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PV-Markt: Neue grüne Geschäftsmodelle müssen her

Martin Schachinger

Die Nachfrage im Kleinanlagensegment, aber auch im gewerblichen Bereich, hinkt den Erwartungen weiter hinterher und ist auf einem Tiefstand, wie wir ihn seit Ende letzten Jahres nicht mehr gesehen haben. Gerade zur beginnenden Ferienzeit dürften sich Installateure somit auf einen ruhigen Sommer gefasst machen und überlegen, wie sie ihr Personal ausgelastet bekommen. Sollten keine kurzfristig realisierbaren Aufträge in der Pipeline sein, müssen sie sich zwangsläufig mit neuen Geschäftsmodellen auseinandersetzen.

Neben den gewerblichen Photovoltaik-Anlagen, also Erzeugungsanlagen für die Deckung des Gewerbe- und Industriestrombedarfs (C&I) sind sicherlich Mieterstromanlagen ein Thema, mit dem man sich genauer beschäftigen sollte. Das Potenzial – gerade in der Kombination von beiden Bereichen - ist jedenfalls riesig und die Ertragsmöglichkeiten gut, wie die folgenden Ausführungen zeigen sollen. Ich habe mich dazu mit Wenzel Gerstner unterhalten, einem der Gründer des Startups hellgrün.

Dachflächen pachten und mit PV-Anlagen ausstatten

Das junge Unternehmen aus Köln und Berlin akquiriert unter anderem Dächer von Gewerbezentren und entwickelt anschließend Energiekonzepte für die dort ansässigen Firmen, so dass diese ihre Energiekosten mithilfe von Photovoltaikstrom nachhaltig senken können. Die dafür notwendigen Flächen werden vom Immobilienbesitzer gepachtet und mit Solaranlagen belegt. Das notwendige Kapital dafür wird in kleinen oder größeren Tranchen von privaten Investoren eingesammelt. Dabei können die Anleger zwischen Teileigentum und Volleigentum wählen. In der Regel wird aber versucht, einen Einzelinvestor für jeweils die komplette Photovoltaik-Anlage zu finden. Die komplette Verwaltung, den Betrieb der Anlagen und die Verteilung der Energie an die Gewerbekunden übernimmt dabei hellgrün, Planung, Bau und technische Betriebsführung Partner aus dem Netzwerk.

Interessant dabei ist natürlich die Wirtschaftlichkeits- und Risikobetrachtung. Um den erzeugten Strom lukrativ und über dem aktuell gültigen Netzeinspeisetarif verkaufen zu können, braucht der Anlagenbetreiber (Investor) Abnehmer mit möglichst langfristigen Verträgen. Dazu müssen Abnahmevereinbarungen mit den Mietern der Gewerbeimmobilie getroffen werden. Diese bekommen den von der Dachanlage erzeugten Solarstrom dann zum Vorzugstarif vom Betreiber geliefert und müssen nur ihren Restenergiebedarf aus dem Netz decken. Je genauer das Erzeugungs- und das Laststromprofil sich decken, desto höher ist der Eigenverbrauch und damit die Wirtschaftlichkeit für beide Parteien.

Auf der Erzeugerseite ist also das Modell der Teileinspeisung mit Direktstromlieferung an einen Mieter vor Ort immer zu bevorzugen. Leider ist ein langjähriger Abnahmevertrag nicht immer möglich, die Fluktuation in Gewerbeimmobilien oft hoch. Dennoch ist das Verlustrisiko für den Investor überschaubar, solange es in Deutschland noch ein funktionierendes EEG mit vorgeschriebenen Tarifen gibt, so dass die Volleinspeisung immer als Fall-Back-Lösung gewählt werden kann. Der Wechsel zwischen Teil- und Volleinspeisung ist dabei einmal im Jahr möglich. Noch dazu hat der Gesetzgeber die Einspeisevergütung für Dachanlagen zwischen 40 und 750 Kilowatt gerade wieder um 1,5 Cent pro Kilowattstunde angehoben. Die beihilferechtliche Genehmigung durch die EU-Kommission steht allerdings noch aus.

Volleinspeisung: Renditen von fünf bis sechs Prozent

Konkret in Zahlen ausgedrückt: eine mittelgroße Photovoltaik-Anlage im Bereich von 100 Kilowattpeak, welche mit einem ordentlichen Eigenkapitalanteil auf einem gepachteten Dach zu moderaten Preisen von 100.000 bis 120.000 Euro errichtet wurde, erzeugt als Volleinspeiser aktuell eine Rendite von etwa 5 bis 6 Prozent. Wählt man die niedriger vergütete Überschusseinspeisung und liefert etwa 70 Prozent des erzeugten Stroms zu einem Tarif von aktuell 16 bis 17 Cent pro Kilowattstunde an einen Direktabnehmer, lässt sich die Rendite auf etwa 7 bis 8 Prozent erhöhen. Natürlich darf es dabei keine länger anhaltenden Abnahmeausfälle geben und der Erlös sollte langfristig auch nicht deutlich unter 10 Cent fallen. Im Durchschnitt kann man wohl damit rechnen, dass das Gewerbemieterstrommodell etwa 30 Prozent profitabler sein kann als eine Volleinspeisung zu aktuellen Konditionen.

Das Mieterstromkonzept ist wohlgemerkt keine Gelddruckmaschine – der Wirtschaftlichkeitskorridor ist relativ schmal, wie oben dargestellt. Dennoch ist es ein interessantes Modell, um ein neues Marktsegment zu erschließen, welches bisher noch zu wenig bearbeitet wurde. Es gibt hier sicherlich noch einige bürokratische Hürden zu überwinden, aber dass sich junge Unternehmen mit gesteigertem Engagement damit beschäftigen und praktikable Lösungen anbieten, ist ein gutes Zeichen. Mit dem vorgestellten Modell können Installateure ihren Gewerbekunden mehrere Optionen bieten: die Photovoltaik-Anlage kaufen und selbst betreiben oder ein Pachtmodell mit Fremdfinanzierung wählen. Letzteres erlaubt deren Kunden, die Initialkosten und Betriebsrisiken zu vermeiden und trotzdem langfristig preiswerten grünen Strom zu beziehen. Gleichzeitig sichern sich die Handwerksbetriebe kontinuierlich Aufträge, um ihre Kapazitäten auch in schwierigen Marktphasen auszulasten zu können.
 

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