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Einblasdämmung: Vorteile und Einsatzmöglichkeiten

Werner Eicke-Hennig, Arnold Drewer
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Die Potenziale der Einblasdämmung für den Klimaschutz sind beachtlich: Die unkomplizierte und kostengünstige Dämmtechnik verbessert die Gebäudeeffizienz sowohl im Neubau als auch im Bestand – wobei sie sich gerade in komplizierten Situationen zu bewähren weiß. Dieser Einsicht folgend, förderte die Niederlande schon ab der Energiekrise 1974 die Kerndämmung zweischaliger Außenwände. Im Norden Europas kommt dieser Wandaufbau auf einen Anteil von etwa 30 Prozent, in den Niederlanden liegt er sogar über 60 Prozent [1]. In unserem Nachbarland erzwingt heute das zur Neige gehende Groninger Erdgasfeld den bestmöglichen Gebäudewärmeschutz. Nur ein sehr niedriger Heizenergieverbrauch erschließt die Möglichkeit, das versiegende Heizgas bzw. das Ende des fossilen Zeitalters durch erneuerbare Energien zu ersetzen. Die vorhandene Kerndämmung unterstützt die Wirkung der Außendämmung, indem die verfüllte Luftschicht ihre Kaltluft-Hinterströmung verhindert.

In Deutschland dauerte es hingegen einige Zeit, bis sich die Einblasdämmung zu etablieren begann. Was auch an der Baumystik mit ihren wandernden Taupunkten und Belüftungsregeln lag, die neben der Innendämmung auch diese smarte Dämmtechnik problematisierte. Während holländische Firmen ihr Angebot europaweit ausweiteten, engagiert sich hierzulande eine kleine, aber wachsende Anzahl von Firmen im Fachverband Einblasdämmung, um diese Dämmtechnik bekannter zu machen. Die Ergebnisse einer im Auftrag des Fachverbandes erstellten Studie belegen: Die Einblasdämmung birgt für die energetische Ertüchtigung von Steildächern, Flachdächern Außenwänden und Kellerdecken im Wohngebäudebestand ein erhebliches CO2-Einsparpotenzial von über 59 Mio. Tonnen pro Jahr, was den Treibhausgasausstoß aus der Raumheizung um 25 Prozent senken würde [2]. Ihr zusätzlicher Einsatz im Nichtwohnbau steigerte die Einsparung auf 32 Prozent (Abb. 1).

Bild 1: CO₂ -Einsparung im Wohngebäudebestand durch Einblasdämmung

Während die CO2-Vermeidungskosten bei dieser Technik mit 30 bis 150 Euro pro Tonne eingespartem CO2 sehr günstig sind, betragen die Aufwendungen für Wohlfahrtseinbußen durch emittiertes CO2 etwa 698 Euro pro Tonne [3]. In der Regel amortisiert sich eine Einblasdämmung binnen zehn Jahren.

Ein Blick auf die Kosten in der Tabelle Abb. 2 zeigt: Die Hauptgruppe der Einblasdämmstoffe weist Preise von durchschnittlich 18 Euro pro m² Material bei einem U-Wert von 0,14 W/(m²K) auf. Zudem spart das Einblasen des Dämmstoffs in vorhandene Hohlräume der Baukonstruktionen oder das Aufblasen auf Böden erheblich Zeit und damit Geld ein. Das Einbringen der Dämmflocken mittels gebläsebestückten Arbeitswagen vor dem Haus und einem Förderschlauch in oder auf das Bauteil erfordert zudem keine teuren Trag- und Deckkonstruktionen, bei Einfamilienhäusern nicht einmal ein Gerüst. Eine Kerndämmung im zweischaligen Mauerwerk eines Einfamilienhauses lässt sich an einem Tag bewerkstelligen.

Bild 2: Übersicht der verschiedenen Einblasdämmstoffe mit Eigenschaften und Materialpreis (Modellbetrachtung U-Wert 1,4 zu 0,1)

Einblasdämmung ist vielseitig verwendbar

Die Einbaumöglichkeiten einer Einblasdämmung beschränken sich keineswegs nur auf Außenwände, sondern spannen sich über 31 Anwendungen, die sich in folgende Hauptgruppen aufteilen:

  • teil- oder ungedämmte Sparrenzwischenräume;
  • alle flach geneigten Dächer über Dachböden, z. B. Binderdächer;
  • Abseitenräume mit meist ungedämmten Bodenflächen;
  • belüftete Flachdächer mit Umbau zum Kombi-Dach (UK-Dach plus Dämmfüllung im Belüftungsraum);
  • Spitzböden mit Kehlbalkenlagen (häufig noch völlig ungedämmt);
  • Hohlräume in Holzbalkendecken (oft von Kaltluft durchströmt);
  • Obergeschossdecken unter nicht ausbaubaren Dächern;
  • fehlende oder dünne Füllungen (Sand, Schlacke) zwischen den Lagerhölzern der Dielung bei Kellerdecken;
  • Kriechkeller mit nur dünnem Trittschallschutz auf der Decke;
  • Gebäudetrennwände von Reihen- und Mehrfamilienhäusern sowie
  • zweischaliges Mauerwerk mit Luftschicht.

Die Dämmtechnik ist nicht nur für die 19 Mio. Wohngebäude geeignet, sondern auch für die 2,7 Mio. Nichtwohnbauten. So erhielten die über dem Musiksaal der Bremer Glocke befindliche Dachdecke als auch die Fuldaer Domkuppel eine Einblasdämmung. In Bremen spart man laut Betreibergesellschaft 30 % Heizenergie pro Jahr, in Fulda ist die Innenseite der Domkuppel seither vor Tauwasser geschützt. Ideal für Einblasdämmung geeignet sind zudem flachgeneigte Binderdächer von Supermärkten oder die ungenutzten Dachräume über öffentlichen Gebäuden. Gerade die hier oft komplizierten Geometrien, Unebenheiten und Durchdringungen sind für das überall gut anliegende faserige, flockige oder granulatförmige Dämmmaterial ein ideales Terrain. Im Neubau hat sich die Technik im Holzrahmenbau einen festen Platz erobert.

Optimaler Wärmeschutz bei niedrigstem Preis

Auch dort, wo die Dimension vorhandener Hohlräume die Dämmdicke beim Verfüllen beschränkt, ist die Einblasdämmung sinnvoll, da sie Kaltluft unterbindet, die eine später außen auf der Wand, dem Sparren oder einer Holzbalkendachdecke angebrachte Dämmung hinterströmen und einen Teil ihres Dämmeffektes mindern würde. Dafür stehen die kerngedämmten niederländischen Häuser ein, die unkompliziert mit weiteren 12 bis 20 cm Außenwanddämmung verbessert werden können.

In vielen Fällen bietet das Verfahren den optimalen Wärmeschutz bei niedrigstem Preis. Auf Holzbalkendecken, Kehlbalkenlagen und in Abseitenräumen können Dämmdicken von 35-45 cm durch das Einblasen entstehen. Die Herstellung der Begehbarkeit auf Böden ist mit einfachen Systemen möglich, aber nicht zwingend. Das erste Passivhaus Deutschlands wurde 1990 mit 45 cm Mineralwollflocken im Dach gedämmt und verbrauchte auch im 30sten Jahr seines Bestehens nicht mehr als 1 m3 Erdgas pro m² Wohnfläche und Jahr für seine Beheizung.

Bild 3: Hier werden die Flocken über die Kehlbalkenlage ins Dach eingeblasen – das schont die Nerven und den Geldbeutel der Bewohner.

Die ökologische Wirkung

Es stehen zwölf Dämmstoffarten in loser Faser-, Flocken-, Granulatform und für besondere Fälle auch flüssiges Polyurethan als Gieß- oder Sprühschaum zur Auswahl. Der geringe Aufbereitungsgrad des losen Dämmmaterials reduziert den einmal anfallenden Herstellungsenergieaufwand. Entscheidend ist jedoch die Bilanz mit dem jährlich wiederkehrenden Einspareffekt der Dämmung (Abb. 2).

Da Dämmstoffe in der Regel so lange halten wie das Bauteil, das sie vor Wärmeverlusten schützen, übertrifft die über 50 Jahre kumulierte Heizenergieeinsparung im Altbau die Herstellungsenergie der Einblasdämmstoffe um das 18 bis 1200-fache. Zusätzlich verlängert die Dämmung die Lebensdauer von Altbauten durch verbesserte Qualität und spart so die graue Energie eines Ersatzneubaus ein. Beim Abriss werden die Flocken, Fasern oder Granulate wieder abgesaugt, aufbereitet und mit gesicherter Qualität als Dämmstoff wiederverwendet. Dieses Verfahren ist bereits erprobt und prädestiniert für die erst zukünftig anfallenden größeren Abbruchmengen.

Bild 4: Die Thermo-Bags zwischen den Sparren bereiten eine dichte Verfüllung für eine spätere Aufdachdämmung vor.
Bild 5: Teilbegehbare Einblasdämmung im Dachboden – die Gehfläche nur dort anzulegen, wo sie gebraucht wird, reduziert den Aufwand.
Bild 6: Wer im Dachboden die Einblasdämmung nur dort begehbar macht, wo es nötig ist, spart Kosten.

Verwirrung bei der Belüftung

Nach 1945 führten die anfänglichen Unsicherheiten im Umgang mit den zahlreicher werdenden neuen Baustoffen und -konstruktionen häufig dazu, dass man Belüftungsschichten im Bauteil angeordnet hat. So schrieb die DIN 1053 ab 1952 für zweischaliges Mauerwerk äußere Be- und Entlüftungsöffnungen vor, zunächst als Wahlmöglichkeit, ab 1973 als Mussbestimmung. Diese Festlegungen waren nicht wissenschaftlich begründet, im Gegenteil: Das Fraunhofer-Institut IBP wies eine Auffeuchtung der Außenwände durch die Belüftung nach und 1969 bezeichnete die DIN 4108 belüftete Luftschichten in zweischaligem Mauerwerk als „unzweckmäßig und zu vermeiden“ [4].

In den 1990er Jahren war die Schadensfreiheit der Kerndämmung hinreichend durch die Praxis bewiesen, sie zählte zu den anerkannten Regeln der Technik. Ab 1996 anerkannte auch die DIN 1053 die Kerndämmung ohne Belüftung als eine zulässige Ausführung.

Ohne rechtliches Risiko können seither alle zweischaligen Außenwände nachträglich mit Dämmstoff verfüllt werden. Auch der Belüftungsraum belüfteter Flachdächer bietet sich heute für das Verfahren an. Nach 1950 waren die noch ohne Dampfsperre ausgeführten Belüftungsebenen mit der Feuchteabfuhr überfordert. Die daraus resultierende Anordnung einer raumseitigen Dampfsperre machte die Belüftung überflüssig, gleichwohl wurde sie beibehalten, obwohl bereits in den 1980er Jahren die schwedische Bauforschung die grundsätzliche Lösung für das Flachdach in einer die Belüftung ablösenden Aufdachdämmung sah [5].

Erst heute kommt man in Deutschland darauf zurück. Eine Kombination von Umkehrdach auf der alten Dachhaut hält die Konstruktion warm und damit trocken, eine Einblasdämmung verfüllt den Belüftungsraum und verhindert dort Tauwasser begünstigende feuchtwarme Luftströmungen aus den Räumen in die Konstruktion [6].

Bild 7: Bei Gebäuden mit bis zu zwei Geschossen braucht es für die Einblasdämmung im zwei­schaligen Mauerwerk kein Gerüst.

Förderung, GEG und Normen

Hält man die Fördertatbestände der BEG ein, gibt’s für die Einblasdämmung Geld vom Staat. Ist die Dämmdicke eingeschränkt, wie bei zweischaligen Wänden nun mal gegeben, genügt das Verfüllen der vorhandenen Luftschicht. Für die Förderung nach BEG oder steuerlichen Gesichtspunkten muss der Kerndämmstoff eine WLS von ≤ 0,035 W/mK aufweisen.

Beim GEG gilt etwas anachronistisch der U-Wert von 0,24 W/(m²K) als erfüllt, wenn der Einblasdämmstoff eine Wärmeleitfähigkeit von ≤ 0,045 W/(mK) besitzt. So lassen sich beispielsweise mit PU-Gießschaum der U-Wert historischer zweischaliger Wände auf Werte um 0,37 W/(m²K) verbessern und gleichzeitig die Mauerwerksvorsatzschale festigen. Eine flexible Klimaschutzpolitik würde die Einblasdämmung in solchen Fällen als Vorbereitung für eine spätere Außendämmung fördern, mit der man dann Werte um 0,15 W/(m²K) erzielte.

Nach DIN 4108 benötigen kerngedämmte Wände in Neu- und Altbau keinen Tauwassernachweis, da die Ergebnisse der Berechnung nicht der Praxis entsprechen. Solche Dämmstoffe müssen hydrophobe Eigenschaften besitzen (Kurzbezeichnung WZ).

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