Fiat E-Ducato: Transporter auch kabeltauglich
Schon über 40 Jahre läuft die Erfolgsgeschichte des Ducato. In dieser beachtlichen Zeitspanne hat der Transporter vom 2,8- bis zum 4,25-Tonner erstaunlich viele Versionen hervorgebracht. Das bezieht sich nicht nur auf die Karosserie mit unterschiedlichen Radständen und Dachhöhen – auch in der Antriebstechnik vermochte er den Kolben mit Benzin, Diesel oder Erdgas alles Gängige an Kraftstoffen zuzuführen. Einzig beim Elektroantrieb kommt er quasi als Spätzünder daher – stimmt das? Dazu später mehr.
Frontantrieb mit 90 kW/122 PS
Wer die Alternative durch E-Mobilität sucht, findet inzwischen auch beim Ducato entsprechende Möglichkeiten. In Kombination mit dem E-Motor sind allein für den Kastenwagen drei Radstände und zwei Dachhöhen verfügbar, sodass sich Frachtraumgrößen bis max. 17 m3 ergeben. Für den Frontantrieb sind 90 kW/122 PS bei einem Spitzendrehmoment von 280 Newtonmeter angegeben – eine solche Kraftentfaltung findet man bereits in der Lieferwagenklasse und ist daher für einen 3,5-Tonner nicht beeindruckend.
Der Preis schon, denn ausgestattet mit dem kleineren 47 kWh-Akkupaket und der optionalen Ladetechnik für die 11 kW-Wallbox kommt der mittelgroße E-Ducato L2H1 auf einen Startpreis von knapp 57 000 Euro – da sind nahezu selbstverständliche Sonderausstattungen wie z.B. ein 295 Euro teurer Beifahrer-Airbag oder etliche Frachtraumverkleidungen allerdings noch nicht an Bord (alle Preisangaben zuzüglich MwSt., noch gilt Preisliste von 06-2022).
Schnellladung als Option wählbar
Soll die Schnellladetechnik mit 50 kW auch an Bord sein, kommen 2500 Euro hinzu. Dadurch ließe sich vom Typ 2-Anschluss (Wallbox) zur Schnellladesäule wechseln und voraussichtlich binnen 30 Minuten Energievorrat für weitere etwa 100 km beziehen.
Wahlweise zwei Reichweiten
Das größere Akkupaket mit 79 kWh bewirkt einen Aufpreis laut Liste von 16 600 Euro und soll die WLTP-Reichweite nach Herstellerangabe von 235 km (beim 47 kWh-Akku) auf nunmehr 371 km ausdehnen können. Welche Distanz tatsächlich zurückgelegt werden kann, ist stark abhängig von der Fahrweise und den Möglichkeiten zur Rekuperation, von der Witterung und nicht zuletzt von der Tonnage. Beim E-Ducato (3,5-Tonner) ist eine Nutzlast von mindestens 1100 kg angegeben und lässt sich beim kleineren Akkupaket mit geringerem Eigengewicht auf etwa 1400 kg steigern.
E-Antrieb gab es schon früher
Als Fiat 2019 den E-Ducato in der aktuellen Karosserie als Prototyp auf die Bühne stellte, wirkte das Projekt eher eilig arrangiert als von langer Hand vorbereitet. Schließlich hatte man viele Jahre – wie andere europäische Nutzfahrzeughersteller auch – fast ausnahmslos auf Verbrenner gesetzt und konnte in Sachen E-Mobilität noch wenig vorweisen. Dabei hatten die Italiener bereits Mitte der 1990er Jahre zusammen mit einem Spezialhersteller eine Kleinserie als „Ducato Elettra“ im Angebot.
Markenverbund und Baukastenarchitektur
Anzumerken ist, dass die Entwicklung des E-Ducato in die Zeit der Neuausrichtung für die Marke geriet, denn Fiat Professional wurde in die Stellantis-Markenfamilie integriert. Das Ergebnis: Es besteht jetzt eine starke Bauähnlichkeit mit den 3,5-Tonnern von Citroën, Peugeot und Opel.
Hoher Wettbewerbsdruck und enorme Entwicklungskosten haben seit etlichen Jahren den Trend verstärkt, dass ursprünglich eigenständige Marken von Global Playern übernommen wurden und die Massenfertigung via Baukastenarchitektur rationalisiert werden konnte. Zum Nachteil für den Käufer? Eher nicht, denn die Modelle scheinen jetzt ausgereifter. Und durch Frontdesign, Nuancen beim Interieur oder durch den Service beim Nutzfahrzeughändler vor Ort lässt sich immer noch eine bestimmte Marke favorisieren.