Infrarotheizungen für niedrigere Bau- und Energiekosten

Infrarotheizungen entwickeln sich immer mehr vom Nischenprodukt zum Marktplayer im Heizungsmarkt. Sie sind in der Lage, ganze Ein- und Mehrfamilienhäuser zu teils erstaunlich niedrigen Energiekosten zu beheizen – vor allem im Zusammenspiel mit Photovoltaikanlagen. Zudem bieten sie Investoren bei Bauprojekten wirtschaftliche Vorteile, zum Beispiel durch eine höhere Mietrendite durch neue Geschäftsmodelle.
Dies waren die zentralen Ergebnisse der Konferenz „Infrarotheizung: Wirtschaftlichkeit im Fokus“, die am 3. April 2025 in Würzburg stattgefunden hat. Untermauert wurde dies durch zahlreiche Projektbeispiele aus dem Neubau und der Bestandssanierung, die unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit betrachtet wurden. Deutlich wurde allerdings auch, dass vor allem regulatorische Rahmenbedingungen es aktuell noch verhindern, dass das volle Potenzial von Infrarotheizungen für das bezahlbare Bauen und Wohnen voll ausgeschöpft werden kann.
Zu der seit 2023 jährlich stattfindenden Konferenz hatte der Branchenverband IG Infrarot Deutschland e.V. eingeladen. Diese dritte Konferenz ebenso wie der fünfte Runde Tisch der Infrarotheizungsbranche am Vortag haben sich als Treffunkt für die Infrarotheizungsbranche etabliert, aber auch als Wissens- und Netzwerkplattform für Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus anderen Branchen wie Immobilienwirtschaft, Gebäudeenergieberatung und Handwerk. Erstmals waren auch Sprecher aus der Wohnungswirtschaft und der Politik mit Statements auf der Konferenz vertreten. Die Teilnehmer kamen aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden.
„Wir sind mehr als der Heizungsersatz im Hobbyraum. Wir bieten Systeme für klimaneutrale gesamteffiziente Gebäude und bezahlbare Wärme an“, betonte Lars Keussen, erster Vorsitzender des IG Infrarot Deutschland e.V, in seiner Eröffnungsrede. Im Sinne einer „echten Technologieoffenheit“ plädierte er dafür, dass das Ziel des Förderregimes smarte bezahlbare Lösungen sein sollten anstelle einer „eher einseitigen Förderung“. Infrarotheizungen seien leistbar, schnell und einfach zu installieren, wartungsfrei und langlebig. Und sie können mit Photovoltaikanlagen und Stromspeichern kombiniert werden.
Rahmenbedingungen im veränderten politischen Umfeld
Prof. Dr.-Ing. Bert Oschatz, Geschäftsführer des ITG Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden, warf einen Blick auf das veränderte politische Umfeld seit der vorgezogenen Bundestagswahl Ende Februar. Das Ziel der Ampel-Koalition, mit dem zu Januar 2024 geänderten Gebäudeenergiegesetz (kurz GEG, im Volksmund Heizungsgesetz) die Umstellung auf klimafreundliche Heizsysteme zu forcieren, habe zumindest kurzfristig das Gegenteil bewirkt.
Der Absatz von Wärmeerzeugern sei stark rückläufig und die bauliche Sanierungsrate unverändert. Gleichzeitig gäbe es ein Rekordniveau bei Baupreisen und Mieten. Es könne davon ausgegangen werden, dass es wesentliche Änderungen im GEG geben werde, sagte Oschatz. Bis diese allerdings beschlossen und ein neues Gesetz seien, könne es noch etwa eineinhalb bis zwei Jahre dauern.
Bis dahin gelten für Stromdirektheizungen, zu denen Infrarotheizungen zählen, die Vorgaben im aktuellen GEG. Die Rechenregel zur Umsetzung der in § 71d verankerten Vorgabe, dass Heizungen künftig mit mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden müssen, befindet sich laut Oschatz nun in einer Veröffentlichung von DIN Media mit dem Titel „Berechnung der Anteile erneuerbarer Energien nach der Novelle des Gebäudeenergiegesetzes 2024“.
Er konstatierte, dass Infrarotheizungen in zentralen Normen und Förderprogrammen nicht ausreichend behandelt werden. Vor allem in der DIN V 18599 werde diese Heiztechnik nur unzureichend berücksichtigt. Das führe zu einer systematischen Benachteiligung von Infrarotheizungen.
Oschatz sah aber auch diverse Faktoren, die positiv für Infrarotheizungen sind. So werde in der EPBD, der EU-Richtlinie zur Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden (Energy Performance of Buildings Directive), die Wirtschaftlichkeit in den Vordergrund gestellt. Durch die vergleichsweise niedrigen Investitions-, Montage- und Folgekosten könnten Infrarotheizungen hier punkten. Mit Blick auf die Emissionseffizienz beziehungsweise den Treibhausgaszyklus hätten Infrarotheizsysteme durch die kleine Zahl an Komponenten einen Vorteil. Dies reduziere die graue Energie der Systeme, also den gesamten Energieeinsatz von der Erzeugung über den Betrieb bis hin zur Entsorgung.
Weiterhin sollen bis 2050 alle Bestandsgebäude Nullemissionsgebäude sein. Hier sei der leichte Einbau in bestehende Gebäude zum Beispiel durch den einfachen Anschluss an das Hausstromnetz ein Vorteil. Und auch die Strompreissenkung, die aller Wahrscheinlichkeit nach kommen werde, sei vorteilhaft für elektrische Direktheizungen.
Einfache Technik zur Kostenreduktion
Michel Böhm, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Referat Energie, Bauen, Technik des GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e.V., übermittelte seinen Input online. Er teilte mit, dass in den Jahren 2010 bis 2022 rund 545 Milliarden Euro (Vollkosten) in energetische Sanierungsmaßnahmen in Wohngebäude investiert worden seien. In der Summe hätten sie allerdings keine Energieeinsparungen bewirkt.
Die Kostensteigerung im Bau sei aktuell die größte Herausforderung. „Die mit Abstand stärkste Kostenentwicklung ist im Bereich der Bauwerkskosten im technischen Ausbau festzustellen“, sagte Böhm. Eine einfachere Technik sei eine Lösung, um Kosten zu reduzieren, und hier seien Infrarotheizungen relevant. Mit Blick auf die Novellierung des GEG sagte er, dass Infrarotheizungen nicht zwingend Effizienzhaus-Standard 40 benötigen würden. „Effizienzhaus 55 reicht doch auch.“
Wenn die Energie für die Strom- und Wärmeversorgung im Gebäude überwiegend solar erzeugt werde, sei laut Heizkostenverordnung (§ 11, Abs. 1, Nr. 3) keine Heizkostenabrechnung nötig. Dies solle auch nicht eingeschränkt werden. Böhm sieht vor allem in Mehrfamilienhäusern durch niedrige Betriebskosten, geringen Wartungsaufwand und eine flexible Einbindung in Mietmodelle wie die Pauschalmiete mit Energieflat viel Potenzial für Infrarotheizungen. Auch im Denkmalschutz gäbe es schon vorbildliche Projekte mit Hybridsystemen.
Carsten Müller, Vorsitzender des Parlamentskreises Energieeffizienz im Deutschen Bundestag, übermittelte ein Online-Grußwort. Er sprach sich für eine technologieoffene Gestaltung der Wärmewende aus und würdigte die Infrarotheizung als integralen Bestandteil einer modernen, elektrifizierten Energiewelt.
Gebäude als Energiezentralen
Frank Hummel, Berater und Botschafter für die Elektrifizierung von Unternehmen, Gebäude und Quartiere, zeigte auf, welche Chancen in der Umstellung auf eine elektrische Energieversorgung liegen. Neben dem Wettbewerbsvorteil betonte er auch die gesellschaftliche Verantwortung für den Klimaschutz. „Wer früh investiert, spart langfristig“, appellierte Hummel und machte deutlich: Gebäude der Zukunft sind weit mehr als nur Immobilien – sie sind Energiezentralen.
Hummel hat zahlreiche Projekte begleitet und verdeutlichte die Vorteile der Elektrifizierung am Beispiel des eigenen Firmengebäudes der HSG GmbH & Co. KG im schwäbischen Frickenhausen. Das Bürogebäude mit 385 Quadratmetern wurde 2012 errichtet. Seitdem nutzt er es als Referenzobjekt für elektrische Versorgungslösungen. Das Energiekonzept basiert auf Photovoltaik, Stromspeicher und Infrarotheizungen.
Besonders eindrucksvoll war der Vergleich zwischen der theoretischen Berechnung nach Energieeinsparverordnung (EnEV) und dem tatsächlichen Verbrauch: Die reale Heizenergie lag von Januar bis Dezember 2024 bei lediglich 33 kWh/m²a und damit deutlich unter dem ursprünglich berechneten Bedarf von 97,5 kWh/m²a mit Infrarotheizung.
Auch der Primärenergiebedarf zeigt das Potenzial der elektrischen Versorgung. Er wurde nach EnEV mit 253,6 kWh/m²a berechnet. Beim Bezug von zertifiziertem Grünstrom – ohne Berücksichtigung der eigenen Photovoltaikanlage – kann laut aktuellen Richtlinien ein Primärenergiefaktor von 0,4 angesetzt werden (zum Bespiel gemäß GEG bzw. BAFA). Damit ergibt sich ein rechnerischer Primärenergiebedarf von nur 13,2 kWh/m²a.
Dieser Wert dient als Beispiel zur Veranschaulichung, wie stark sich der Primärenergiebedarf durch die Wahl der Energiequelle reduzieren lässt – ein Aspekt, der künftig bei jeder energetischen Gebäudeplanung berücksichtigt werden sollte, so Hummel.
Maximal klimabewusst und wirtschaftlich
Joachim Schrader, Geschäftsführer der Bauen + Energie Konzept GmbH, erläuterte, wie sich mit Infrarotheizungen im Neubau und in der Sanierung die maximale Förderung gemäß KfW-Kriterien als KfW-Effizienzhaus 55 beziehungsweise 40 erreichen lässt und wie dies in den Energieberater-Programmen gerechnet werden kann.
Schrader setzt auf ein Energiekonzept, das nahezu klimaneutral ist, bei dem keine fossile Energie verbraucht wird, das eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung hat, reduzierte Kosten für die Haustechnik und maximale Förderung. Photovoltaik und Infrarotheizungen sind Bestandteile dieses Konzeptes.
Bei seiner Planung reduziert er anhand verschiedener Stellschrauben wie den Wärmebrücken zunächst den Heizenergiebedarf und kann auf Basis dieser niedrigen Heizlast anschließend mit Infrarotheizungen planen. Durch die vergleichsweise niedrigen Anschaffungskosten der Elektrodirektheizung sinken auch die gesamten Baukosten.
Dies erläuterte er für den Neubau am Beispiel einer Klostergaststätte in Maria Laach in der Eifel. Vor dem Neubau hätte die Gastwirtschaft nach der Planung des TGA- Planers knapp 19.800 Kilogramm CO2-Emissionen pro Jahr produziert und nicht einmal den gesetzlich geforderten Neubaustandard erreicht. Durch das sogenannte Klimapaket von Schrader konnten die CO2-Emissionen um 90 Prozent im Vergleich zu der vorliegenden Fachplanung auf 2.070 kg/a reduziert werden. Ähnlich bei den Brennstoffkosten: Lagen sie zuvor bei 5.700 Euro im Jahr, so betragen sie für den Neubau nur noch rund 640 Euro pro Jahr. Die Gesamtersparnis für die Klostergaststätte liegt bei 1,13 Millionen Euro auf die nächsten 30 Jahre, wenn man die Brennstoffkosteneinsparung zur geplanten Ausführung und die Förderung für den klimaneutralen Neubau betrachtet.
Für Bestandsgebäude erläuterte Schrader die Sanierung einer Hofreite in Wiesbaden. Durch folgende Maßnahmen konnte er die Rentabilität deutlich steigern: Anstelle der ursprünglich vorgesehenen einen Wohneinheit plante er mit fünf Wohnungen für eine höhere KfW-Förderung. Die Baukosten wurden deutlich reduziert, unter anderem durch Einsparungen von 120.000 Euro für die Haustechnik. Er integrierte Infrarotheizungen als Hauptheizung, dezentrale Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung und dezentrale Warmwasser-Wärmepumpen. Der Bauherr bekam die maximal mögliche KfW-Förderung von 272.500 Euro. Der Betrieb ist nun klimaneutral und die Brennstoffkosten betragen nur rund 800 Euro im Jahr. „Energetische Konzepte sind immer wirtschaftlicher für die Kunden“, resümierte Schrader.
Höhere Mietrendite durch Pauschalmiete inklusive Energieflatrate
Eine höhere Rendite ist auch für Prof. Dipl.-Ing. Timo Leukefeld ein zentrales Argument. Der Energieexperte hat mit seinem Autarkie-Team zusammen das Konzept der hochgradig energieautarken Gebäude entwickelt. Anfänglich gehörten noch Photovoltaikanlagen und Solarthermie-Anlagen für die Raumheizung und Warmwasserbereitung zu dem technischen Konzept.
Vor fünf Jahren änderte Leukefeld den Kurs. Seither plant er die Energiekonzepte mit Photovoltaikanlagen, Stromspeicher, Infrarotheizungen für die Raumheizung sowie Autarkie-Boiler für die Warmwasserbereitung.
Insgesamt hat er Energiekonzepte für hochgradig energieunabhängige Gebäude mit 1.271 Wohneinheiten erstellt. Davon sind 892 Wohnungen mit dem neuen Konzept mit Infrarotheizungen. In Lübben im Spreewald stehen die ersten Mehrfamilienhäuser mit dieser Technik. Die niedrigen, langfristig planbaren Energiekosten für die Strom- und Wärmeversorgung durch den hohen Solarertrag ermöglichen es den Eigentümern, eine Pauschalmiete inklusive Neben- und Energiekosten anzubieten.
Leukefeld stellte diverse Projekte vor, darunter Mehrfamilienhäuser, eine Quartierslösung in Bad Liebenwerda und kommunale Gebäude wie eine Kindertagesstätte in Wiesbaden. Ein Leuchtturmprojekt, das schon für viele Schlagzeilen gesorgt hat, ist die Sanierung von drei Plattenbauten aus der DDR-Zeit in Aschersleben in Sachsen-Anhalt, von denen zwei bezogen sind und einer aktuell saniert wird. Das erste sanierte Gebäude ist durch die Sanierung auf KfW Effizienzhaus-Standard 55 gekommen und beherbergt nun 22 Wohnungen.
Auf dem Dach und an den Fassaden sind Photovoltaikanlagen mit 184 Kilowatt Leistung in Betrieb, der Solarstrom wird in zwei Stromspeichern mit insgesamt 120 Kilowattstunden Kapazität zwischengespeichert. Die solare Deckung für Heizung, Warmwasser und Haushalts- und Allgemeinstrom lag im ersten Betriebsjahr bei knapp 60 Prozent. Der Eigentümer, die Ascherslebener Gebäude- und Wohnungsgesellschaft mbH, bezog in dem Jahr 53.400 Kilowattstunden Reststrom. Die spezifischen Gesamtenergiekosten für Wärme und Strom beziffert Leukefeld mit 0,67 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche im Monat. Im Mai 2023 konnten die ersten Mieter einziehen. Die Bewohner der Wohnungen ohne Aufzug erhielten einen Pauschalmietpreis von 11,50 je Quadratmeter, der auf fünf Jahre festgesetzt ist.
Die Pauschalmiete erspart Vermietern aufwändige Nebenkostenabrechnungen, was die Mietrendite steigert. „Das ist ein wichtiges Argument für die renditeorientierte Wohnungswirtschaft“, sagte Leukefeld. Aber auch die Netzdienlichkeit der Energietechnik gewinne an Bedeutung. Daher gestalte er die Energietechnik für die Beheizung und Stromversorgung netzdienlich. „Die Gebäude sind aktuell noch nicht von außen vom Energieversorger steuerbar, weil es das real ja auch noch nicht gibt. Aber sie sind darauf vorbereitet und wir können die zukünftigen Gebäude so verkabeln, dass der Akku, der Autarkie-Boiler und die Infrarotheizung ansteuerbar sind. Darauf sind wir vorbereitet“, sagt Leukefeld.
Für den ersten sanierten Plattenbau hatte der Energieversorger eine Anschlussleistung von 360 Kilowatt gefordert. Die maximale Leistung wurde mit 70 Kilowatt gemessen, die maximale Einspeiseleistung lag bei 109 Kilowatt, berichtete Leukefeld. Nun reiche die Anschlussleistung auch für die anderen Plattenbauten mit dem gleichen Energiekonzept.
Geschäftsmodell Hochgradig energieautarke Mehrfamilienhäuser
Ein weiteres Bauprojekt, für das Leukefeld das Energiekonzept geplant hat, ist das hochgradig energieautarke Mehrfamilienhaus mit fünf Wohnungen in Ehingen bei Augsburg. Rössler Wohnbau hat es gebaut, Geschäftsführer Markus Rössler stellte diese und weitere Projekte im Neubau und in der Sanierung vor.
Im November 2022 war das Gebäude mit KfW-Standard Effizienzhaus 40+ und 325 Quadratmetern beheizter Wohn- und Nutzfläche bezugsfertig. Auf dem Dach und an der Balkonbrüstung sind Photovoltaikanlagen mit 49,15 kW Gesamtleistung in Betrieb. Der Stromspeicher hat 59,5 Kilowattstunden Speicherkapazität. In den Wohnungen sorgen Infrarotheizungen für Wärme, Autarkie-Boiler erhitzen dezentral das Dusch- und Trinkwasser.
Durch die erste Jahresenergiebilanz weiß Rössler, dass der solare Deckungsgrad für Strom und Wärme real bei 68 Prozent liegt. Von dem erzeugten Solarstrom verbrauchten die Bewohner in dem Jahr 17.432 Kilowattstunden direkt. 30.204 Kilowattstunden wurden zu einem Tarif von 7,6 Cent in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Der Zukauf an Strom lag bei 7.936 Kilowattstunden Strom zu 29 Cent brutto je Kilowattstunde. Rössler, der selbst Eigentümer ist, vermietet ebenfalls mit Pauschalmiete inklusive Energie- und Nebenkosten.
Mit dem innovativen Projekt hat der Bauunternehmer viel Aufmerksamkeit erhalten und schon weitere hochgradig energieautarke Ein- und Mehrfamilienhäuser gebaut oder er plant und errichtet sie aktuell. 90 Prozent seines Auftragsvolumens seien hochgradig energieautarke Häuser, berichtete er in Würzburg. Der solare Deckungsgrad liege zwischen 65 und 75 Prozent.
Solar versorgte Einfamilienhäuser mit Infrarotheizungen
Die Konferenz wurde durch die Vorstellung mehrerer Einfamilienhäuser mit Photovoltaik, Stromspeicher und Infrarotheizungen für private Eigentümer abgerundet. Neue Einfamilienhäuser, zum Beispiel mit KfW Effizienzhaus Standard 40, sind aufgrund des minimalen Heizenergiebedarfs prädestiniert für ein strombasiertes Energiekonzept. Durch den Solarstrom in Ergänzung mit Ökostrom kann die Stromversorgung zudem CO2-frei sein.
Ein Beispiel ist der Neubau mit 220 Quadratmeter Fläche, das Hartmut Hartmann, Geschäftsführer der Blowfill GmbH in Ostfriesland, präsentierte. Das Haus hat KfW Standard 40+ und eine Photovoltaikanlage mit 9,9 Kilowatt Leistung auf dem Dach. 2024 verbrauchten die Bewohner 8.761 Kilowattstunden Strom, inklusive des Energieverbrauchs für die Infrarotheizungen. Die PV-Anlage erzeugte 9.621 Kilowattstunden Solarstrom.
Für die gesamte Haustechnik inklusive Photovoltaik und Speicher, Infrarotheizungen, Elektrotechnik, Warmwasserboiler und Lüftung zahlten die Eigentümer 74.200 Euro brutto. Hartmann berichtete, dass er derzeit mehrere Einfamilienhäuser und vier Mehrfamilienhäuser mit diesem Energiekonzept in Arbeit hat.
Bei dem Einfamilienhaus in Attendorn im Sauerland, das Christoph Weiland, Geschäftsführer der Welltherm GmbH vorstellte, zahlen die Eigentümer unter 100 Euro im Monat für Haushaltsstrom, Warmwasser und die elektrische Heizung. Das Energiekonzept beinhaltet ebenfalls eine Photovoltaikanlage, Speicher und Infrarotheizungen. Neben den niedrigen Energiekosten hob Weiland die hohe thermische Behaglichkeit durch die direkte Strahlungswärme von Infrarotheizungen hervor. „Wirtschaftlichkeit trifft Komfort“, brachte er es auf den Punkt.
Bernd Morschhäuser, Geschäftsführer der Vitramo GmbH, präsentierte ein Einfamilienhaus von 2013 im Niedrigenergiehausstandard und mit 164 Quadratmetern Wohnfläche. Die Photovoltaikanlage in Ost-West-Ausrichtung hat 11,67 Kilowatt Leistung. Für die Infrarotheizungen mit Thermostaten in allen Wohnräumen zahlten die Bauleute knapp 7.600 Euro netto und für die Brauchwasser-Wärmepumpe 2.200 Euro. Eine Wärmepumpe mit Fußbodenheizung hätte im Jahr 2013 rund 30.000 Euro gekostet. Das Haus hat eine bilanzielle Plusenergiebilanz. Die Einspeisevergütung für den überschüssigen Solarstrom und die Bewertung des selbst verbrauchten Solarstroms decken die Heizkosten.
Philipp Haller, Geschäftsführer der Haller Energiefreiheit GmbH, stellte ein 2021 gebautes Holzhaus mit KfW 40-Standard vor. Die Photovoltaikanlage mit 27,75 Kilowatt Leistung ist an einen Stromspeicher gekoppelt, dessen Speicherkapazität Ende 2024 von 10 auf 17 Kilowattstunden erweitert wurde. Die Infrarotheizungen haben 11 Kilowatt Anschlussleistung, die Brauchwasser-Wärmepumpe hat eine Leistung von 0,395 Kilowatt. 2023 lag der reale Energieverbrauch bei 7.700 Kilowattstunden, wovon 5.200 kWh für Strom anfielen und 2.500 kWh für den Kaminofen mit 8 Kilowatt Nennleistung. Etwa 50 Prozent des Stromverbrauchs konnte durch die Photovoltaikanlage gedeckt werden.
Steigende Nachfrage und mehr Projekte
„Die über Jahre dokumentierten Energiebilanzen zeigen, wie stark Infrarotheizungen zu einer hervorragenden Energiebilanz und niedrigen Energiekosten beitragen können“, resümierte Lars Keussen, Vorstand der IG Infrarot. Dazu komme die besondere Eigenschaft der hohen thermischen Behaglichkeit von Infrarotheizungen. Der Vorstand, die Referenten sowie andere Teilnehmer der Konferenz beobachten aktuell eine steigende Nachfrage nach Infrarotheizungen, was unter anderem mit den vergleichsweise niedrigen Anschaffungs- und Folgekosten und dem einfachen Einbau begründet wurde, sowie an Bauvorhaben mit Energiekonzepten aus Photovoltaik, Stromspeicher und Infrarotheizung.
Diese sollen auch auf der Konferenz im kommenden Jahr wieder ein Thema sein, kündigte Keussen an. Die Termine für 2026 stehen bereits fest. Der 6. Runde Tisch der Infrarotheizungsbranche findet am Mittwoch, 15. April 2026, die Konferenz am Donnerstag, 16. April 2026 statt. Veranstaltungsort wird wieder das Best Western Premier Hotel Rebstock in Würzburg sein.