5 Beispiele für die Planung freistehender Badewannen
Naturbad mit Holz, Naturstein und Lichtsteuerung
Ein neues Bad im Untergeschoss eines renovierungsbedürftigen Wohnhauses soll genau diesen Gedanken bedienen. Wärme, Rückzug und Natur sind die Wünsche, die die Bauherrin für ihr Badezimmer aufruft. Auf rund 12 m² sollen neben der freistehenden Badewanne auch eine frei zugängliche Duschzone mit Sitz und viel Komfort ihren Platz finden, ein Dusch-WC und ein Waschtisch mit Ablage und Stauraum – aber nicht im üblichen Sinne. Auch eine Sitzmöglichkeit im Raum ist gewünscht. Holz, Naturstein und ein Strahlwasser-geeigneter Kreideputz sollen die Zutaten für das Raumkonzept sein.
Eine gute Raumeinrichtung fängt mit der Analyse des Raumes an. Der Raumzuschnitt ist gleichmäßig, allerdings weist er einen extremen Schlauchcharakter auf. Die Raumbreite von 241 cm und die Lage des kleinen Fensters machen direkt klar, dass die Duschzone den kompletten hinteren Bereich einnehmen wird, um den Raum optisch zu verkürzen. Die Lage des Bades ist im Untergeschoss – die Gestaltung einer Bodenbündigkeit wäre sehr aufwendig gewesen und hat in der Kombination mit Holz im Bad ohnehin ihre Tücken. So steht schnell fest, dass der gesamte Bereich aufgestuft wird.
Höhle in/aus Naturstein
Eine raumbreite Ablaufrinne ermöglicht ein sauberes und unsichtbares Gefälle zur Kopfwand hin. Große Platten in Schiefer Multicolor werden als Belag gewählt. Ein ausdrucksstarker Naturstein, der sich auch an der kompletten rechten Raumwand in rauen, kleinformatigen Schieferbricks wiederfindet. Die Farbgestaltung von Grautönen bis hin zu Rostrot in Kombination mit der sehr unebenen Oberflächenstruktur vermittelt das Gefühl einer Höhle.
Die Kopfwand der Duschzone wird mit Tadelakt in Betonoptik gestaltet. Ein wohl glatter, in sich aber doch welliger und weicher Wandbelag, der nach dem Aufbringen in mühevoller Kleinarbeit mit einem kleinen Stein verdichtet wird. In der Kombination stellt er sowohl in der kühlen Farbe wie auch in der Oberfläche einen schönen, weichen Kontrast zum rauen Schiefer dar.
Natürlich steht auch ausreichend Platz zur Verfügung, um auf der Kopfseite der Dusche einen gemauerten Sitz zu integrieren, um ein Fußbad im Sitzen oder ein sicheres und entspanntes Duschen im Stehen zu gewährleisten. Eine Duschreling in Farbe der kleinformatigen Armaturen lädt zum Stützen und Halten ein und integriert die Duschstange.
Da das Fenster ohnehin erneuert werden musste, wurde es mit einem feststehenden linken Teil gewählt, um davor die senkrechte Duschstange positionieren zu können. Der kleine rechte Teil ist schnell zum Lüften oder Frischluftduschen geöffnet.
Lichtszenario für die Abendstunden
Die rechte Raumseite wird komplett mit einer Vorwand versehen, um die notwendigen technischen Dinge unterbringen zu können. Über die gesamte Breite ist sie mit einer großzügigen Nische unterteilt, die als Shampoo-Nische, Dekoboard und Lichtelement zugleich dient. Nur als Abtrennung zur Duschzone hin ist sie in Sitztiefe mit einer deckenhohen Säule unterteilt, die die beleuchtete Glasscheibe mit Lasergravur einfasst.
Die Lichtkegel der angepassten LED-Spots werfen ein schönes Lichtspiel über die gesamte Raumlänge. Sie sind getrennt schaltbar und überdies dimmbar, sodass sie als warmes Lichtszenario in den Abendstunden dienen.
Die mit den Schieferbricks belegte Wand bildet eine passende Bühne für die freistehende Badewanne. Eine organisch geformte Badewanne aus Mineralguss lädt geradezu zum Entspannen ein. Der zierliche Rand und die nach unten hin konisch verlaufende Form lassen das mit 180 x 90 cm doch recht große Element leicht im Raum wirken. Ein Baden alleine oder zu zweit ermöglichen die mobilen Rückenstützen.
Die Wanne steht fast parallel zur Wand – nur das Kopfteil zur Dusche hin ist etwas in den Raum gerückt. Indem man darauf verzichtet, die freistehende Badewanne komplett an die Wand zu stellen, bindet man sie perfekt in das Raumgefüge ein. Diese Position macht es sehr gut möglich, die Armaturen aus der Wand mit einem herkömmlichen Wanneneinlauf zu gestalten. Sie sind im ersten Drittel angebracht, um eine gute Erreichbarkeit zu garantieren. In diesem Fall sind die quadratischen Grundformen der Armaturenteile nicht nur Wunsch der Bauherrin, sondern auch eine Voraussetzung für die Montage.
Die starke 3D-Optik der Wandoberfläche macht es notwendig, die Schiefersteine in Form der Armaturenblenden auszuklinken – eine Arbeit, die gekonnte Handwerkerleistung voraussetzt.
Gegossene Betonbank als Sitzmöglichkeit
Neben der Badewanne verschwindet das Dusch-WC hinter drei Birkenstämmen, die zur Tür hin aufgestellt werden. Sie erfüllen einen schönen, dekorativen Zweck, verstärken den Bezug zur Natur, spenden ausreichend Intimsphäre und sind der perfekte Ort, um den recht einfachen, aber sehr praktischen Papierrollenhalter anzubringen. Die durchgehende Designplatte hinter dem WC ermöglicht die Montage auf der unebenen Wandfläche.
Auf der gegenüberliegenden Seite – auf den ersten Blick beim Betreten des Raumes – spiegelt sich das Bild der freistehenden Badewanne in einer freihängenden Schale. Sie ist in Material und Form identisch, nur eben kleiner. Nicht gewünscht waren eine Konsolenanlage mit Holzunterbauten oder auch eine gemauerte Variante und ein darüber angebrachter Lichtspiegel. Die Schale thront deshalb auf zwei filigranen Stahlträgern – die daran angeschraubte asymmetrische Holzstange dient als saloppe Handtuchstange.
Die darüber angebrachte Wandarmatur mit rechteckiger Grundplatte lässt das Wasser im breiten, natürlichen Strahl in die großzügige Waschschüssel laufen. Ein dahinter aufgebrachter, deckenhoher Streifen des Tadelakts verhindert, dass Spritzwasser sich auf einer nur gestrichenen Wand als dunkle Flecken verewigt, und konzentriert das Ensemble auf eine asketisch anmutende Weise.
Eine gegossene Betonbank steht locker darunter und bietet Ablagefläche und Sitzmöglichkeit in einem. Eine Spiegelfläche und Stauraum für Kosmetika steht mit einem vertikalen Spiegelschrank in Quadratformen im rechten Winkel zum Waschtisch zur Verfügung. Natürlich wird der Komfort durch einen beleuchteten Vergrößerungsspiegel abgerundet.
Bewegungsmelder steuert Leuchten
Das Lichtszenario im Bad wird neben den Nischenleuchten mit getrennt schaltbaren Wandleuchten abgerundet – für die Zeiten, in denen mehr Licht gewünscht ist. Beim Betreten spenden die bodennah angebrachten Wandeinbauleuchten einen Willkommensgruß – automatisch per Bewegungsmelder gesteuert. Ein kleiner Luxus, der bereits im Flur anfängt und in der Dämmerung und bei Nacht das Lichtanschalten erübrigt.
Der durch das gesamte Stockwerk laufende Holzboden vermittelt angenehme Fußwärme und Wohlgefühl und spielt geschickt mit dem warmen und vielfarbigen Schieferstein und dem kühlen, zurückhaltenden Tadelakt in Betongrau.
Alle übrigen Wände und Decken wurden nur grob geschliffen und mit einem Farbe-Quarzsand-Gemisch in einem warmen Weiß gestrichen. Die Wahl der Materialien allerdings spricht nicht für die absolute Pflegeleichtigkeit. Wasserpfützen müssen aufgenommen, Naturstein und Tadelakt regelmäßig abgezogen und imprägniert werden und ein Holzboden behält auch nur bei richtiger Pflege seinen natürlichen Glanz. Aber wer so etwas mag, der nimmt auch gerne die Mehrarbeit in Kauf.
Edler Rückzugsort mit Seeblick
Ein anderes Badezimmer in ähnlicher Größe, aber quadratischer Grundform soll auch mit einer freistehenden Wanne bestückt werden. Ein ziemlich quadratischer Raum, der als absolutes Highlight einen wunderschönen Blick durch das bodentiefe Fenster auf die Seenlandschaft schenkt. Schnell ist klar, dass die Bauherrin diesen Blick beim entspannten Baden genießen will. Die freistehende Badewanne an die Wand zu stellen, kommt damit nicht infrage. Stattdessen wird die Position der Wanne mittig im Raum festgelegt.
Den 330 cm breiten Raum teilt im hinteren Bereich eine 220 cm hohe Zwischenwand in eine bodenbündige Duschzone und einen behaglichen WC-Bereich. Die Bezugslinie ist die Fensterposition. In der Zwischenwand befinden sich die Zu- und Abläufe sowie Technik und Nischen für Dusche und WC.
Um nicht unnötig Platz zu verschenken, werden beide Bereiche mit einer bündig eingelassenen Glaswand abgetrennt. Passend zu den Belagsoberflächen wurde ein warmes Braunglas gewählt. Genau davor erhält die freistehende Badewanne ihren Glanzauftritt. Mit einer hochgezogenen Rückenlehne lädt diese Einsitzerwanne traditionell zum Eintauchen und Verweilen ein.
Stauraum den Gewohnheiten angepasst
Aufgrund der Platzverhältnisse kann die Wanne nicht größer als 170 cm sein – das macht die Wahl des Materials sehr leicht. Durch die dünne Wandstärke bietet sich Mineralguss an, um bei kleinen Außenmaßen noch ausreichend Innenfläche zu gewährleisten. Die Armaturen sind als freistehende Variante vor der Wanne im Fußbereich angebracht. So sehen sie im edlen Platinmatt nicht nur schön aus, sondern sind auch einfach zu bedienen.
Parallel zur Wanne befindet sich auf der Türseite die Konsolenanlage. Auf ihr thront eine Waschschale, die auch in Form und Material gleich geartet ist. Die Möbelanlage ist mit einem Glas eingefasst, das sich an das Rauchglas in der Farbe anpasst und sich in dem türhohen Schrank in der Raumecke wiederfindet. Hier ist der benötigte Stauraum, der neben dem wandbündigen Spiegelschrank und zahlreichen offenen Nischen gewünscht ist, den Gewohnheiten der Nutzer angepasst.
Um ausreichend Bewegungsfläche zu behalten, konnte die Oberkante der Wanne nur 5 cm vom Glas abgerückt werden. Nach unten hin verbreitert sich wohl der Bereich, aber die Pflege der getönten Glaswand ist sicherlich recht aufwendig und muss im Vorfeld unbedingt besprochen werden.
Durchschnittsgröße mit freistehender Badewanne
Auch in einem Raum mit nur 7,5 m² lässt sich der Wunsch nach einer freistehenden Wanne erfüllen. Möchte man eine freistehende Badewanne an die Wand stellen, ist darauf zu achten, dass seitlich noch etwas Platz bleibt, um den Wischer hinter der Wanne entlangführen zu können. Sollte das nicht machbar sein, so ist dann eher zu einer Vorwandvariante zu raten. Am besten zu einem Modell, das wandgebunden montiert und abgedichtet wird, aber an den Seiten und vorne mit einer angegossenen Schürze der Wirkung eines freistehenden Elementes sehr nahekommt.
Bei diesem Projekt allerdings war nicht nur die freistehende Wanne, sondern auch eine bodenbündige Duschzone ein Herzenswunsch. Die technischen Gegebenheiten machten eine Bodenbündigkeit nicht nur aufwendig, sondern leider unmöglich. Um dennoch einen Raum zu verwirklichen, der den Wünschen der Bauherren recht nahekommt, wurde ein kleiner Trick angewendet. Die rechte und hintere Seite im Raum wurde aufgestuft und mit dunklen Fliesen akzentuiert. So gelangt man über einen Auftritt in die dann bodenbündige Duschzone und zur Wanne hin – den Wasserbereich.
Raum optisch nicht überladen
Da die Breite des Raumes es zulässt, wurde zunächst eine freistehende Ovalwanne (aus Corian) eingeplant, die wahlweise in sehr flacher Optik zu bekommen ist und dem Raum optisch damit guttun würde. Dazu muss der Abfluss im Boden versenkt werden, was in dem Fall ja einfach machbar wäre. Leider war es aus statischen Gründen dann doch kritisch. Zu beachten ist das Gewicht der Alternativmaterialien!
Neben der Füllmenge weisen diese Wannen schon mal ein Eigengewicht von bis zu 200 kg auf. Das ist nicht nur statisch zu berücksichtigen, sondern auch beim Transport in das Objekt und dem Einbau zu beachten.
Die Grundidee wurde aber nicht verworfen, sondern dann mit einem leichteren Modell umgesetzt. Acrylwannen sind leichter. Seitdem sie auch mit angegossenen Schürzen angeboten werden, kommen sie optisch den gegossenen Artgenossen recht nahe. Die Reduktion auf die Farben Anthrazit und Weiß in Verbindung mit dem natürlichen Holzboden und den klaren Linien machen auch aus dem recht kleinen Raumzuschnitt einen behaglichen und komfortablen Rückzugsort, der nicht überladen wirkt. Die freistehende Badewanne verleiht darin eine spielerische Leichtigkeit.
Die Badewanne unter der Dachschräge
Dachschrägen laden Badplaner dazu ein, die Badewanne darunter zu platzieren. Ein heimeliges Gefühl kann schnell entstehen und es ist ein Element im Bad, in/vor dem man nicht stehen muss, wenn es benutzt wird. Dennoch – um in die Wanne einsteigen zu können, sollten vor dem Wannenrand noch wenigstens 2 m Höhe erreicht werden. Ist das nicht machbar und auch kein Dachflächenfenster sorgt für Abhilfe, dann sollte man die Platzsituation unbedingt mit den Bauherren besprechen und ausprobieren.
Im Gästetrakt eines Stadthauses steht dieser Bereich zur Verfügung. Eine Dusche lässt sich wegen der Kopffreiheit sicher nicht installieren – so bleibt nur die Wahl der Badewanne. Auch auf die Gefahr hin, dass sich größere Menschen klein machen müssen, um hineinsteigen zu können. Eine kleine Aufstufung wird benötigt, um Zu- und Abläufe zu verstecken. Der Ablauf wird in der Stufe versteckt, so kann die freistehende Badewanne mit dem niedrigen Rand (die dennoch mit 170 x 80 cm einem normal großen Menschen ein schönes Wannenbad gewähren kann) seine Wirkung entfalten.
Die Dachstütze zwingt dazu, die freistehende Badebatterie hinter die Badewanne zu stellen – damit ist sie zwar schwerer zu erreichen, aber sie sieht sehr viel schöner aus. Die modern interpretierte, traditionelle Kreuzgriffvariante passt hervorragend in das warme Ambiente und zur Idee der Wannenform. Die weiche, matte Oberfläche des Corians steht im Kontrast zur rauen Oberfläche des handbehauenen Natursteins im Hintergrund, der durch die Bodenleuchten noch akzentuiert wird.
"Hollywood-Bad" in Schwarz und Weiß
Natürlich können die solitären Wannen auch quer in eine Raumecke oder sogar frei im Raum platziert werden, um eine eher dramatische Wirkung zu erzeugen. Wenn ausreichend Platz zur Verfügung steht, spricht eigentlich nichts dagegen. Zu- und Abläufe müssen zu verlegen sein und auch die Armaturen müssen an die Wanne heranrücken – oder sogar auf den Wannenrand selber montiert werden (wenn das Modell dafür geeignet ist).
Eine traditionell anmutende Ovalwanne aus Mineralguss soll als Blickfang in einem Bad Wirkung erzeugen, dessen Wände alle schwarz oder anthrazit gefliest und gespachtelt sind. Ein sicherlich sehr dramatischer Auftritt, der etwas an Hollywood erinnert.
Eine eingebaute Wannenvariante hätte nicht annähernd eine solche Wirkung im Raum erzeugen können. Gerade die Optik ist der Grund für die meisten Bauherren, sich eine freistehende Badewanne zu wünschen – dafür nehmen sie in Kauf, dass diese Variante häufig eine kostenintensive Lösung ist. Sie ist ja auch der Star im Bad, alles andere darf in den Hintergrund treten.
Fazit
Bei einer recht freien Position der Wanne im Raum sollte vorher gut überlegt sein, ob das Objekt eher optische Zwecke erfüllen oder auch zum häufigen Badegenuss einladen soll. Das Ritual Baden hat für die meisten Menschen etwas mit Rückzug und Ruhe zu tun – das funktioniert nicht so gut, wenn die Wanne wie auf dem Präsentierteller mitten im Raum thront. Hier würde es sich mehr lohnen, die freistehende Badewanne an die Wand zu stellen. Wie schön, dass die Menschen recht unterschiedlich sind und es diverse Gesichtspunkte zu den Themen gibt – in einer guten Beratung wird so ein Punkt allerdings im Vorfeld geklärt.
Dieser Artikel von Andrea Stark ist zuerst erschienen in SBZ/21-2018, bearbeitet von haustec.de. Die Innenarchitektin Andrea Stark ist seit mehr als 25 Jahren im Bäderbau tätig.