im Oktober 2024 bei 11,24 Ct/kWh (laufende Verträge), was bei einem Einfamilienhaus (20.000 kWh/a) Kosten von 2.248 Euro pro Jahr entspricht. Verstetigt sich der Trend höherer Gas-Netznutzungsentgelte, steigt der durchschnittliche Gaspreis um rund 5 % auf 11,76 Ct/kWh (2.351 Euro/a bei 20.000 kWh/a). Die Beispielrechnung für den bisher höchsten Anstieg zeigt allerdings, dass die Kunden unterschiedlich belastet werden.
Das Gas-Netznutzungsentgelt für Haushaltskunden liegt 2024 im Bundesdurchschnitt bei etwa 2,3 Ct/kWh (brutto) variiert aber regional zwischen 0,9 und 5 Ct/kWh. Bei Haushaltskunden sind im Normalfall die Gas-Netznutzungsentgelte in den Gastarifen eingepreist. In dieser Konstellation sind die Energielieferanten der Netznutzer (für die Belieferung) und zahlen dem Gas-Netzbetreiber das Netznutzungsentgelt.
Exkurs: Es kommt also auf das vor Ort zu entrichtende Netzentgelt an. Ein konkretes Beispiel für die am 4. Oktober 2024 von Netze BW veröffentlichten vorläufigen Netzentgelte: Für 20.000 kWh/a im Standardlastprofil beträgt 2024 das Netzentgelt 449,43 Euro/a (netto, 2,247 Ct/kWh) und für 2025 (vorläufig) 578,65 Euro/a (netto, + 28,8 %). Durchgereicht an den Endkunden werden aus der Differenz von 129,22 Euro/a (netto) mit 19 % MwSt. dann Mehrkosten von 153,78 Euro. Der effektive Gaspreis verteuert sich damit um 0,769 Ct/kWh. Netze BW, eine Tochtergesellschaft der EnBW Energie Baden-Württemberg AG, betreibt ein Gasverteilnetz mit fast 160.000 Hausanschlüssen.
Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox: „Da die Gasnetze Monopole und die Netzgebühren staatlich reguliert sind, können sich die Haushalte diesen höheren Kosten nur schwer entziehen, denn die Gasversorger geben die Netzentgelte in der Regel direkt an ihre Kunden weiter. Deshalb rechnen wir mit steigenden Gaspreisen zum Jahreswechsel. Betroffene Haushalte sollten dann prüfen, ob es einen günstigeren Gasversorger gibt, denn die Preisunterschiede zwischen den Anbietern können über 1.000 Euro pro Jahr betragen.“
Auch die Kosten der CO2-Bepreisung steigen
Anfang 2025 greift (ohne politischen Eingriff) mit der CO2-Bepreisung ein zweiter Kostentreiber. Der gesetzlich festgelegt Anstieg der CO2-Kosten von 45 auf 55 Euro/t (netto) entspricht einer Preiserhöhung von 0,216 Ct/kWh. Bei einem Gasverbrauch von 20.000 kWh/a entstehen dadurch Mehrkosten von 43 Euro/a (brutto). Insgesamt entfallen dann 237 Euro/a auf die CO2-Bepreisung (bei 20.000 kWh/a Erdgas). Die GroKo hatte schon im November 2019 erklärt: „Das Ziel [der CO2-Bepreisung] ist, dass sich mehr Menschen […] beim nächsten Heizungstausch für die klimafreundliche Variante entscheiden – weil sie sich auch für den Geldbeutel lohnt.“