Kritik vom Baugewerbe: Will die EU die Handwerksqualität senken?

30.08.2017

Weniger Qualität im Handwerk? Die IG BAU kritisiert die Pläne der EU-Kommission, die Qualifikationsstandards in den Handwerksberufen zu senken.

Kritik vom Baugewerbe: Will die EU die Handwerksqualität senken? — © Fotolia/Kovalenko I

Grundlage für die Kritik der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) sind die Pläne der EU-Kommission, zukünftige Regulierungen von Handwerksberufen einem Verhältnismäßigkeitstest unterwerfen. So müsse jeder EU-Bürger in Deutschland ein Handwerk ausüben können. „Damit zäumt die EU-Kommission das Pferd von hinten auf. Handwerker, die aus EU-Ländern hierzulande arbeiten wollen, müssen hier geltende Standards einhalten, wie jeder inländische Betriebsinhaber auch. Das ist nicht zu viel verlangt. Alles andere führt zu einem Verlust von Handwerksqualität“, sagt der Stellvertretende IG BAU-Bundesvorsitzende Dietmar Schäfers.

Das Ziel der EU-Kommission sei klar erkennbar. Sie wolle die Meisterpflicht und die Selbstverwaltung im Handwerksbereich angreifen. Gut qualifizierte Beschäftigte blieben dabei am Ende ebenso auf der Strecke wie die Verbraucher, kritisiert Schäfers weiter.

Die IG BAU sieht das Handwerk als Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Die hierzulande historisch gewachsene und bewährte Regulierung der Handwerksberufe inklusive der Meisterpflicht stelle dabei einen Grundpfeiler des ökonomischen Erfolges dar. Sie sichere die Qualität der Handwerksleistungen und die Ausbildung von jungen Fachkräften.

„Zwar hat der Europäischen Rat das Vorhaben der EU-Kommission bereits etwas korrigiert, aber das räumt unsere wesentlichen Bedenken bei Weitem nicht aus“, sagte Schäfers. „Beim derzeitigen Stand der Planung wird eine Neuregulierung von Ausbildungsordnungen erschwert und die notwendige Wiedereinführung der Meisterpflicht zum Beispiel bei Fliesen- und Mosaiklegern quasi unmöglich gemacht.“

Es sei laut IG BAU vollkommen unverständlich, dass die Bundesregierung und der Zentralverband des Deutschen Handwerks diesen Beschluss als Erfolg werten.