ISH-Sonderschau 2017: "Pop up my Bathroom" - Krasse Bäder
Tatsache ist, dass der Wunsch nach Originalität und nach Selbstverwirklichung immer stärker wird. Und wenn heute vom individuellen Bad die Rede ist, sind nicht extravagante Ausstattungen oder besonders originelle Ideen gemeint, sondern ein in Funktion und Aussehen ganz auf seinen Nutzer und auf die architektonischen Gegebenheiten zugeschnittenes Badezimmer. Welche aktuellen Trends das individuelle Bad beeinflussen und prägen, damit befasst sich die Trendplattform "Pop up my Bathroom", welche im Auftrag der Messe Frankfurt und von der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft VDS ins Leben gerufene wurde.
Gleich acht Antworten sollen anschaulich zeigen, wohin der Weg geht: Denn je nachdem, welcher Trend den Nutzer am meisten beeinflusst und welche Prioritäten gesetzt werden, wird das Bad komplett anders aussehen. Die Trends sowie die aktuellen und künftigen Möglichkeiten zur Individualisierung bei der Badplanung werden bei „Pop up my Bathroom“ in acht 3D-Collagen durchgespielt – im Foto und in natura im Rahmen einer Sonderausstellung auf der ISH 2017 (Saal Europa). Sechs der Trends stellen wir hier vor:
1. Fashion Bathroom
Die Mode hält Einzug im Badezimmer. Die Nutzer denken nicht mehr in Generationen, sondern in Lebensabschnitten. So muss auch das Bad nicht mehr für alle Ewigkeit gleich aussehen. Die neue Lust am Gestalten bringt dekorative Accessoires und neuartige Boden- und Wandgestaltungen ins Bad. Mit modischen Akzente bei den Badmöbeln – z.B. durch austauschbare Fronten – kehrt wieder Farbe ins weiße Bad ein.
Man merkt auch hier: Die 70er-Jahre sind wieder in, aber auch mediterrane oder skandinavische Stilelemente und von der Natur inspirierte Farben und Materialien kehren im Badezimmer ein.
Für den Blick zurück: Unsere Bildergalerie „Bäder der 70er“!
2. Sophisticated Bathroom
Der Sophisticated Bathroom ist der moderne Gegenentwurf zum Landhausstil und gerade in cool gestylten Bädern von meist kleineren Stadtwohnungen angesagt. Dabei wird im Styling kein Unterschied gemacht zwischen Wohnzimmer- und Badmöbeln. Vintage-Stil, DIY-Möbel und selbstgebastelte Deko-Objekten, Anleihen an den Industrial Style und die Verwendung von Re-Editionen oder Limited Edition-Designobjekten sollen vom Mainstream abheben.
Der Sophisticated Bathroom muss vor allem Geschmack und Kennerschaft beweisen. Wichtig dabei: Niemals darf es protzig wirken! Man zeigt sich lieber als Meister der Improvisation. Dazu gehört ein Bewusstsein für historische Vorbilder. So wird Vorgefundenes, soweit es als erhaltenswert angesehen wird, nicht einfach abgerissen oder unter Putz versteckt, sondern integriert und betont: die Wandfliesen aus den 60ern genauso wie die Zementfliesen am Boden, ein halbblinder Spiegel oder die Aufputz-Rohre der Heizung.
Wo nichts Altes vorhanden ist, wird bei der Ausstattung Wert auf authentische Materialien wie Stein, Keramik, Holz und Metall gelegt. Die gute alte Email-Badewanne genießt in jedem Sophisticated Bathroom Kultstatus. Altes wird mit Neuem kombiniert, so findet sich z.B. neben der Stahlemail-Wanne auch schon mal ein Mineralguss-Waschbecken.
Hinzu gesellen sich im Sophisticated Bathroom Accessoires aus dem Wohnbereich wie Textilien, Möbel, Keramik etc., sowie möglichst wasserunempfindliche Lösungen für authentische Materialverwendungen im Stil historisch urbaner Stilrichtungen wie etwa dem New York Style, dem Bauhaus, dem 70er-Jahre-Stil.
3. Healthy Bathroom
Das Bad wird zum Gesundheitszentrum der Wohnung, ein multifunktionaler Raum für Pflege und Fitness. Der Healthy Bathroom zur Gesundheitspflege, wird je nach Anspruch, Vorlieben und Alter der Badnutzer individuell ausgestattet. Wo Platz ist, werden Ergometer, Wandstange, Sauna und Relax-Liege eingeplant, um Fitness-Übungen in die Alltags-Routine einbinden zu können und entspannungsfördernde Ruhepole zu schaffen.
Das Element Wasser wird noch stärker für die Gesundheitsvorsorge genutzt: Traditionelle Wasser-Anwendungen, wie z.B. Wechselbäder und Kneipp-Anwendungen, kommen zu neuen Ehren. Zudem bietet sich das Bad als Standort für medizinische Maßnahmen wie Blutdruck- und Blutzuckermessungen an. Auch Displays für Übungsanleitungen und Checklisten werden ins Bad einziehen. Körperpflege wird zur Gesundheitspflege.
Der Healthy Bathroom bietet Möglichkeiten, den Körper sowohl zu fordern als auch zu entspannen. Die Dusche avanciert mit diversen Brausen (Regen- und Schwallduschen, Handbrausen mit zahlreichen Strahlarten) und programmierbaren Extras zur Wohlfühloase Nummer eins. Doch auch die Badewanne hat gesundheitsfördernde Funktion: Wannenbäder entlasten Muskeln und Gelenke, stabilisieren zugleich Herz und Lunge, fördern die Durchblutung, aktivieren die Nierenfunktion und festigen das Bindegewebe. Darüber hinaus wirken sie über das vegetative Nervensystem beruhigend auf den gesamten Organismus. Ganz professionell wird der Healthy Bathroom mit einem Kneipp-Becken und passendem Kneipp-Schlauch.
4. Comfortable Bathroom
Der Comfortable Bathroom wird nicht mehr für Generationen gebaut, sondern für den Moment. Für jeden Einzelnen. An jedem Tag im Jahr. Für eine hohe Aufenthaltsqualität verlangt der Nutzer nicht nur eine moderne Badausstattung und Hightech-Features. Er erwartet auch eine ergonomische, individualisierbare Gestaltung von Möbeln, Materialien und Stilelementen.
Der Wunsch nach hoher Aufenthaltsqualität ist für die Gestaltung des Badezimmers bestimmend. Gesundheits- und Körperbewusstsein, Lust an Körperpflege, Styling und Fitness, aber auch der Wunsch, qualitätsvolle Zeiten in seinen Lebensalltag einzubauen, werten das Badezimmer zu einem vollwertigen Wohnraum auf. Individuell einstellbare Abläufe (z.B. Duschprogramme) und sensorgesteuerte Lichtquellen werden dabei ebenso wichtig wie individuell verstellbare Installationshöhen und flexible Systeme (altersgerecht!). Nicht nur die Badmöbel, auch Waschtisch und Duschplatz sollen nach Maß, weil den individuellen Raumgegebenheiten anpassbar sein.
5. Digital Bathroom
Im Bad verschmelzen klassische Badprodukte und Hightech-Funktionen zum Digital Bathroom. Drehen und hebeln ist out – an Waschtisch und Dusche wird heute gedrückt und gestikuliert. Gerade im Armaturenbereich bestimmt die kleine Technologie-Revolution im Bad viele der zur ISH 2017 vorgestellten Neuheiten.
Die steigende Präsenz technischer Ausstattungsfeatures im Bad ist dabei nicht nur Spielerei, sondern trägt zur Bewältigung konkreter (Alltags-)Anforderungen bei. So kann das Badezimmer auf die ergonomischen Bedürfnisse der Nutzer abgestimmt und bei Bedarf den Lebensumständen angepasst werden.
Neben der konkreten Ansteuerung von unterschiedlichen Wasseranwendungen, Programmen und Individualfunktionen in Dusche & Co. nimmt auch das Thema Licht im Bad richtig Fahrt auf. Dank moderner LED-Technik wird es von Badplanern gezielt zur Emotionalisierung des Raumes genutzt.
Viele der Neuheiten werden per Knopfdruck bedient: Die Strahlart an der Handbrause ebenso wie die Wassertemperatur. Oft kann sogar die Wasseraustrittsstelle unabhängig von ihrer Bedienung positioniert werden, z.B. am Dusch-WC. Auch Waschtisch- und Thermostat-Armaturen können nun per Knopfdruck reguliert werden.
Weitere Technik kommt per App, Gestensteuerung und Spiegelschrank ins Badezimmer: Mittlerweile lässt sich etwa die Badewanne schon per App befüllen, wenn sich die Jogging-Runde ihrem Ende nähert, und der morgendliche Wetterbericht erscheint auf dem Spiegelschrank. Waschtisch und Spiegelschrank können zukünftig auch die komplette Lichtgestaltung in einem mittelgroßen Badezimmer übernehmen. Zum Renner im Digital Bathroom könnte das Dusch-WC avancieren, das im nördlichen Europa immer beliebter wird.
Im Digital Bathroom sind die Dinge meist mehr, als sie scheinen. Flächen sind das Material für potenzielle Funktionen. Selbst im Boden können künftig nicht nur Heizelemente, sondern auch Sensoren integriert werden, die diverse Features steuern oder den Sturz eines Menschen registrieren und ein Warnsignal weiterleiten. Das Geheimnis des digitalen Badezimmers ist, dass man ihm seine innovativen Features gar nicht ansieht. Viele Funktionen und Steuerungen sind hinter der Wand und im Produkt versteckt.
6. Nature Bathroom
Nature Bathroom verkörpert die Vision eines Badezimmers, das sich durch die Wahl der Materialien, des Designs und der Wassertechnik zu nachhaltigem Handeln und zur Natur bekennt.
Das bedeutet langjährig nutzbare Produkte, die aus natürlichen Materialien bestehen, Wasser und Energie sparende Produkte und eine umweltschonende Industrieproduktion. Dazu gehören z.B. sensorgesteuerten Armaturen, wassersparende Toilettenspülungen und Handbrausen, die dank luftgefüllter Wassertropfen auch bei niedrigem Wasserdurchfluss volles Duscherlebnis gewährleisten, das durch programmierbare Thermostat-Armaturen immer auf der individuell optimalen Temperatur gehalten wird.
Naturbaustoffe wie Kalkputze, Granit oder Marmor machen im Bad eine gute Figur, und selbst Lehmfarben und Lehmputze lassen sich im Bad gut verwenden. Glasabtrennungen sind nachhaltiger als Duschvorhänge. Auch Massivholzmöbel sind im Bad möglich, wie zum Beispiel Keuco in Zusammenarbeit mit Team7 oder auch burgbad mit neuen Massivholz-Kollektionen beweisen.
Vergleichsweise leicht haben es Anhänger des Nature Bathroom bei der Materialwahl ihrer sanitären Ausstattung: Es gibt kaum ein Material, das produktionstechnisch und baubiologisch unbedenklicher sowie qualitativ haltbarer ist als Sanitärkeramik, die mit einer schmutzabweisenden Beschichtung auch noch Reinigungsmittel einspart. Höchstens die Badewanne oder Duschfläche aus Stahlemail ist noch unverwüstlicher und langlebiger. Das macht deutlich, wie wichtig zeitloses Design und Qualitätsprodukte im Bad sind. Denn das nachhaltigste Bad ist eines, das lange hält und ebenso lange schön ist.
Styling-Elemente sind Backsteinmauern, Lehmputze oder traditionell gemusterte Fliesen. Auch Pflanzen spielen eine Rolle. Im Trend sind ebenfalls Materialien, die die Natur nachbilden: Fliesen in Holzoptik, in Glas-Duschabtrennungen eingelaserte Muster, die an Waldlandschaften oder Flusskiesel erinnern, an Naturstein erinnernde Verbundmaterialien, aber auch keramische Klassiker und Echtholz-Möbel.