Planung von Gäste-WCs: Mit mehreren Entwürfen bei Kunden punkten
Das Gäste-WC ist – neben dem Flur – die Visitenkarte der Wohnung oder des Hauses. Der Raum soll natürlich in erster Linie seine Funktion erfüllen, darf aber durchaus auch begeistern und beeindrucken. Und da der Aufenthalt dort meist von kurzer Dauer ist, kann die Gestaltung ruhig etwas ausgefallener sein als in den anderen Räumen. Allerdings gilt: Je kleiner der Raum, umso wichtiger ist ein durchgehender Stil, damit der Nutzer nicht optisch „erschlagen“ wird.
Kundenwünsche kombinieren
Die meisten Badplaner kennen die Situation: Eine Kundin hat schon viele Inspirationen für den kleinen Raum von kaum mehr als 1 m² Grundfläche gesammelt. Sie fühlt sich aber überfordert bei der Zusammenstellung all dieser Ideen zu einem Gesamtkonzept, denn nicht alles ist miteinander kombinierbar. Sie bevorzugt klare Farben, starke Kontraste und geometrische Formen, hat aber durchaus auch eine Neigung zu Opulenz und Vintage.
In so einer Situation bietet es sich an, die Wünsche aufzunehmen und passend miteinander zu kombinieren – in mehreren, in sich stimmigen Ansätzen. Das ist zwar zusätzlicher Aufwand, aber die Begeisterung der Kundin wird weit ausstrahlen in ihren Familien- und Bekanntenkreis. In diesem Fall wurden ihre Einzelideen zu drei Stilwelten zusammengefasst. Daraus konnten wir dann in sich stimmige Entwürfe entwickeln.
Variante 1: Klassischer Schwarz-Weiß-Kontrast
Das Thema ist der klassische Schwarz-Weiß-Kontrast, der Kreis ist die dominierende Form. Weiße Metrofliesen bilden einen umlaufenden Sockel in Höhe der WC-Vorwand, Wände und Decke sind schwarz gestrichen. Am Boden liegen gemusterte Zementfliesen mit Kreismotiv. Dabei wird die Verkofferung eines Abflussrohrs unauffällig im umlaufenden Fries aus schwarzen Fliesen „versteckt“. Dank dieser Verkofferung können wir auf eine Vorwand am Waschbecken verzichten, sie würde den Raum noch weiter einengen. Eine schwarze Armatur für das halbrunde Handwaschbecken und ein schwarz lackiertes Regal darunter vervollständigen das Ambiente. Der Spiegel mit integrierter Beleuchtung und die Leuchte über dem WC nehmen die Kreisform wieder auf.
Variante 2: Eckig und Quadratmuster
Auch hier ist das Thema der Schwarz-Weiß-Kontrast, die Formen sind jedoch eckig. In diesem Fall bilden schwarze Metrofliesen den umlaufenden Sockel, Wände und Decke sind weiß gestrichen. Am Boden sind auch hier gemusterte Zementfliesen geplant, dieses Mal mit einem diagonalen Quadratmuster. Das eckige Handwaschbecken wird von einer schwarzen Armatur und einem filigranen Metallregal in Schwarz ergänzt. Der Spiegel mit integrierter Beleuchtung ist quadratisch, die Leuchte über dem WC nimmt die Konstruktion des Regals wieder auf.
Variante 3: Ein Sondermotiv als Hingucker
Bei Variante 3 bestimmt eine Tapete mit einem großformatigen floralen Motiv den Raum, ein Pfau schaut dem Gast über die Schulter. Runde und eckige Formen sind miteinander kombiniert. Alle Farbtöne leiten sich aus den Farben der Tapete ab. Wände und Decke sind in einem dunklen Petrolton gestrichen. Am Boden und den Vorwänden sind unifarbene Zementfliesen geplant. Ihre handwerkliche Optik passt perfekt zum gemalten Tapetenmotiv. Eine Wandarmatur in einem matten Goldton und ein schlichtes, petrolfarben lackiertes Regal unter dem Handwaschbecken komplettieren die Ausstattung. Und der Rahmen des runden Spiegels mit indirekter Beleuchtung korrespondiert mit den Pfauenfedern.
Da fällt es nicht leicht, sich für einen Entwurf zu entscheiden. Aber ganz gleich, welche Stilwelt letztlich gewählt wird, dieses WC wird in jedem Fall einen bleibenden Eindruck bei den Gästen hinterlassen.
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Dieser Artikel von Birgit Hansen ist zuerst erschienen in SBZ 02/2022. Birgit Hansen betreibt in Köln ein Innenarchitekturbüro für individuelle Raumkonzepte und Materialberatung. Einen Schwerpunkt bilden Bäder und Fliesen.