Rebound-Effekt: Wenn die Heizkosten trotz Sanierung nur wenig sinken
Der Grund für den reduzierten Spareffekt ist meist das veränderte Verhalten der Bewohnerinnen und Bewohner nach den Umbauarbeiten. Darauf weist das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau hin. Vor der Sanierung wurde oft sparsam geheizt, nach der Sanierung ist dies häufig nicht mehr konsequent der Fall. Die Folge: Der Heizenergieverbrauch sinkt weniger stark als angenommen. Zukunft Altbau rät daher auch nach einer Sanierung zu einem bewussten Heizverhalten.
Fragen rund um energetische Sanierungen beantwortet das Team von Zukunft Altbau kostenfrei am Beratungstelefon unter 08000 12 33 33 (Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr) oder per E-Mail an beratungstelefon@zukunftaltbau.de.
In vielen Wohngebäuden hierzulande herrscht ein erheblicher energetischer Sanierungsbedarf: Die Heizung stammt manchmal noch aus dem vergangenen Jahrhundert, ist technisch veraltet und arbeitet ineffizient. Dächer, Keller oder Fassaden sind schlecht oder gar nicht gedämmt und es zieht durch undichte Fenster. Die Folge: ein enormer Energieverbrauch, oft 150 bis 200 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr. Das ist drei- bis viermal so viel wie bei einem klimafreundlichen Standard und entsprechend teuer – trotz Energiepreisbremse.
Wer etwa in einer Wohnung mit 100 Quadratmetern einen Verbrauch von 200 Kilowattstunden pro Quadratmeter und Jahr hat und mit Gas heizt, muss bei den aktuellen Rahmenbedingungen mit Heizkosten von jährlich rund 2.700 Euro rechnen. Das sind rund 1.300 Euro mehr als vor der Energiekrise. Aufgrund schlecht gedämmter Wände und zugigen Fenstern sind unsanierte Gebäude außerdem oft wenig komfortabel.
Vor der Sanierung wird sparsam geheizt, nach der Sanierung nicht mehr
In einem unsanierten Gebäude heizen die Bewohnerinnen und Bewohner meist entsprechend sparsam. Denn jedes Grad Celsius Raumtemperatur geht richtig ins Geld. Pro Grad steigt der Energieverbrauch um sechs Prozent. „Meist werden daher nur die Räume erwärmt, in denen man sich länger aufhält, etwa das Wohnzimmer oder die Küche“, erklärt Frank Hettler von Zukunft Altbau. „So versucht man, die Energiekosten einigermaßen im Griff zu halten.“
Nach einer energetischen Sanierung sinkt der Energiebedarf des Gebäudes um bis zu 80 Prozent – abhängig vom energetischen Ausgangsniveau. Die Energiekosten verringern sich jedoch nur dann entsprechend, wenn die Bewohnerinnen und Bewohner ihr Heizverhalten von vor der Sanierung grundsätzlich beibehalten. Und das ist nicht immer der Fall: Wer eine gedämmte Fassade und Wärmeschutzfenster hat, nimmt es mit der Sparsamkeit oft nicht mehr so genau – es geht ja nur noch wenig Energie verloren. Dann wird das Wohnzimmer stärker geheizt, etwa von 20 auf 22 Grad, und auch Räume, die vor der Sanierung weniger genutzt und geheizt wurden, sind nun warm.
So sparsam heizen wie vorher ist das A und O
Das hat zur Folge, dass die Heizkosten weniger sinken als prognostiziert. Zehn bis 30 Prozent weniger sind möglich, so das Umweltbundesamt. Wichtig ist daher, sich den Rebound-Effekt bewusst zu machen. Der Effekt in Kurzform: Eine energetische Sanierung spart nur entsprechend Energie ein, wenn anschließend genauso sparsam geheizt und Strom verbraucht wird wie vorher. Hettler rät daher, wie bisher nur intensiv genutzte Räume auf maximal 20 Grad zu beheizen und die prognostizierte Einsparung im Auge zu behalten. Aufenthaltsräume, wie etwa Wohn-, Kinder- und Arbeitszimmer sollten eine maximale Temperatur von 19 bis 20 Grad Celsius haben.
Übrigens: 19 Grad Raumtemperatur im sanierten Haus fühlen sich wärmer an als im zugigen Altbau. Das liegt an der gefühlten Temperatur. Sie setzt sich etwa hälftig aus den Temperaturen der Raumluft und den umgebenden Oberflächen zusammen. Wo vor der Sanierung bei 23 Grad Raumtemperatur und 15 Grad Oberflächentemperatur im Wohnzimmer gefühlte 19 Grad herrschten, führen nach der Sanierung 20 Grad Raumtemperatur und durchschnittlich 18 Grad an den Oberflächen zur selben Behaglichkeit. Wenn sich dann noch die Temperaturen in den Schlafräumen oder wenig genutzten Räumen weiter absenken lassen, wird die berechnete Einsparung erreicht.
Die Heizungsanlage kann außerdem so einstellt werden, dass die Temperatur nachts etwas abgesenkt und morgens wieder hochgefahren wird. Der Einspareffekt ist bei gut gedämmten Gebäuden allerding deutlich geringer, da sie einen geringen Wärmeverlust aufweisen.
An einem verlängerten Wochenende oder im Winterurlaub kann die Temperatur in der Wohnung auch noch weiter abgesenkt werden, im Einzelfall auf bis zu 12 Grad. Allerdings muss dann die entstehende Luftfeuchtigkeit zuverlässig abgeführt werden. Wer in einer Wohnung ohne automatische Lüftungsanlage mit vielen Pflanzen lebt, sollte daher die Temperatur besser nicht ganz so stark absenken.