Prämierte Gäste-WCs: So sehen die Entwürfe der Sieger aus
Wie lässt sich ein Gäste-WC modern, freundlich und praktisch gestalten? Antworten darauf bieten die folgenden drei Siegerentwürfe des 4. Kreativ-Wettbewerbs der Fachzeitschrift SBZ. Alle Preisträger in der Kategorie „Gäste-WC“ überzeugten die Jury mit frischen Ideen, Raum- und Lichtkonzepten. Hier die Platzierungen:
3. Platz
Bäderwerkstatt Säuberlich punktet mit Chic
Ina Säuberlich schaffte den Sprung in der Kategorie Gäste-WC unter die ersten drei Plätze und erhielt die Auszeichnung zum „Top-10-Badplaner Deutschlands“. Sie zeichnet sich in der Bäderwerkstatt Säuberlich für Planung und Ausführung verantwortlich und hauchte dem 20 Jahre alten Gäste-WC - nach dem Geschmack der Bauherren - ein zeitloses, farblich zurückhaltendes, aber schickes Ambiente ein.
Den Wunsch, zwei Holzfiguren zu integrieren, inszenierte sie zum Highlight des WCs. Gekonnt nimmt sich die Gestaltung des Raumes zurück und lässt so die beiden Holzfiguren in einer ausgesparten Nische zur Geltung kommen. Die Nische selbst ist weiß gehalten und hebt sich gegen die mit schilffarbenen Fliesen ausgeführte Wand ab, sodass die fast schwarzen Figuren besonders stark wirken. Sie sind Blickfang und wohnliches Accessoire zugleich.
Die Farbkompostion im Schilfton stellt nicht nur eine Verbindung zu Afrika her, sondern verleiht dem Raum Wärme. Selbst die Bestandsholztüren gliedern sich so in die Gestaltung ein.
Ebenso ist die Wahl des Waschtisches gelungen: Zum einen wirkt das Unterbaumöbel durch die gleiche Farbe wie die Wände zierlicher – zum anderen engt die abgerundete Form den schmalen Eingangsbereich nicht so ein. Der Unterbauschrank bietet Stauraum für Hygienartikel und lässt Siphon und Co. verschwinden. So bleibt auch beim Sitzen ein harmonischer Gesamteindruck bestehen. Die Raumbeleuchtung erfolgt durch zwei Downlights in der Nische und einem Spiegellicht über dem Waschtisch.
Das Urteil der Jury
Die Schlichtheit in Perfektion überzeugte die Jury. Ina Säuberlich schafft ein Arrangement, bei dem die Holzfiguren die Hauptrolle spielen. Die Gestaltung nimmt sich gekonnt zurück und lässt so die Figuren in einer ausgesparten Nische gut zur Geltung kommen.
Die Eckdaten
- WC-Größe inklusive Vorraum: 3,4 m2
- Umbaukosten: 10.000 Euro
Produkte und Hersteller
- WC: Tonic von Ideal Standard
- Waschtisch: Lavo von Burgbad
- Armatur: Hansgrohe Puravida
- Leuchten: Decor Walther
- Fliesen: Kerlite Buxy
2. Platz
Mundle setzt auf Rot gegen Langeweile
Badplanerin Maria-Luise Hülse und Bäderbauer Markus Weinbrenner von der Mundle GmbH landeten mit ihrer Einsendung in der Kategorie Gäste-WC unter den ersten drei Plätzen und erhielten dafür die Auszeichnung zum „Top-10-Badplaner Deutschlands“. Ihr Entwurf prägte eine knackige Farbkombination von rot-schwarz und Funktionalität bis ins kleinste Detail.
Modern, klare Linien und nicht ländlich
Geschmack ändert sich im Lauf der Jahre und so wollten die Bauherren weg vom Landhausstil mit Terracottaboden und Holzvertäfelung. Die Materialien sollten modern, aber zeitlos sein. Vor allem aber sollten sich die Gäste dort wohlfühlen. Damit kein Stilbruch zu den übrigen Räumen erfolgt, sollen diese im Anschluss ebenfalls umgestaltet werden.
Wirkte der Raum vorher beengt und schrill mit seiner umlaufenden roten Holzvertäfelung, präsentiert er sich nun mit Weite und angenehmer Spannung. Trotz gleichbleibender Positionierung der Objekte wurde allein durch die Material- und Farbwahl ein neues Raumgefühl geschaffen. Selbst die Farbe Rot wurde wieder eingesetzt – nur eben anders.
Im neuen Raum betont sie gekonnt nur den Waschtisch und durch die Materialwahl Glas wirkt er lebendig und frisch. Auch bei geöffneter Tür (genau gegenüber) ein Hingucker. Gepaart mit schwarzem Granit Nero Assoluto als Boden und an der WC-Vorwand entsteht so ein spannungsvoller Kontrast. Die spiegelnden Flächen erzeugen interessante Lichtreflexe und weiten den kleinen Raum optisch. Dazu wurden die übrigen Wandflächen mit einem Dekor-Streichputz mit Perlmuttüberzug versehen. Die waagerechte Struktur lässt den Raum ebenfalls größer erscheinen.
Erst die Ausführung macht es perfekt
Um keine Stolperfalle zum Flur zu bekommen, musste der vorhandene Estrich abgeschliffen werden – was leider in einer Vielzahl von Fällen gar nicht in Erwägung gezogen wird - aus Unwissenheit oder aus Bequemlichkeit. Die farblich abgestimmte WC-Tastatur fügt sich perfekt ein und wirkt nicht wie ein Fremdkörper.
Insgesamt wurde auf Pflegeleichtigkeit geachtet – was die Bauherrin im Nachhinein besonders lobte. Denn auch am Waschplatz sind es die kleinen Details, die den neuen Besitzern Freude bereiten. Eine Glasplatte auf dem Korpus schützt das Holz vor Feuchtigkeit und die Installation einer Wandarmatur reduziert den Putzaufwand und lässt genügend Freiraum für Accessoires neben der Waschschüssel.
Das Urteil der Jury
Reduktion auf das Wesentliche überzeugte die Jury. Die Wände werden mit Streichputz versehen, nur WC und Waschtisch erhalten einen Spritzschutz. Funktionalität bis ins kleinste Detail und eine vollendete handwerkliche Ausführung runden das Ganze perfekt ab.
Die Eckdaten
- Gäste-WC Größe: 2,4 m2
- Umbaukosten: 8.700 Euro
Produkte und Hersteller
- Aufsatzschale: Alape
- Wand-Armatur: Vola
- WC (Bestand): Villeroy & Boch
- WC-Betätigungsplatte: Sigma 50 von Geberit
- Spiegelaufsatzleuchte: Box von Decor Walther
- Accessoires: B & W Design
- Fliesen: Nero Assoluto
1. Platz
Gerti Strobel und Ulrich Prestle schaffen wohnliches Ambiente
In der Kategorie Gäste-WC wurden Badplanerin Gerti Strobel und Bäderbauer und Firmenchef Ulrich Prestle, beide von der Prestle GmbH, zu den Badprofis des Wettbewerbs gekürt. Der Wunsch der Bauherren nach viel Ablagefläche und wohnlichem Ambiente wurde im Sieger-WC mit einer außergewöhnlichen Lichtgestaltung kombiniert und exzellent umgesetzt.
Dem Siegerteam gelang es, Funktionalität und wohnliches Ambiente auf kleinstem Raum zu vereinen. Die Bauherren hatten klare Grundanforderungen an den Umbau ihres Gäste-WCs. Die Materialien sollten modern sein, aber zum Charakter des Holzständerhauses passen. Der Stil des Vorflures sollte in das Gäste-WC nicht übertragen werden, da der Flur zu einem späteren Zeitpunkt an die Gestaltung des WCs angepasst wird. Geschaffen werden sollte Stauraum für WC-Utensilien, eine Ablage für Lesestoff und ein kleiner Wow-Effekt für Gäste.
Gäste-WC für Leseratten
Der Raum bot nicht viel Spielraum für neue Anordnungen, daher wurde die Grundrisseinteilung beibehalten. Dennoch sollte der Raum großzügiger wirken als bisher. Um dieses zu erreichen, installierten die Monteure von Wand zu Wand eine Waschtischplatte aus Holz. So wurde der Raum optisch gestreckt, die Platte bietet genügend Fläche für Gästehandtücher und Accessoires.
Gerti Strobel wählte bewusst ein Schalenbecken als Waschplatz, so dass die Platte nur auf einer Höhe von etwa 70 cm liegt. Eine verkürzte zweite Platte wurde parallel dazu unterhalb der Hauptplatte montiert. Hier findet der Lesestoff in Griffhöhe beim Sitzen seinen Platz. Der kleine Schrank über der WC-Vormauerung in Verlängerung der Waschtischplatte bietet Stauraum für Hygieneartikel.
Die kleine runde Waschschale gibt der sonst geradlinigen Gestaltung eine weiche Note, passend dazu das etwas rundlich gehaltene WC. Der Spiegel mit Beleuchtung sitzt genau über dem Wanddekorelement hinter der Waschschale und soll diese Linie optisch weiterführen. Als Gegenpart wiederholt sich das Wanddekorelement hinter dem WC – es entsteht so ein Dreiklang zwischen den Holzablagen und dem dunklen Stäbchenmosaik.
Die cremefarbenen großen Wandfliesen bringen rundherum im kleinen Raum Schutz vor Verschmutzung – engen optisch aber nicht ein. Passend dazu der schlammfarbene Boden aus teilpoliertem großformatigem Feinsteinzeug. Die übrigen Wandflächen oberhalb des Fliesenspiegels wurden bewusst nur mit weißem Wandputz versehen.
Auch Lichtproblem gemeistert
Da gemäß Wunsch der Bauherren an der bestehenden Holzdecke nichts verändert werden durfte, war somit eine zusätzliche Beleuchtung über die Decke nicht möglich. Zur Verbesserung der Lichtsituation musste also getrickst werden. Diese Aufgabe löste die Prestle GmbH mit einem direkten Licht über dem Spiegel, das die Waschschüssel in Szene setzt und ausreichend Licht zum Händewaschen spendet.
Der Clou ist die indirekte Beleuchtung durch LED-Strips in Nuten auf den Unterseiten der Waschtischplatten. So wird der sonst verschattete Bereich erhellt und vergrößert optisch den Raum. Netter Nebeneffekt ist die Beleuchtung des Lesestoffes. Zusätzlich befinden sich beleuchtete Glasböden oberhalb der WC-Vorwand. Sie sind eine zusätzliche Lichtquelle mit weiteren Möglichkeiten für die Dekorationen des kleinen WCs.
Das Urteil der Jury
Die Jury lobte das Prestle-WC, weil nicht nur die Wünsche der Bauherren nach viel Ablagefläche und wohnlichem Ambiente entsprochen wurde, sondern diese als gestalterisches Element und ihren Funktionen entsprechend umgesetzt wurden. Zusätzlich verleihen sie dem Raum optische Größe. Vor allem aber wurde die Lösung des Lichtproblems gekonnt gemeistert und bringt zudem den gewünschten Wow-Effekt. Charmant getrickst wurde mit unterschiedlichen Lichtquellen in den Platten und Glasablagen.
Die Eckdaten
- Gäste-WC Größe: 1,5 m2
- Umbaukosten: 15.000 Euro
Produkte und Hersteller
- WC: Ideal Standard Tonic
- Waschschale: Duravit Philippe Starck I
- Armatur: Hansgrohe Metris S Highriser
- Spiegel mit Beleuchtung: Alape SP.1 + LE.4
- WC mit Deckel und Sitz: Ideal Standard Tonic
- UP-Spülkasten: Geberit Duofix 320
- Drückerplatte: Geberit Sigma 20
- Stäbchenmosaik: Atlas Concord
So ging die Jury vor
Bei der Bewertung durch die Jury flossen nicht nur Anmutung und Erscheinung des Bades, sondern auch die im Rahmen der Ausschreibung erbetenen Detail- und Projektinformationen bzw. die Rahmenbedingungen der einzelnen Projekte ein.
Die Bewertung der eingereichten Vorzeige-Bäder erfolgte im Duravit-Designzentrum. Außer einer Einteilung in die drei Kategorien Gäste-WC, Bad kleiner 9 m2, Bad größer 9 m2 gab es keine Vorgaben. Dementsprechend wählte die Jury aus verschiedensten Raumsituationen, Bauherrentypen und deren Budgets aus.
Steckbrief: Prestle GmbH Biberach
Das Siegerteam Gerti Strobel und Uli Prestle ist in der Prestle GmbH in Biberach an der Riss aktiv. Gerti Strobel hat das Team für den Wettbewerb angemeldet. Sie ist seit vier Jahren für die Prestle GmbH tätig und als Ausstellungsleiterin auch für die Kundenbetreuung vom Entwurf bis zur Fertigstellung verantwortlich.
Die gelernte Arzthelferin absolvierte mehrere Aufbaustudiengänge zum Badplaner und machte nebenbei ein Fernstudium der Innenarchitektur. Die Planungen erstellt sie mit einem CAD-Programm Digimac – für die Präsentation bei den Bauherren coloriert sie diese per Hand und haucht ihnen so Leben ein. Was ihr vor allem wichtig ist: „Dass der Raum als Ganzes wirkt – eine Komposition aus Materialien, Farbe und Licht.“
Firmenchef Uli Prestle führt das 132 Jahre alte Familienunternehmen mit 90 Mitarbeitern in vierter Generation und erzielte im letzten Jahr einen Gesamtumsatz von ca. 14 Millionen Euro. Prestle versteht sich stets als Dienstleister und fährt nun schon seit 60 Jahren mit grünen Firmenautos beim Kunden vor.
Steckbrief: Mundle GmbH in Sindelfingen
Der SHK-Handwerksbetrieb ist ein Familienunternehmen, das schon seit über 50 Jahren besteht. Heute wird der Betrieb mit 20 Mitarbeitern (davon drei Auszubildende) von Uli und Christel Mundle geführt und gehört der Bad & Heizung Concept AG an. Die Kernkompetenz besteht in der ganzheitlichen Badplanung und Realisation. Nach eigenen Angaben erzielte das Unternehmen im letzten Jahr einen Umsatz von rund 2,5 Millionen Euro.
Die Bewerbung eingereicht hat Badplanerin Maria-Luise Hülse, die bei der Mundle GmbH in Sindelfingen seit zwei Jahren die Badaustellung leitet und die Kunden vom Entwurf bis zur Fertigstellung betreut. Planung und Präsentation werden von Hand erstellt – lebendig, frisch und als Unikat. Angefangen hat sie bei Mundle im Jahr 1997 mit der Ausbildung zur Gas- und Wasserinstallateurin und sich anschließend zur Bürokauffrau weitergebildet.
Bäderbauer Markus Weinbrenner hat ebenfalls bei Mundle gelernt und ist seit 1991 als Gas- und Wasserinstallateur ausschließlich im Bäderbau tätig.
Steckbrief: Bäderwerkstatt Säuberlich in Dresden
Angefangen hat alles im 1982 gegründeten väterlichen Betrieb für Bad und Heizung. Nach dem Studium für Heizungs- und Lüftungstechnik arbeitete Ina Säuberlich im Familienbetrieb und spezialisierte sich mit vielen Fortbildungen auf Badplanungen.
2009 gründete sie die Bäderwerkstatt Säuberlich. Im letzten Jahr hat sie mit 25 Bädern einen Umsatz von ca. 400.000 Euro gemacht. Sie betreut die Projekte vom Entwurf bis zur Abnahme und ist alleiniger Ansprechpartner für die Kunden – die Ausführung erfolgt durch Sub-Unternehmen, Betreuung und Abrechnung jedoch über die Bäderwerkstatt.
Ina Säuberlich ist es wichtig, dass das Bad ein komplettes Arrangement ist, bei dem alle Gestaltungselemente zusammen eine Einheit ergeben.
Dieser Beitrag von Nicola Stammer ist zuerst erschienen in SBZ/22-2010. Nicola Stammer ist Innenarchitektin.