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SHK-Ausbildungsverordnung: Erneuerbare müssen stärker berücksichtigt werden

Dennis Jäger, Chefredakteur unserer Schwesterzeitschrift SBZ Sanitär Heizung Klima, sprach mit Sven Fischer, Geschäftsführer des Fachverbands SHK Sachsen, und Sachsens Landesinnungsmeister Holger Mittlmeyer.

SBZ: Sie wollen das Thema erneuerbare Energien deutlich stärker in der Ausbildung verankern als bisher. Warum?

Sven Fischer: Es gibt Randbedingungen, wirtschaftlich und politisch, die entscheidenden Einflüsse auf die zukünftige Ausrichtung unseres Gewerks haben werden. Das ist a) das gesellschaftliche Thema Klimawandel; und das ist b) das politische Thema Ukrainekrieg. Beide Entwicklungen haben dramatische Auswirkungen zur Folge auf die Art, wie wir in Deutschland zukünftig heizen – und damit auch auf die einzusetzende Technik.

War das denn nicht so?

Wir haben bei uns in Sachsen in unserer Berufsbildungskommission die aktuellen Ausbildungsinhalte analysiert und festgestellt, dass dort aktuell nach wie vor veraltete Heizungstechnologien gelehrt werden. Und zwar überproportional zu deren künftiger Marktbedeutung. Unser Nachwuchs wird an Geräten ausgebildet und in Systemen geschult, die nach unserer Einschätzung in Zukunft keine tragende Rolle mehr spielen. Da stimmt die Gewichtung nicht mehr. Das heißt für uns, wir müssen darauf hinarbeiten, die Gesellen und Meister schon heute für die kommenden Anforderungen auszubilden. Es müssen andere Technologien auf dem Lehrplan stehen, als das heute der Fall ist.

Wie hoch ist der Bedarf im Handwerk, dass Sie und Ihre Kollegen sich mit erneuerbaren Energien auseinandersetzen?

Holger Mittlmeyer: Offensichtlich ist doch, dass sich das Verhältnis von Öl und Gas zu den erneuerbaren Energien stark verschiebt in Richtung erneuerbare Energien. Das wird bekanntermaßen bewusst durch staatliche Anreize bzw. Vorgaben gefördert, sodass ja fast schon ein Zwang besteht, erneuerbare Energien einzusetzen. Das gilt für Baugenehmigungsverfahren ebenso wie für die Renovierung bestehender Gebäude.

Was entgegnen Sie Kunden aktuell?

Über Lieferzeiten möchte ich an dieser Stelle gar nicht reden. Gerade in der Modernisierung ist die Bereitschaft da, den Energieträger zu wechseln. Aber im Bestand ist es wichtig, das Gebäude an sich erst mal zu analysieren. Was ist das für ein Objekt und welche Möglichkeiten bietet es, erneuerbare Energien einzusetzen, zum Beispiel eine Wärmepumpe. So beginnen die Gespräche meist. Aber eines muss man sich in diesem Zusammenhang auch vor Augen halten, es wird nicht immer der Fall sein, dass ein Heizungssystem auf Basis der erneuerbaren Energien Platz findet. Manche Bauwerke und die Bedingungen drumherum lassen wenig Veränderung zu. Da gilt dann: Weder Öl noch Gas sind in jedem Fall immer zu ersetzen.

Wo hängt es denn bei der Ausbildung?

Überlegen Sie doch mal, Herr Jäger, wie der Ausbildungsprozess abläuft. Wenn schon der Lehrer selbst, also die Person, die das Wissen vermitteln soll, wenn die schon nicht sattelfest in den aktuellen Heizungsthemen unterwegs ist, wie soll sie dann den Nachwuchs gut vorbereiten? Die Menschen stecken halt einfach noch zu tief in den alten Themen. Und jetzt schauen Sie mal, Herr Jäger, um das zu ändern, laufen wir eigentlich viel zu weit hinter der Entwicklung hinterher. Uns fehlen die Fachkräfte; die gesellschaftlich-politisch angestoßenen Themen haben uns rechts und links überholt. Wir müssen da enorm viel nachholen. Die ausgelernten Kräfte müssen nachgeschult werden, das ist akut, gleichzeitig müssen wir langfristig in der Ausbildung die Basis für das Wissen rund um die erneuerbaren Energien legen.

Das heißt, Sie gehen an die Ausbildungsverordnung ran?

Fischer: Ja, genau. Aber das ist leichter gesagt als getan. Die Schwierigkeit ist, wir sind in Sachsen so organisiert, dass wir als Fachverband SHK für die inhaltliche Ausgestaltung der Ausbildung zuständig sind, aber nicht für die Umsetzung. Und das geht so: Unsere Kommission erarbeitet die Inhalte und trägt diese an die Handwerkskammern weiter, die ja für die Umsetzung der Ausbildung zuständig sind. Wir haben Inhalte jetzt neu definiert und einen Schwerpunkt auf die erneuerbaren Energien gelegt. Im Anschluss erging an die Kammern die dringende Aufforderung, das so auch umzusetzen, und zwar wirklich zügig.

Was glauben Sie, wie lange dauert es, bis Bewegung in die Sache kommt?

Ich bin der Meinung, wir sind damit jetzt schon zu spät. Es war aber der rasanten Entwicklung der vergangenen Monate geschuldet, dass da jetzt glücklicherweise doch so schnell Bewegung von unserer Seite reinkam. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, wir müssen jetzt weiter Druck erzeugen, auch in Richtung Handwerkskammern. Das sind ja letztlich immer noch unsere Partner, die das Konzept bzw. die Umstrukturierung mittragen sollen. An der Stelle brauchen wir auch die bundesweite Unterstützung durch den Zentralverband SHK. Ganz ehrlich, Herr Jäger, wir hoffen, dass alle so viel Weitblick haben und dieses Thema schnell anpacken. Sonst brauchen wir über weitere Aufgabenstellungen, wie die zum Erreichen der Klimaziele oder zum Einbau von 500.000 Wärmepumpen pro Jahr, nicht mehr nachzudenken, das werden wir dann nicht erreichen.

Die Wärmepumpe gibt es ja nicht erst seit gestern, Herr Mittlmeyer. Hat das Handwerk diese Technik zu lange eher stiefmütterlich behandelt?

Mittlmeyer: Das ist schwierig zu beurteilen. Die Wärmepumpe war in der Bevölkerung über Jahre hinweg einfach zu wenig bekannt. Die Hersteller haben sie zwar im Portfolio gehabt, aber kaum jemand hat das forciert. Der Umsetzungsdruck, der jetzt herrscht, hat auf allen Ebenen Augen geöffnet, möchte ich mal so sagen. Früher war es doch so, dass Interessierte, die ihren ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich halten wollten, dass die eher die Kunden der Wärmepumpe waren. Aber jetzt, durch den Ukrainekrieg und wegen der Energiewende, wird es eben der ganzen Bevölkerung deutlich bewusster, dass wir als Gesellschaft hinsichtlich unserer Energieversorgung mehr tun müssen – im Kleinen wie im Großen. Ich möchte an der Stelle deshalb noch mal betonen: Es muss ein Ruck gehen durch die Reihen aller, die für Aus- und Weiterbildung in der SHK-Branche verantwortlich sind. Und wo ich schon mal dabei bin, wir brauchen auch genügend Lehrer, da steckt ja noch eine ganz andere, politische Dimension dahinter. Es nützt ja nichts, den Lehrplan umzustellen, wenn wir keine Personen haben, die den neuen Stoff den Schülern beibringen. Wir brauchen auch Berufsschullehrer ganz dringend.

Wie steht es um die Weiterbildung der vorhandenen Mitarbeiter?

Fischer: Ja, wir sind auch in der Weiterbildung des Stammpersonals unserer Handwerksbetriebe tätig. Aktuell haben wir mit der Sächsischen Energieagentur, mit den drei sächsischen Handwerkskammern und mit weiteren Partnern in Sachsen eine Weiterbildung aufgesetzt. Sie greift Entwicklungen auf rund um die erneuerbaren Energien, auch die Einbindung von Photovoltaik und die Kopplung verschiedener Energiesysteme sind zum Beispiel Thema. Es geht uns darum, auch die umfassende Weiterbildung der Mitarbeiter unserer Innungsbetriebe in die richtige Richtung zu bewegen, weg von althergebrachten Energieträgern hin zu neuen Technologien. Das klappt gut, bei aller Kritik, die wir an anderer Stelle geäußert haben, bei diesem Projekt wurde gemeinsam an einem Strang gezogen.

Dieser Artikel erschien zuerst in SBZ-Ausgabe 11/2022.

Sven Fischer ist Geschäftsführer des Fachverbands SHK Sachsen.
Holger Mittlmeyer ist Landesinnungsmeister des Fachverbands SHK Sachsen.
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