Schritt für Schritt: So wird ein Gaskamin fachgerecht eingebaut
Bei der Komplettsanierung eines 4-stöckigen Reihenhauses in München wünschten sich die Eigentümer für die neue Wohnküche im Souterrain einen Design-Gaskamin mit großem Sichtfenster. Ein Ofensetzerfachbetrieb hat ihn normgerecht installiert und in die Küchenmöblierung flächenbündig integriert. Der Kamin ist nun Highlight und zentraler Blickfang der großzügig geschnittenen, offenen Wohnküche.
Kundenwunsch: Ein Erdgaskamin
Die Wahl für einen modernen, erdgasbetriebenen Kamin fiel leicht. Denn einerseits wollte die Eigentümerin keinesfalls den Blick auf echtes Feuer missen, andererseits sich aber auch den Mehraufwand für einen holzbefeuerten Kaminofen ersparen.
Nachteile eines Holzkamins:
- Holzkauf, und -transport,
- Holzhacken für kamingerechte Scheite
- Raum für die Lagerung wird benötigt
- deutlich höherer Reinigungsaufwand
- höhere Feinstaubemissionen
- aufwendigeres Anfeuern
Zudem verbrennt Gas sauber - ohne Russ und Asche zu produzieren: Im Vergleich zu Holz entsteht beim Verbrennen von Gas bei gleichem (Primär-)Energieeinsatz nur ein Bruchteil von Feinstaubemissionen (Brennholz: 100mg/MJ, Gas: 0,1mg/MJ)[1]. Und auch bei der CO2-Bilanz ist Gas die umweltfreundlichere Alternative. Das alles entscheidende Kriterium für die Gasvariante war aber dann doch „Kaminfeuer auf Knopfdruck“.
Täuschend echte Kaminfeuereffekte
Moderne Geräte lassen sich mit einer (mitgelieferten) Fernbedienung bequem vom Sofa aus oder, wenn gewünscht, auch via App ein- und ausschalten. Hochwertige Ausführungen produzieren durch unterschiedlich wählbare Flammenbild-Szenarien in Verbindung mit einer ansprechenden Brennraum-Deko sogar Kaminfeuereffekte, inklusive lodernder Flamme und Glutbild und sind damit durchaus vergleichbar mit holzbefeuerten Kaminen. Dazu tragen nicht zuletzt verblüffend echt aussehende, handbemalte Scheitholzimitate aus hochtemperaturbeständiger Faserkeramik bei.
Klein gemahlene, gefärbte und auf den Brenner gestreute Vermiculite (Mineral), schwarze und graue auf die Metalloberfläche um den Brenner herum angeordnete Chips und schließlich um die Scheitholzimitate verlegte, engelshaardünne Glühwolle aus Bestandteilen des Wolframdrahtes überzeugen selbst Skeptiker, die bislang der Ansicht waren, dass ein faszinierendes Flammenspiel nur mit echtem Holz erzeugt werden kann.
So erfolgt die Montage des Gaskamins
Am Aufstellort hat der Ofensetzer einen passgenauen Sockelaufbau aus Gasbetonplatten hergestellt. Die Rückwand bilden 8cm starke Dämmplatten aus Calziumsilikat zum Brand- und Wärmeschutz.
Zentrales Detail: Die Gassteckdose versorgt den Gaskamin mit Brennstoff (hier Stadtgas G20). Sie muss jederzeit zugänglich sein, um die Gaszufuhr abzustellen.
Nach der Anlieferung des Einsatzes werden die Gläser und die Gasarmatur überprüft.
Danach wird der 130kg schwere Einsatz zum vorbereiteten Aufstellort gebracht.
Danach kann der Gaseinsatz an seinem Bestimmungsort aufgestellt werden.
Mit der Wasserwaage wird die lotgerechte Ausrichtung kontrolliert.
Mittels Stellfüßen lässt sich der Einsatz auf allen vier Seiten millimetergenau ausrichten. Die obere Mutter dient dabei der dauerhaften Sicherung.
Nun wird die mit Dichtringen zusammengesetzte, doppelwandige (60/100mm) Abgasleitung aus Stahlblech mit dem systemeigenen Venturirohr des Ofens verbunden.
Nächster Arbeitsschritt: Abmessung für die Deckenaufhängung der Lastaufnahme der Schürzenverkleidung des Ofens.
Weiter geht's mit dem passgenauen Ausschneiden von Rillen in den Dämmstoffplatten für den Einsatz am Tragrahmen.
Überstände am Bodensatz werden dabei vorsichtig mit gezielten Hammerschlägen entfernt.
Um absolut saubere und stoßfeste Kanten zu erhalten, kommen schließlich noch Putzschienen aus verzinktem Stahl zum Einsatz. Diese werden mit der Flex zugeschnitten...
... und mittels Klebemörtel an den Eckbereichen der Dämmplatten fixiert.
Die komplett fertiggestellte Hülle des Gaskamins wartet nun auf den Maler.
Zentrales Designelement für den Gaskamin: Ein vom Schlosser nach Architektenvorgaben maßgefertigter Rahmen aus 6mm-Stahlblech wird von den Ofenbauern vorsichtig auf den vorbereiteten Sockel gestellt und ausgerichtet.
Die beiden elektrisch beleuchtbaren Fächer links und rechts des Brennraums dienen als attraktiver Stauraum, z.B. für Küchenaccessoires.
Und so sieht der Gaskamin in der fertigen Küchenzeile aus.
Deutlicher Anstieg von Gaskaminen
Gaskamine haben seit vielen Jahren Tradition im Ausland, vor allem in den Niederlanden und Belgien. Der Marktanteil von Gaskaminen an Einzelfeuerstätten wächst aber seit rund zehn Jahren auch signifikant hierzulande und wird sowohl von den zahlreicheren Herstellern aus den Beneluxstaaten, mittlerweile aber auch von mehr und mehr deutschen Herstellern bedient. Gründe hierfür:
- zunehmender Bekanntheitsgrad,
- verbesserte Distributionsstruktur
- einfacheren Handhabung
Ein großer Vorteil ist außerdem, dass ein Gaskamin lediglich mit einer einfachen, dünnen (und gegebenenfalls über Ecken und horizontal zur Fassade verlaufenden) 10er-Abgasleitung betrieben werden kann.
Einer aktuellen, vom Industrieverband Haus-, Heiz- und Küchentechnik (HKI) im Frühjahr 2021 herausgegebenen Einschätzung zur Absatzentwicklung häuslicher Einzelfeuerstätten in der Bundesrepublik ist zu entnehmen, dass „Gasraumheiz- und Dekogeräte“ (unter dieser Bezeichnung laufen Gaskamine offiziell beim HKI) seit ihrer erstmaligen Erfassung in 2007 mit einer Stückzahl von 1.000 bis zum Jahr 2020 mit einer Stückzahl von 7.000 eine Versiebenfachung ihres Absatzes erfahren haben. Zwar liegen diese Zahlen insgesamt signifikant unter denen von mit Holz befeuerten Einzelfeuerstätten wie Kamin- und Dauerbrandöfen (2007: 328.000, 2020: 194.000) sowie Heiz- und Kamineinsätzen (2007: 66.000, 2020: 95.000), keine andere Ofenart kann nur annähernd vergleichbare Zuwachsraten aufweisen.
Die Eigentümer des neuen Gaskamins sind nach dem ganzen Umbaustress begeistert: „Ein tolles Ergebnis. Ausnahmsweise freuen wir uns schon jetzt auf die kalte Jahreszeit, dann können wir die Wärme des Feuers und kulinarische Runden mit Familie und Freunden vor dem Kamin genießen“.
Abgasanlage PowerVent
Feuer braucht Luft. Und Rauchgase müssen zuverlässig nach draußen. Um das sicherzustellen, installierte der Ofensetzerbetrieb direkt unterm Dach in den Abluftkanal ein vom Hersteller des Gaskamins speziell für längere Abgasleitungen entwickeltes, motorisiertes Abluftsystem (PowerVent), das permanent Luftdruck und -fluss im Abluftkanal kontrolliert, bedarfsgerecht regelt und so stets für einen optimal brennenden Gaskamin sorgt.
Der Clou: Mit dieser vollautomatisch arbeitenden, elektrischen Gebläselösung lassen sich Gaskamine auch ohne klassischen Schornstein nahezu an jedem Aufstellort betreiben. Selbst eine Führung des Abluftsystems nach unten durch den Keller stellt kein Problem dar.
Weitere Infos
- Gaskaminofen: „Maestro 60/3 Eco Wave“, DRU Verwarming B.V., Holland, inkl. Abluftsystem „PowerVent“. Beratung, Verkauf und normgerechte Installation : Robert Bentlage GmbH, Starnberg.
- Planung: Tina Steffens, Dipl. Ing. Innenarchitektur, München.
- In Deutschland gelten abhängig vom Bundesland unterschiedliche Vorschriften in der jeweiligen Feuerungsverordnung. Diese muss in jedem Fall vor dem Einbau einer gasbetriebenen Feuerstätte geprüft werden.
[1] Bafu, Schweizerisches Bundesamt für Umwelt BAFU, Faktenblatt Emissionsfaktoren Feuerungen, 2015
www.bafu.admin.ch/dam/bafu/de/dokumente/luft/fachinfo-daten/faktenblatt_emissionsfaktorenfeuerungen.pdf.download.pdf/faktenblatt_emissionsfaktorenfeuerungen.pdf