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Ausbilder: Tipps für den guten Draht zum Azubi

Birgit Jünger

Ausbildungsbetriebe erwarten (zu Recht) einiges von ihren Praktikanten und Auszubildenden – doch auch umgekehrt sollten Betriebe sich adäquat auf den Nachwuchs einstellen. „Die Motivation der Auszubildenden kann sonst sehr schnell zerplatzen, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden und sie sich nicht angemessen behandelt fühlen“, sagt Sabine Bleumortier, Ausbildungsberaterin aus München.

Neben einer adäquaten Ausbildung des Betreuers sollte dieser auch über Fertigkeiten im Lehren verfügen. Nicht immer braucht es dafür eine Zusatzausbildung – schon so mancher Praktiker hat sich als fachlich versierter Lehrer herausgestellt, der bestens imstande ist, jungen Menschen Inhalte und Aufgaben zu vermitteln. Doch:

  • Wie kommuniziert man angemessen mit dem Nachwuchs - im Arbeitsalltag wie auch in besonderen Situationen, wenn etwa Kritik ausgesprochen werden muss?
  • Was motiviert Jugendliche und welcher Umgang mit ihnen ist besonders geeignet?

Ausbilder werden heutzutage immer häufiger auch als Coach bezeichnet – schließlich haben sie eine intensive Rolle als Lernbegleiter für den Nachwuchs inne. Der Einsatz lohnt sich: Mit einer guten Vorbereitung hat nicht nur der Jugendliche mehr Spaß und Erfolg, sondern auch der Ausbilder.

Fehlt das Vertrauen, ziehen sich Jugendliche schnell zurück 

Kommunikation ist das A und O für eine gute Beziehung zwischen einem jungen Mitarbeiter und seinem Betreuer. Dafür ist es wichtig, eine grundlegend vertrauens- und respektvolle Beziehung zum Praktikanten oder Azubi aufzubauen. Jugendliche spüren es, wenn sie wirklich ernst genommen werden – andererseits ziehen sie sich im Zweifel schnell zurück. Umso wichtiger ist es, dass der Ausbilder eine Beziehungsebene schafft, die gegenseitiges Vertrauen ermöglicht.

Was nicht ausgesprochen wird, kann trotzdem wirken

Wie schon Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawik sagte, ist es nicht möglich, nicht zu kommunizieren. Ganz gleich, ob etwas verbal kommuniziert wird oder nicht, es kommt immer eine Botschaft beim Gegenüber an. Darüber sollten sich Ausbilder bewusst sein. Wenn also etwa in einer Situation, die eine Aussage erforderlich macht, nichts gesagt wird, kann das entweder als Desinteresse, Gleichgültigkeit oder mangelnde Wertschätzung interpretiert werden. Da Kommunikation immer wechselseitig verläuft, wird auch die darauffolgende Botschaft des anderen nicht mehr so positiv ausfallen, wie sie es könnte. Insbesondere junge Menschen haben feine Antennen für nicht Ausgesprochenes – besser ist es also, klar zu kommunizieren und den Jugendlichen mit Vertrauen und Loyalität abzuholen.

Welche Erwartungen wurden erfüllt? 

Während des Arbeitsalltags ist ein kurzes Feedback schnell gegeben. Damit die Ausbildung oder das Praktikum wirklich erfolgreich verlaufen, sind aber auch ausführliche Feedbackgespräche wichtig. Dabei kann der Jugendliche über den Stand seiner Arbeit berichten und gegebenenfalls um weitere Informationen oder Unterstützung bitten. Ausbilder können währenddessen überprüfen, inwieweit ihre Erwartungen erfüllt wurden und Rückmeldung geben. Hierbei darf und soll auch ausdrücklich Lob ausgesprochen werden – wer das Positive herausstellt, stärkt die Motivation und das Selbstbewusstsein des jungen Menschen und schafft eine partnerschaftliche Verbindung.

Kritik immer konstruktiv gestalten

Gibt es Auffälligkeiten im Verhalten des Jugendlichen (etwa eine nachlässige Ausführung von Aufgaben, Unzuverlässigkeit oder ein unangemessener Umgang mit Kunden oder Kollegen), sollten diese möglichst schnell thematisiert werden. So können größere Konflikte vermieden werden. Eine persönliche Atmosphäre in einem ruhigen Raum schafft eine gute Gesprächsbasis. Vorab notierte Punkte, die zum Gespräch kommen sollen, dienen gut als Leitfaden. Ausbilder sollten sich auf ihre konkreten Beobachtungen beziehen, wenn (insbesondere negatives) Feedback gegeben wird. Das schützt vor Verallgemeinerungen und ist verständlicher für Jugendliche.

Sollte ein Verhalten des Jugendlichen für Ausbilder nicht nachvollziehbar sein, helfen neutrale Rückfragen nach dem Motiv, um die Gründe zu erkennen. Oftmals liegen schlichtweg Missverständnisse vor. Ausbilder, die auch den Azubi oder Praktikanten nach dessen Feedback fragen, haben dabei die Chance herauszufinden, ob Unsicherheiten herrschen oder es weiterer Informationen bedarf. Unangemessenes Verhalten, sagt Ausbildungsexpertin Sabine Bleumortier, wird am besten am konkret erlebten Beispiel angesprochen: „Vorwürfe wie ‚Sie sind nicht teamfähig‘ bringen niemanden weiter. Besser ist es hier, das Verhalten an einem Beispiel zu erklären. Dies könnte zum Beispiel beginnen mit: ‚Gestern Nachmittag, als wir mit Frau Zimmermann zusammen gesessen sind, haben Sie ...‘“ Dabei sollte das Feedback immer konstruktiv sein – also Verhaltensweisen angesprochen werden, die der Auszubildende selbst in der Hand hat und verbessern kann

Warum wirkt der Azubi unmotiviert?

Keine Frage, dass Motivation in der Ausbildung wichtig ist – das haben mittlerweile alle erkannt. Aber wie schafft man es, Azubis nachhaltig zu motivieren? Das Bundesbildungsministerium hat einen Ratgeber für Ausbilder veröffentlicht, der Hilfestellung leisten soll. Wichtig ist es dabei, die Gründe für eine nachlassende Motivation zu erkennen, etwa:

  • (Scheinbare) Unterforderung durch „langweilige“ Arbeiten
  • Überforderung oder Unsicherheit
  • Ablenkung durch private Interessen und Probleme
  • Mangelndes Interesse am Beruf
  • Unzufriedenheit mit den Ausbildungs- oder Arbeitsbedingungen

Eine Motivationsflaute kann sich in verschiedener Form äußern: in Form von Unmutsäußerungen – verbal oder, etwa mit einem geknickten Gesichtsausdruck, nonverbal, durch Nachlässigkeit bei der Arbeit, Zuspätkommen oder mangelnder Bereitschaft zur Kooperation. Je nachdem, welche Ursache der mangelnden Motivation zugrunde liegt, sollte der Ausbilder auf unterschiedliche Art reagieren.

Beobachten Sie Ihren Auszubildenden genau und hören Sie ihm gut zu: Was fällt ihm eher schwer, was leicht? Nicht immer steckt mangelnde Lustlosigkeit dahinter, voreilige Urteile sind darum zu vermeiden und stattdessen das Gespräch zu suchen, um die Hintergründe zu erfahren. Vielleicht liegt es schlicht daran, dass der Jugendliche sich überfordert fühlt, die Aufgabe nicht richtig verstanden hat oder mit der Handhabung eines Werkzeuges nicht ausreichend vertraut ist.

Auf der anderen Seite können Routineaufgaben in ihrem Sinn nicht verstanden worden sein und als „langweilig“ empfunden werden. Natürlich muss dem Praktikanten oder Azubi anfangs viel gezeigt werden, bevor er selbst aktiv anpacken kann, dabei sollte er aber frühzeitig schon die Chance haben, etwas selber zu machen. Das fördert die Wertschätzung und Motivation immens. Damit der Sinn und Zweck der Aufgabe klar ist, sollte bei neuen Herausforderungen immer die Bedeutung der Aufgabe verdeutlicht werden.

Abwechslung im Arbeitsalltag tut gut – hier hat sich ein Wechsel aus wiederholenden Elementen und neuen Lernaufgaben bewährt, um die Lust und Neugierde am besten aufrecht zu erhalten. Dabei sollte der Jugendliche auch regelmäßig Erfolgserlebnisse haben – andererseits aber auch anspruchsvolle Aufgaben, bei denen er „über sich hinaus wachsen“ kann. Lob für gut ausgeführte Arbeiten und das Angebot, jederzeit unterstützen zu können, wenn Hilfe benötigt wird, kommt dem partnerschaftlichen Miteinander zugute und vertieft die Vertrauensbasis.

Das Handwerk kann vieles bieten - zeigen Sie es

Ausbilder sollten dem Jugendlichen auch deutlich machen, was er im Beruf alles finden und erreichen kann. In einem mittelständischen oder kleinen Betrieb gibt es zahlreiche positive Attribute, die von jungen Menschen geschätzt werden: Das persönliche Miteinander, der gute Mix aus selbstständiger Tätigkeit und Teamwork, die vielfältigen Technologien und Aufgabenbereiche und die Möglichkeit etwas mit den eigenen Händen zu schaffen. Darüber hinaus gibt es viele Weiterbildungsmöglichkeiten und einen krisensicheren Arbeitsplatz – auch damit können und sollten Jugendliche motiviert werden. Schüler, die während ihres Praktikums bereits ein Gefühl dafür bekommen, was sie alles erreichen können, gehen mit besonderer Wachsamkeit und Freude an die tägliche Arbeit und orientieren sich gerne an ihrem Vorbild, dem Ausbilder.

Tipps für den "guten Draht" zum Azubi

Wie Sie als Ausbilder einen „guten Draht“ zu Jugendlichen herstellen, der sich täglich und auch in Konfliktsituationen bewährt:

  • Sich Zeit für Gespräche nehmen und auch mal den „Privatmenschen“ ansprechen, indem etwa gefragt wird, wie das Wochenende war – das fördert Vertrauen und lockert auf.
  • Vorbildfunktion bedenken: Jugendliche ahmen ein Ausbilderverhalten möglicherweise nach – sich respektvoll, offen und fair zu verhalten, bedeutet als gutes Beispiel voranzugehen.
  • Wort halten: Wird dem Praktikanten oder Lehrling beispielsweise Unterstützung angeboten, sollte auch sichergestellt werden, dass dafür Zeit und Motivation vorliegt.
  • „Sinnstifter“ sein: Umso besser der Jugendliche weiß, wofür gewisse Aufgaben wichtig sind, desto mehr hat er das Gefühl, dass die Arbeit einen Sinn hat – die Motivation steigt.
  • Ich- anstelle von Du-Botschaften: So bekommt die eigene Wahrnehmung eine größere Rolle und klingt weniger nach Vorwurf.
  • Die Macht der nonverbalen Sprache: Verschränkte Arme oder ein abschweifender Blick wirken weniger wertschätzend als eine offene Haltung und ein klarer Augenkontakt.
  • Spaß zusammen haben: Humor hat schon viele tückische Situationen gerettet und stärkt die Partnerschaft.
  • Ein offenes Ohr haben, auch für Probleme oder Nöte.
  • Geduld ist besonders bei Neulingen angebracht: Sie erfahren alles gerade zum ersten Mal.
  • Tipp zur Selbstreflexion: sich in den jungen Menschen hineinversetzen und spüren, wie eine Botschaft bei ihm ankommt.

Der Beitrag ist zuerst in der Ausgabe 6/17 von SBZ erschienen. Birgit Jünger ist Referatsleiterin Marketing beim Zentralverband Sanitär Heizung Klima in St. Augustin.

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