Strom und Gas: Weitere Preiserhöhungen im Sommer angekündigt
Strompreise
Der Strompreis für Verbraucher*innen verharrt im April auf einem sehr hohen Niveau. Ein Musterhaushalt (5.000 kWh) zahlt im Schnitt 2.054 Euro jährlich für Strom. Das entspricht einem durchschnittlichen Preis von 41,1 ct. pro kWh. Im Vorjahresmonat waren es 1.512 Euro – ein Plus von 36 Prozent.
Obwohl Stromgrundversorger bereits in mehr als 1.000 Fällen Preise erhöht haben, wurden seit dem 1. März in weiteren 315 Fällen Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt. Im Durchschnitt betragen die Preiserhöhungen 25,4 Prozent und betreffen rund 5,2 Millionen Haushalte. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 5.000 kWh bedeutet das zusätzliche Kosten von durchschnittlich 426 Euro pro Jahr. Allein für Juni haben Versorger in 99 Fällen Preiserhöhungen um durchschnittlich 18,8 Prozent angekündigt. Betroffen sind davon rund drei Millionen Haushalte.
In 246 Fällen zahlen Neukund*innen in der Stromgrundversorgung mehr als Bestandskund*innen. Die Preisdifferenz liegt bei 56,9 Prozent (+941 Euro). Im April kostet eine Megawattstunde an der Strombörse durchschnittlich 158 Euro (Stand: 29.4.). Zum Vergleich: Im April 2021 kostete eine Megawattstunde lediglich 52 Euro - ein Plus von 204 Prozent.
Staatliche Entlastungen (EEG, Stromsteuer, Senkung MwSt.)
Der Bundestag hat gestern beschlossen, dass ab 1. Juli die EEG-Umlage auf Strom entfällt. Der Wegfall der EEG-Umlage von 3,723 Ct. auf 0 Ct. bringt für einen Singlehaushalt mit einem jährlichen Stromverbrauch von 1.500 kWh etwa 66 Euro. Eine Familie mit 5.000 kWh Stromverbrauch zahlt etwa 222 Euro weniger. Für alle private Haushalte bedeutet die Abschaffung der EEG-Umlage eine Ersparnis von ca. 5,1 Mrd. Euro.
"Die erste Senkung der EEG-Umlage zum Jahreswechsel kam aufgrund der massiv gestiegenen Einkaufspreise nicht bei den Verbraucher*innen an", sagt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei CHECK24. "Geben Versorger die geplante Abschaffung der Ökostromumlage im Juli weiter, könnte ein Vierpersonenhaushalt beispielsweise um 222 Euro im Jahr entlastet werden. Den starken Anstieg der Energiekosten mildert das aber nur geringfügig."
Weitere Entlastungsmöglichkeiten beim Strom könnten eine Senkung der Strom- sowie der Mehrwertsteuer bringen. CHECK24 hat berechnet, was das für einen Single bzw. eine Familie bedeuten würde:
Alle Maßnahmen kombiniert ergäben eine jährliche Entlastung von insgesamt 467 Euro für Familien und 150 Euro für Singles. Dabei handelt es sich nicht um die einfache Summe der Einzelentlastungen, da der Wegfall der EEG-Umlage und die Senkung der Stromsteuer den Nettobetrag reduzieren. Auf diesen niedrigeren Nettopreis werden dann sieben Prozent Mehrwertsteuer (statt 19 Prozent) gerechnet.
Die Senkung der Stromsteuer von 2,05 Ct. auf 1,00 Ct. würde für alle privaten Haushalte eine Entlastung von knapp 1,6 Mrd. Euro bringen. Die Senkung der Mehrwertsteuer von 19 Prozent auf sieben Prozent brächte rund 5,8 Mrd. Euro.
Gaspreise
Der durchschnittliche Gaspreis bleibt im April hoch, sinkt aber im Vergleich zum März. Ein Musterhaushalt (20.000 kWh) zahlt im Schnitt 2.902 Euro im Jahr für Gas. Das entspricht einem durchschnittlichen Preis von 14,5 ct pro kWh. Im März kostete die gleiche Menge Gas noch 3.305 Euro. Im April 2021 waren es 1.264 Euro – ein Plus von 130 Prozent zum April 2022.
Obwohl Gasgrundversorger bereits in mehr als 1.000 Fällen Preise erhöht haben, wurden seit dem 1. März in weiteren 265 Fällen Preise erhöht oder Erhöhungen angekündigt. Im Durchschnitt betragen die Preiserhöhungen 46,1 Prozent und betreffen gut 1,9 Millionen Haushalte. Für einen Musterhaushalt mit einem Verbrauch von 20.000 kWh bedeutet das zusätzliche Kosten von durchschnittlich 864 Euro pro Jahr.
Allein für Juni haben Versorger in 70 Fällen Preiserhöhungen um durchschnittlich 62,9 Prozent angekündigt. Betroffen sind davon rund 225.000 Haushalte. In 316 Fällen zahlen Neukund*innen in der Gasgrundversorgung mehr als Bestandskund*innen. Die Preisdifferenz liegt bei 101,4 Prozent (+1.853 Euro).
Im April kostet eine Megawattstunde an der europäischen Gasbörse (European Gas Spot Index THE) durchschnittlich 104 Euro (Stand: 29.4.). Zum Vergleich: Im April 2021 kostete eine Megawattstunde lediglich 21 Euro – ein Plus von 395 Prozent.
Gründe: Unsicherheiten, wie mögliche Energiesanktionen oder Gasimportverbote aus Russland, ließen die Großhandelspreise steigen. Händler greifen bereits auf andere Gasquellen zurück. Dort ist das Angebot knapp. Nach dem Ende vieler Coronabeschränkungen zieht außerdem die Nachfrage nach Gas und Öl weiter an.
"Die hohen Energiepreise werden erst mit etwas Verzögerung vollumfänglich bei privaten Strom- und Gaskunden ankommen", sagt Steffen Suttner. „Denn wenn die bereits vor der Krise beschafften Energiemengen der Energieversorger verbraucht sind, werden sie noch mehr zu den aktuell teuren Börsenpreisen einkaufen müssen. Dann werden sich auch die Preise für ihre Kunden weiter erhöhen."