Veraltete Heizungsanlagen: Strategie für den Umbau des Wärmemarktes gefordert
Nach Ansicht des Bundesverbands der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) und der IG Metall kommt dem Wärmemarkt und seinen Beschäftigten eine entscheidende Rolle zur Erreichung der Klimaziele zu. In einem gemeinsamen Zukunftsmemorandum fordern die beiden Organisationen die neue Bundesregierung auf, wie im Koalitionsvertrag festgehalten, geeignete Rahmenbedingungen zur Umsetzung der Wärmewende zu schaffen.
„Die Heizungsindustrie zählt rund 74.000 Beschäftigte, gut die Hälfte davon in Deutschland. Diese Industrie kann entscheidend zum Gelingen der Energiewende beitragen. Dies wird aber nur zu realisieren sein, wenn Kernkompetenzen und Beschäftigung bei der Entwicklung und der Produktion in Deutschland gesichert und fortentwickelt werden“, sagte Wolfgang Lemb, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IG Metall, auf einer gemeinsamen Tagung von BDH und IG Metall mit Betriebsräten und Unternehmensvertretern am Mittwoch in Berlin.
BDH und IG Metall machten deutlich, dass rund 40 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs auf den Gebäudebereich entfällt, ein Großteil davon wird für das Heizen und Kühlen von Gebäuden benötigt. Zugleich ist der deutsche Heizungsanlagenbestand dramatisch veraltet, rund 70 Prozent der Anlagen entsprechen nicht dem Stand der Technik. Nur etwa 18 Prozent der Anlagen nutzen erneuerbare Energien.
Zur Hebung der Potenziale im Wärmemarkt fordern BDH und IG Metall eine langfristige und verlässliche Strategie für den Umbau des Wärmemarktes. Diese müsse technologieoffen ausgestaltet und konsequent an der CO2-Reduzierung orientiert sein. Heutige Förderprogramme wie das Marktanreizprogramm des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle sowie die Förderung über die Kreditanstalt für Wiederaufbau sollen erhalten bleiben, jedoch stark vereinfacht werden. Das Gebäudeenergiegesetz, die Zusammenführung der Energieeinsparverordnung und des Erneuerbare-Energien-Wärmegesetzes, muss schnellstmöglich umgesetzt und finanziell angemessen ausgestattet werden.
Insbesondere das Modell einer steuerlichen Förderung für energetische Modernisierungen ist laut BDH und IG Metall geeignet, den Modernisierungsstau aufzulösen und kurzfristig CO2 zu reduzieren. Dabei unterstützen die beiden Organisationen das im Koalitionsvertrag vereinbarte Wahlrecht zwischen einer Zuschussförderung und einer Steuerreduzierung, mit dem zur sozialen Ausgewogenheit beigetragen werden kann. Einen sinnvollen Weg bei den steuerlichen Anreizen sehen BDH und IG Metall in dem u. a. vom Bundesverband der Deutschen Industrie, dem Deutschen Gewerkschaftsbund und der Deutschen Energie-Agentur eingebrachten Vorschlag, 30 Prozent der Investitionssumme in höhere Energieeffizienz über drei Jahre von der Steuerschuld abziehen zu können. Das Programm sollte auf 10 Jahre angelegt sein. „Die technischen Lösungen für die Umsetzung der Wärmewende sind allesamt vorhanden. Wichtig ist, dass die neue Bundesregierung jetzt die richtigen politischen Weichenstellungen vornimmt“, sagte BDH-Präsident Manfred Greis am Mittwoch in Berlin.
Weiterhin fordern BDH und IG Metall den entschlossenen Ausbau der regenerativen Stromerzeugung. Im Rahmen der Sektorkopplung kann Strom dann verstärkt im Wärmemarkt zum Einsatz kommen. Aufgrund der Volatilität des Stroms aus erneuerbaren Energien sind daneben Speicherkonzepte, bei zentralen Lösungen vor allem auf der Basis von Power-to-Gas und Power-to-Liquid, weiterzuentwickeln.