Praxisreport: So funktioniert der Personaltausch mit Handwerk Connected
In seinem Hattinger Büro, Am Stahlwerk 12, sitzt David Hobrecht, Geschäftsführer des SHK-Fachbetriebes KBH Hobrecht, und plant den Personaleinsatz für die kommenden Wochen. Wie die meisten SHK-Betriebe muss auch Hobrecht immer wieder planen und schieben, um die Projekte aus dem vollen Auftragsbuch „in time“ abzuarbeiten. Denn die Herausforderungen des SHK-Handwerks wie Lieferengpässe, steigende Kosten, Energiewende oder Fachkräftebedarf machen auch vor seinem Betrieb nicht halt. „Es beeinflussen derzeit so viele Faktoren unsere Arbeit“, bedauert Hobrecht, „dass ich die Aufträge mit meinen fünf Mitarbeitenden nicht mehr bewältigen kann.“
SHK-Branche: Volle Auftragsbücher, aber zu wenig Fachkräfte
Im Gegensatz zu anderen Gewerken ist die Auftragssituation im SHK-Handwerk gleichbleibend gut und wird auf lange Sicht nicht signifikant einbrechen. Die Energiewende wird langfristig Aufträge für den Heizungsbau gewährleisten. Zudem sichern Renovierungsstau und demografischer Wandel die Nachfrage nach Sanierungen und Teilsanierungen im Bad. Doch auch im SHK-Handwerk herrscht nicht nur eitel Sonnenschein. Materialknappheit, Lieferschwierigkeiten und fehlende Fachkräfte erschweren den Unternehmen den effizienten Arbeitsbetrieb.
Über Interdomus zu Handwerk Connected
„Einkaufen im Verbund bietet SHK-Unternehmern attraktive Preise und alternative Lieferanten. Dieses Netz aus Lieferantenpartnern sowie Dienstleistern und Fachhandwerkern stärkt jedem einzelnen Betrieb vor allem in herausfordernden Zeiten den Rücken“, beschreibt Stefan Ehrhard, Geschäftsführer bei Interdomus Haustechnik, die Vorteile der Gemeinschaft im Verbund. Die Firma Hobrecht ist seit November 2019 Gesellschafter bei dem Verband. Der Unternehmer schätzt vor allem die individuelle Unterstützung für den reibungslosen Betriebsablauf: „Sei es mit digitalen Tools und Lösungen oder im Personalbereich.“
Für die Phase mit einer hohen Auftragslage suchte Hobrecht kurz- bis mittelfristig personelle Unterstützung. „Unter den Dienstleistungen von Interdomus bin ich auf Handwerk Connected gestoßen“, erzählt er. Die Plattform für Handwerkskooperationen und Fachkräfteaustausch ist heute für ihn unverzichtbar.
So funktioniert Handwerk Connected
Der Unternehmer legt für sich und seine Mitarbeiter ein Profil an. Als registrierter Fachbetrieb gibt es dann drei Möglichkeiten, die Personaldispositionen mittels Handwerk Connected zu optimieren.
Der SHK-Betrieb findet für den Zeitraum eines Projektes einen Spezialisten aus einem anderen Betrieb.
Der Betrieb unterstützt temporär mit den vorhandenen Qualifikationen seines Betriebes einen anderen Betrieb.
Gegenseitige Unterstützung unterschiedlicher Gewerke bei großen Projekten.
„Wir sind sozusagen die Matching-Plattform für Handwerkerinnen und Handwerker“, sagt Natascha Swientek, Mitgründerin von Handwerk Connected und verantwortlich für Marketing und Vertrieb, mit einem Augenzwinkern. Swientek, die viele Jahre in der Heizungsindustrie gearbeitet hat, konnte schon aus Lieferantensicht beobachten, wie schwer es für Fachbetriebe ist, die Arbeitstage produktiv und mit möglichst wenig Unterbrechungen zu organisieren. Um hier Abhilfe zu schaffen, gründete sie gemeinsam mit Nicole Dunker und zwei weiteren Beteiligten das Portal.
„Die Fachbetriebe mussten sich lange keine Gedanken darüber machen, wie sie sich nachhaltig aufstellen und positionieren wollen“, berichtet Swientek. Denn in Bau und Handwerk herrschte über Jahre eine vergleichsweise stabile Auftragslage. „Aufgrund der schwankenden Rahmenbedingungen für Unternehmen seit Beginn der Coronapandemie haben wir ein deutliches Interesse an unserer Dienstleistung verzeichnet“, erzählt Swientek. Aktuell sind 1500 Betriebe aus 15 Gewerken bei Handwerk Connected registriert. Die Erfolgsquote liegt bei fast 90 %, „das entspricht einer vermittelten Kooperation am Tag“, berichtet die Unternehmerin zuversichtlich.
Vom Diplom-Kaufmann zum SHK-Fachmann und Energieberater
Die Aufträge „in time“ zu bewältigen und gleichzeitig den Blick nach vorne zu richten, hat den SHK-Fachmann und gelernten Diplomkaufmann Hobrecht dazu bewegt, sich intensiver mit dem Thema Personalplanung und Effektivität auseinanderzusetzen. Er stieg vor vier Jahren ins Handwerk ein. „Ich habe zuvor als Diplomkaufmann in großen Konzernen gearbeitet und immer stärker den Wunsch entwickelt, selbstbestimmt zu arbeiten“, erzählt Hobrecht.
Er habe schon immer Spaß an technischen Arbeiten gehabt und die Dinge gerne angepackt. 2019 ergab sich die Möglichkeit, den örtlichen SHK-Betrieb zu übernehmen. Der Meister wollte in den Ruhestand gehen. David Hobrecht ergriff die Chance und war im nächsten Moment Chef eines SHK-Fachbetriebs mit fünf Angestellten.
„Als Diplomkaufmann durfte ich den Betrieb nicht führen. Ich begann also eine Ausbildung zum SHK-Anlagenmechaniker und plane zusätzlich, noch meinen Meister zu machen“, erzählt Hobrecht. Außerdem spezialisierte er sich in der Energieberatung. „Schon damals war die Energiewende ein Thema, gepaart mit meinem Interesse an technischen Systemen schien es mir logisch, mich zu spezialisieren. Zusätzlich habe ich mir damit in der Region ein Alleinstellungsmerkmal aufgebaut“, berichtet Hobrecht über seine Anfänge. Die erfolgreiche Strategie bringt ihm nun neue Herausforderungen, die er langfristig lösen muss: qualifizierte Mitarbeiter finden, um effizient arbeiten zu können.
Elektrofachkräfte unterstützen bei einzelnen Projekten
Nach vielen Anläufen, Arbeitskräfte zu finden, war Hobrecht froh, dass er Anfang 2020 über das Verbandsnetzwerk die Plattform Handwerk Connected gefunden hatte. Seither hat er schon für einzelne Projekte Elektrofachkräfte zur Unterstützung bei Einbau und Inbetriebnahme „gefunden“, mit denen er sonst nie in Kontakt gekommen wäre. „Bei Invests in Höhe von 30.000 bis 50.000 Euro erwarten die Kunden Qualitätsarbeit“, sagt Hobrecht. „Zumal beim Einbau der modernen Heizungstechnik Arbeiten anfallen, die nur von elektronisch unterwiesenen Personen durchgeführt werden dürfen“, beschreibt der 41-Jährige weiter.
Die Qualität und Verlässlichkeit der Arrangements über Handwerk Connected hat ihn und seine Mitarbeitenden überzeugt, sodass er nun auch seine Firma und einzelne Mitarbeiter ins Portal aufgenommen hat. „Wenn wir als Team oder einzelne Fachkräfte Luft haben, weil wir beispielsweise auf eine größere Materiallieferung warten, dann müssen auf dem Arbeitszeitenkonto keine Minusstunden geschrieben werden“, beschreibt Hobrecht nur einen Vorteil des Personaltausches.
Personaltausch bringt "Blick über den Tellerrand"
Wertvoll ist für ihn die temporäre Vermittlung von Mitarbeitenden auch, weil sie beiden Parteien die Möglichkeit bietet, über den berühmten Tellerrand zu schauen. „Ich sehe dadurch, was ich an meinen Leuten habe und wie die Firma und unser Betriebsklima von Externen wahrgenommen werden“, sagt Hobrecht. Wiederum bekommen seine Fachkräfte einen Eindruck davon, wie es auf anderen Baustellen läuft, und nehmen oftmals noch den einen oder anderen Ansatz mit nach Hause. „Diese Erfahrungen helfen mir, meinen Betrieb für Fachkräfte attraktiv zu machen.“ Hobrecht zieht also auch mittel- bis langfristig Nutzen aus der Zusammenarbeit.
Die Fachkräfte aus dem SHK-Gewerk werden in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle bei der Klimawende einnehmen. „Hier sollte jeder Betrieb spätestens jetzt anfangen, sich Gedanken zu machen, wie er der Herausforderung begegnen möchte“, empfiehlt Ehrhard. Die Verbundgruppe spürt sehr deutlich die Erwartungshaltung ihrer Gesellschafter und unterstützt sie zum Beispiel beim Personalmanagement mit einem breiten Aus- und Weiterbildungsangebot sowie Dienstleistungen wie Handwerk Connected.
Hobrecht sieht sich aktuell mit seiner Personalstrategie gut aufgestellt. Doch auch er plant Maßnahmen in der Aus- und Weiterbildung sowie Mitarbeitergewinnung, um seinen Betrieb zukunftsfähig zu machen.
Dieser Artikel erschien zuerst in der SBZ Ausgabe-09/23.