Brennstoffzellenheizung: Jährliche Wachstumsraten von über 50 Prozent
Die vor wenigen Tagen von der EU angestoßene „Renovation Wave“ zeigt deutlich, wie wichtig die Rolle des Gebäudesektors für den Klimaschutz ist. Denn mit einem verstärkten Einsatz umweltschonender Gas-Technologien lassen sich CO2-Emissionen schnell und deutlich reduzieren.
Einen wichtigen Grundstein für mehr Klimaschutz legen auch die in diesem Jahr verabschiedeten Wasserstoffstrategien der EU und Deutschlands. Welchen Beitrag Gasheiztechnologien wie die Brennstoffzellenheizung für eine schnelle Wärmewende leisten können, diskutierten Vertreter aus Politik und Wirtschaft auf dem „Innovationsforum Wasserstoff & Brennstoffzelle“. Die Veranstaltung wurde von der Initiative Brennstoffzelle ausgerichtet und digital aus Berlin übertragen.
„Mit der europäischen und nationalen Wasserstoffstrategie erkennt die Politik die Rolle grüner Gase im Energiemix an. Besonders große CO2-Minderungspotenziale liegen im Wärmemarkt. Mehr als jede zweite Heizung in deutschen Heizungskellern ist veraltet und arbeitet ineffizient. Diese Potenziale gilt es im Sinne des Klimaschutzes beschleunigt zu heben“, erklärt Andreas Lücke, Sprecher der Initiative Brennstoffzelle (IBZ) und Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH). „CO2-neutrale Brennstoffe wie Wasserstoff in Kombination mit einem breiten Portfolio an Gasheiztechnologien sind neben weiteren Effizienztechnologien ein wichtiger Baustein zur Erfüllung des European Green Deal und zeigen, dass der Wärmemarkt ‚h2-ready‘ ist.“
Bislang 2.764 geförderte Geräte
Knapp 12 Millionen der insgesamt rund 21 Millionen in Deutschland installierten Heizungen entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik und emittieren somit unnötige Tonnen CO2. Dabei hat sich die Bundesregierung anspruchsvolle Ziele für den Gebäudesektor gesetzt: Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß von 119 Mio. Tonnen pro Jahr auf 72 Mio. Tonnen jährlich reduziert werden. Durch den Green Deal der EU werden diese Ziele weiter verschärft. „Wenn alle veralteten Heizgeräte modernisiert würden, könnten jährlich mindestens 32 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden. Dafür bedarf es jedoch einer Verdopplung der derzeitigen Modernisierungsquote auf rund eine Million Anlagen pro Jahr“, erläutert Lücke.
„Ob Gebäudebestand oder Neubau, ob Einfamilienhaus oder Gewerbebetrieb, ob Kombianlage oder Beistellgerät – mit der Brennstoffzellenheizung steht uns schon heute eine marktreife und hocheffiziente Technologie zur Verfügung, die für mehr Klimaschutz sorgt“, so Dr. Timm Kehler, Sprecher der IBZ und Vorstand der Brancheninitiative Zukunft Erdgas.
Das erkennen auch immer mehr Kundinnen und Kunden: Trotz Corona-Pandemie war die Nachfrage nach Brennstoffzellenheizungen im laufenden Jahr ungebrochen. Wie aus Zahlen der KfW (Stand Juni 2020) hervorgeht, wurden bislang in diesem Jahr 2.764 Geräte gefördert. Damit verzeichnet die Brennstoffzellenheizung seit 2016 jährliche Wachstumsraten von über 50 Prozent. Die Bundesregierung fördert die Brennstoffzellentechnologie wegen ihres Beitrags zum Klimaschutz sowie zur intelligenten Sektorenkopplung seit Sommer 2016. Im Rahmen des KfW-Förderprogramms 433 „Zuschuss Brennstoffzelle“ wurden bis einschließlich Juni 2020 insgesamt mehr als 13.000 Förderanträge positiv beschieden. Bis zum Jahr 2030 rechnet die Branche mit 500.000 installierten Brennstoffzellenheizungen.
56 Prozent weniger CO2
Heute noch mit Erdgas betrieben, kann sie schon morgen direkt CO2-neutralen Wasserstoff aus dem Gasnetz beziehen und Gebäude zuverlässig mit Strom und Wärme versorgen. Dank des Prinzips der Kraft-Wärme-Kopplung und Gesamtwirkungsgraden von mehr als 90 Prozent spart die Energieerzeugung mit der Brennstoffzelle gegenüber einer alten Gasheizung knapp 56 Prozent CO2 ein; zusätzlich sinken die Energiekosten um 58 Prozent. Der elektrische Wirkungsgrad von bis zu 55 Prozent übertrifft dabei den von konventionellen Großkraftwerken deutlich. Da der Einbau eines Brennstoffzellengeräts keine aufwendige Gebäudesanierung erfordert, fallen lediglich die Anlagekosten an.
„Als Hightech-Gerät hält die Brennstoffzelle Einzug in immer mehr Heizungskellern. Verbraucher profitieren dabei in mehrfacher Hinsicht: Sie sparen Energie und CO2-Emissionen, machen sich unabhängig von steigenden Strompreisen und können den selbsterzeugten Strom zum Beispiel zum Laden von Batterieautos nutzen. Das ist gelebte intelligente Sektorenkopplung. Umso mehr freut es uns, dass die Bundesregierung im Rahmen der nationalen Wasserstoffstrategie eine weitere Förderung der Brennstoffzellentechnologie in Höhe von 700 Millionen Euro zugesagt hat“, erläutert Kehler.
„Heizungs- und Gasindustrie stehen bereit und bieten Lösungen zur Erreichung der Klimaziele im Gebäudebereich an. Schon heute verfügen wir neben anderen Effizienztechnologien über die nötige Infrastruktur und ein umfassendes Produktportfolio emissionsarmer Gasheiztechnologien. Jetzt gilt es, die enormen CO2-Minderungspotenziale im Wärmemarkt zu heben, um auf Kurs in Richtung Klimaziel 2030 zu kommen“, so Lücke abschließend.