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Specht in der Wärmedämmung: Was tun gegen Spechtlöcher?

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Frühlingszeit ist Nistzeit. Wer freut sich nicht über Spechte und andere Vögel, die im Garten ihr Lager aufschlagen? Die Freude hat jedoch schnell ein Ende, wenn das Lager in der Wärmedämmung des Hauses entsteht. Wie Sie bei Spechtlöchern im WDVS richtig reagieren.

Da haben Hausbesitzer viel Geld in eine neue und effiziente Wärmedämmung der Hauswände investiert, und dann das: kreisrunde Löcher in der Fassade. Was aussieht wie ein kleiner Meteoriteneinschlag ist das Werk eines Buntspechts oder eines seiner Verwandten. Denn Dendrocopos major, wie der Vogel mit biologisch korrektem Namen heißt, hackt bevorzugt Löcher in Hauswände mit Wärmedämmverbundsystemen (WDVS). 

Wärmedämmung verspricht Spechten Futter

Spechte finden auf gedämmten, grob verputzten Fassaden manchmal wärmesuchende Insekten. „Trifft der Schnabel auf Putz und Isoliermaterial, klingt das für den Specht, als hämmere er auf morsches Buchenholz", erläutert Ornithologe Julian Heiermann vom Naturschutzbund Deutschland (NABU). Der raue Putz an Fassaden ähnelt der Struktur einer Borke, hinter der die Vögel Insekten vermuten. Also krallen sie sich an die Fassade und picken den Dämmstoff auf. Dabei hält sie weder ein dicker Putz noch die Kunststoffbewehrung vor den Dämmplatten ab. Sogar Klinkerimitate werden durchbohrt, wenn es dahinter vielversprechend hohl klingt.

Und manche Spechte brüten sogar in den selbstgehackten Löchern. Das Problem: Sind die Spechtlöcher erst einmal drin, bekommen sie Nachmieter. Denn auch andere Vogelarten nutzen sie für ihre Brut, und das bis zu zweimal im Jahr. So kann es sein, dass das Loch vielleicht den ganzen Sommer über blockiert wird.

Räumungsbefehle für Vögel sind verboten

Wichtig zu wissen: Vögel dürfen während ihrer Brutsaison von April bis August nicht aus Nisthöhlen im Garten und im oder am Haus entfernt oder vertrieben werden - auch nicht, wenn es sich dabei um eine in der Hausverkleidung wie dem WDVS handelt. Sie und ihre Niststätten stehen unter dem Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes. Das Fangen der Vögel oder die Zerstörung der Quartiere ist nicht erlaubt, ebenso wenig das Vertreiben. Das gilt für Spechte wie auch für alle anderen Vögel, wie etwa für Tauben auf der Photovoltaikanlage. Daher empfiehlt der Landesbund für Vogelschutz (LBV), die Spechtlöcher im Herbst und bis zu den ersten neuen Nestbauten im folgenden Jahr zu verschließen.

Denn das Problem ist folgendes: Für WDVS sind jedwede Löcher wie Gift. Haben Spechte erst einmal Löcher ins Dämmmaterial an der Fassade gehackt, bedrohen sie die Bausubstanz. Durch sie kann Feuchtigkeit eindringen, der Dämmeffekt ist dahin und die Fassade muss teuer saniert werden. Einmal nass geworden, wird das teure Isoliermaterial zur Kältebrücke - mit allen unangenehmen Folgen wie Wärmeverlust, Bildung von Kondenswasser und möglicher Schimmelbildung. Solche Schäden am Haus gilt es zu vermeiden.

Wie Spechtlöcher im WDVS verschließen?

Wie rabiat die Spechte manchmal vorgehen, zeigt sich exemplarisch am Schulzentrum Neunkirchen südlich von Wien: "Dort hat ein einzelner Specht auf einer Fläche von fünf Quadratmetern rund 90 Löcher mit einem Durchmesser von bis zu 10cm in die Fassade gehackt", berichtet der Innsbrucker Bausachverständige Michael Hladik. Viele Löcher zum Verschließen also.

Die Dämmung muss an der aufgehackten Stelle erneuert werden. Um die Spechtlöcher zu schließen, werden die entstandenen Gänge und Nester gereinigt und die Leerräume mit hochwertiger Dämmung und Spezialdämmschaum ausgefüllt werden. Ist die Dämmung ersetzt, muss ein WDVS-Gewebe mit Armierungsmörtel aufgebracht werden. Dann kann der entsprechende Putz beigearbeitet werden. So beschreibt die Rudolph GmbH & Co. KG aus Bochum ihr Vorgehen.

Die schlechte Nachricht:  Weder Hausrat- noch Wohngebäudeversicherung decken die von den Vögeln verursachten Schäden an den Fassaden ab. Und diese können in die Tausende gehen. Für Spechtlöcher sind sowohl Bauunternehmen als auch Industriekletterer zuständig. Der Vorteil bei Letzteren: Es entfallen die Kosten für das Gerüst.

Wie Spechte in der Wärmedämmung vermeiden?

Es gilt: Je rauer die Fassade, desto besser kann sich der Specht festhalten. Und je dünner die Putzschicht, desto schneller ist die Höhle gebaut. Oft empfehlen Experten den Einbau von glatten Putzen, allerdings können sich Spechte noch an Putzkörnungen von zwei bis drei Millimetern festhalten – wenn auch nicht so gut wie an Rauputz.

Auch ein dickerer Putz hilft nicht immer, dem Specht das Fassadenhacken zu verleiden. Zwar ist für ihn das Hacken an Dickputz-Wärmedämmsystemen mit bis zu zwei Zentimeter dickem mineralischen Putz aufwändiger, aber eine Garantie gegen Spechtschäden sind sie nicht, so der LBV. An Verkleidungen aus Metall, Acryl, Kunststoff oder glatt beschichteten Faserzementplatten können sich Spechte allerdings nicht festhalten, sie rutschen ab. 

Wer erst plant, sein Haus zu dämmen und Spechtattacken vorbeugen will, sollte daher Wärmedämmverbundsysteme mit vollflächiger, glatter Faserzementplatten- oder Metallverkleidung wählen. Auch vorgebaute, mit Dämmstoffen verfüllte Ziegel oder Hohlblocksteine wirken wie eine massive Wand. Darüber hinaus ist eine Fassadenbegrünung eine geeignete Anti-Specht-Maßnahme, denn auch wenn sie Bäume und Stämme lieben - dichtes Strauchwerk meiden die Hacker.

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