So reagiert das Netz auf die sinkende schulische Vorbildung von Azubis
Nicht nur die fehlende Begeisterung für einen Beruf in der Gebäudetechnik sorgt für den Fachkräftemangel im Handwerk. Immer wieder liest man von Ausbildungsabbrüchen oder nicht bestandenen Prüfungen.
Das mag zum einen an immer komplexer werdenden Ausbildungsinhalten liegen, zum anderen soll die schulische Vorbildung vieler Berufseinsteiger nicht mehr vergleichbar sein mit dem Bildungsniveau älterer Generationen.
Diese Annahmen vorausgesetzt wollten wir Anfang Juli von unseren Lesern wissen, ob sie eine sinkende schulische Vorbildung bei ihren Azubis festgestellt haben. Und tatsächlich: Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer bejahte diese Frage. Viele Azubis seien mit der theoretischen Ausbildung häufig überfordert. Eine recht eindeutige Aussage.
So reagieren die Leser im Internet
Doch womit genau sind Azubis heutzutage überfordert und wo liegen die Probleme der jungen Generation. Antworten und Meinungen gab es vor allem auf der Facebook-Seite Zangengötter Sanitär. Wir wollen Ihnen die spannende Diskussion nicht vorenthalten und haben einige Kommentare zum Thema herausgesucht.
Kai Baumann schreibt die schlechten Noten nicht nur den abnehmenden schulischen Leistungen zu: „Es ist der eigene Wille, etwas zu erreichen der nicht mehr vorhanden ist. Gefolgt von Infekten und Zerrungen, die meist schon eine Woche davor angekündigt werden. Am besten schnell viel Geld verdienen, ohne sich die Hände schmutzig zu machen. Und wenn ein Handwerksberuf erlernt wird meist nur deshalb, weil sie keine Lust haben, sich wirklich den Beruf raus zu suchen, der vielleicht doch Spaß macht.“
Häufig würden sich Azubis im Handwerk bewerben, weil sie keinen anderen Ausbildungsplatz bekommen hätten. Demotivation und fehlender Respekt vorm Kunden sei dann die Folge, heißt es in weiteren Kommentaren.
Stephan Thomas ist Azubi und sieht die fehlende Vorbildung als Problem des Bildungssystems: „Unser Bildungssystem muss an der Stelle umdenken. Wie kann ich die Schüler besser auf das Kommende vorbereiten? Vielleicht sollte man auch den Stoff für Hauptschulen überdenken, der sich dann vllt. mehr an praxisorientierten Aufgaben entlangzieht, vergleichbar mit Waldorfschulen, wo beispielsweise auch noch geschmiedet wird. Ich denke persönlich nicht, dass es an den jungen Leuten liegt, klar es gibt immer faule Schweine aber der Beruf und die Technik wird immer komplexer, aber das Bildungssystem entwickelt sich nicht weiter und hinzu kommen Lehrkräfte, die ihre Schüler extrem negativ runterreden, was irgendwann zur Selbstaufgabe führt.“
Ulrich Adam ist jedoch der Meinung, dass auch das Elternhaus einen wesentliche Rolle für die Leistung von Azubis spielt: „Wer Arbeit denn noch Zuhause? Ich/wir leben auf dem Land. Hier wachsen die Kinder schon mit Arbeit auf; wenn es nur drum geht Fegen aufräumen „Scheune“, „Hof“ und die Dinge. Meine drei Kinder wissen, wie man eine Bohrmaschine und einen Besen benutzt, und dass diese Teile nicht zur Dekoration da sind. Darum Bildungssystem ja, aber nicht nur. Auch das Elternhaus ist gefragt.“
Timo Sobian kommentiert die Problematik so: „Berufsschule ist ein Witz ... echt, wenn man nicht selber alles tut und macht, besteht man keine Prüfung.“
Schlechte Vorbilder?
Nicht immer muss das Problem bei den Azubis liegen. Schließlich können sie auch nur so viel, wie ihnen beigebracht wird. So sieht mancher Azubi das Problem bei den Ausbildern.
Stefan Niemes schreibt hierzu: „Ich bin Azubi und 1/3 der Gesellen in der Firma von mir können praktisch sowie theoretisch weniger als ich.“
Stephan Thomas stimmt dem zu: „Bin selber Azubi, und wenn ich sehe, wie manch Geselle bei uns arbeitet und versucht, mir Pfusch beizubringen... Durfte mir Montag erst wieder anhören: ‚Ich lass mich jetzt nicht von deiner Montagslaune beeinflussen‘, weil ich ihn auf eine Problematik aufmerksam gemacht habe. Das Ende vom Lied war dann, dass wir unsere ganze Installation wieder auseinanderpflücken durften.“