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Photovoltaik: Was tun bei Taubenbefall?

Petra Franke
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Tauben in städtischen Gebieten leben gut. Essensreste finden sie reichlich. Geschützte Plätze unter Mauervorsprüngen oder in Stahlkonstruktionen zum Nisten ebenso. Wenn aber ein Dach eine Solaranlage bekommt, ist das ein Fest für die Vögel. Der Unterschlupf ist ideal. Nicht nur Witterungsschutz bieten die Module der Photovoltaik, unter ihnen ist es auch ein bisschen wärmer.

Immer öfter berichten Betreiber von Dachanlagen von einer plötzlichen Taubenplage. Dann ist guter Rat teuer. Denn Vergrämungsmaßnahmen wie die sogenannte Taubenabwehr an Solaranlagen gehören in die Hände von Profis, die gar nicht so leicht zu finden sind.

Praxisbeispiel: Taubenbefall einer Solaranlage

Im Herbst 2018 ging die Anlage auf dem Firmendach des Gentner Verlages in Stuttgart in Betrieb. Der Großteil der Photovoltaik ist auf dem Dach angebracht, ein Anlagenteil wurde an der Südfassade befestigt. Schon kurz nach der Installation glich der Platz auf dem Dach einem Taubenschlag. Auf und unter der Anlage hatten die Tauben den Platz erobert. Das war umso ärgerlicher, weil das Thema bei der Planung der Photovoltaikanlage nicht einfach vergessen worden war.

Vielmehr war es ein Punkt auf der Checkliste der späteren Betreiber gewesen. Ortskundige machten jedoch glaubhaft, dass dieser Stadtteil Stuttgarts kein Taubenproblem habe und ein Taubenbefall unwahrscheinlich wäre.

Professionelle Taubenabwehr erforderlich

Die Firma Allex wurde schließlich gefunden und beauftragt. Ihr Geschäftsführer Pascal Wirth ist spezialisiert auf die Taubenabwehr allgemein und die Nachrüstung von Solaranlagen im Besonderen. Wirth hat schon mehrere Hundert Anlagen mit Taubenschutz ausgestattet. Seit acht Jahren macht er das, schafft fünf Anlagen pro Woche. Er hat das Handwerk von der Pike auf gelernt. Bereits sein Vater hatte einen Betrieb zur Schädlingsbekämpfung.

Als die beiden Söhne in die Fußstapfen des Vaters traten, spezialisierte sich Pascal Wirth auf die Taubenabwehr, während sein Bruder Maik Wirth alle anderen Schädlinge bekämpft.

Pascal Wirth hat sich auf die Taubenabwehr spezialisiert.

Metallspangen als Taubenschutz

Pascal Wirth berichtet: „Bei der Vorbesichtigung schauen wir vor allem, wie die Anlage zugänglich ist und wie man für die Arbeiten mit Gerüst, Kran oder Hubsteiger ausgerüstet sein muss.“ In diesem Fall war die tatsächliche Verschmutzung durch die Vögel schlecht einzusehen, weil das Gebäude hoch war und die Umgebungsbebauung sehr nah. Als die Arbeiten begannen, stellten die Arbeiter einen starken Taubenbefall der Photovoltaik fest.

Tiere und Nester befanden sich unter der Solaranlage. Module und Dachfläche waren mit Taubenkot stark verschmutzt. Eine Woche arbeiteten zwei Mitarbeiter an der Anlage, entfernten eine Handvoll Nester und vertrieben durch ihre Anwesenheit heranfliegende Tauben.

Ausgewachsene Tauben fliegen schnell weg, wenn jemand sie mit lauten Geräuschen aufschreckt. Bei Jungvögeln ist das anders. Sie verstecken sich bei Lärm gern, sind scheu und nicht aus dem Nest zu vertreiben. In dieser Woche wurden auf dem Dach und an der Anlage an der Fassade auch die Metallspangen angebracht. Sie sollen verhindern, dass Tauben wieder unter die Photovoltaik einfliegen und womöglich sogar dort nisten können.

Selbst entwickelte Spangen als Vogelschutz für die Photovoltaik

Das System von Allex wurde vom Vater und seinen Söhnen selbst entwickelt. Es handelt sich um einen Meter lange und rund 20cm hohe Metallspangen, die flexibel einstellbar sind. Wie ein kleiner Gartenzaun hängen die Metallspangen als Vogelschutz zwischen Modulkante und Dachfläche.

Die Zwischenräume sind eng genug, um einen Durchschlupf der Vögel zu verhindern. Die Spangen werden am Modulrahmen verklebt. Die Bleche sind aus Edelstahl und damit über viele Jahre rostfrei.

Für Dachabstände, die größer als 20cm sind, können Sonderanfertigungen geliefert werden. Auch die Modulrahmen der Solaranlage sollten eine Mindestbreite aufweisen, um die Bleche gut ankleben zu können. Drei Zentimeter sind perfekt.

Bei beschichteten Rahmen, beispielsweise den immer beliebter werdenden schwarzen Rahmen, ist eine Vorbehandlung notwendig, damit die Spange gut klebt. Pascal Wirth erzählt: „Das System wurde vielfach von uns verbaut und alle Erfahrungen lassen wir ständig in die Verbesserung des Systems einfließen. Es wird in unserem Auftrag bei einem Hersteller gefertigt, natürlich genau nach unseren Vorgaben.“

Vertrieb und Schulung aus einer Hand

Wichtig dabei: Der Untergrund muss für den Vogelschutz sauber sein und der richtige Kleber verwendet werden. Die Stäbe dürfen nicht über das Modul hinausragen. Im Winter sammelt sich dann dort unter Umständen Schnee und die Stäbe wirken wie ein Schneefanggitter. Dafür sind sie aber nicht gemacht und die auftretenden Lasten können die Gitter vom Modulrahmen lösen.

Wer das System verbauen will, kann es bei Allex erwerben. Den Vertrieb hat Vater Wirth selbst übernommen. Allerdings pocht Wirth darauf, dass es fachmännisch installiert wird. Allex gibt gerne eine Einweisung und bietet auch Schulungen an – denn Dacharbeiten sind nun mal nichts für Laien.

Was ist mit der Herstellergarantie der Photovoltaik?

In den Anfangsjahren haben die Wirths Modulhersteller für Solaranlagen befragt, um herauszufinden, ob das Ankleben der Metallspangen am Modulrahmen zum Verlust der Herstellergarantie führt. „Wir bekamen ausschließlich positives Feedback“, sagt Wirth. Die Hersteller hatten mit dem Ankleben kein Problem. Verschrauben ist eine andere Sache.

Schraubverbindungen bergen ein viel größeres Risiko, den Modulrahmen zu schädigen. Inzwischen hat Allex viele verschiedene Module mit dem Abwehrsystem beklebt und bisher keine Schäden verursacht.

Auch für rahmenlose Solarmodule hat Allex eine Lösung gefunden. Diese wird gerade erprobt und soll demnächst in der Praxis verfügbar sein.

Taubenschutz von Anfang an einplanen

Wirth plädiert dafür, den Taubenschutz von Anfang an einzuplanen, doch er weiß auch, wie schwer es ist, die Kunden davon zu überzeugen. „Das wollen die Kunden nicht. Sie hoffen darauf, von diesem Problem verschont zu bleiben. In Städten ist das jedoch schlichtweg Wunschdenken“, weiß Wirth zu berichten.

Ein nachträgliches Anbringen von Einflugsperren ist immer aufwendiger, manchmal sogar unmöglich. Ist das Problem einmal da, kommt die Verschmutzung hinzu.

Taubenkot ist aggressiv. Wenn er zu lange auf der Photovoltaik liegt, kann es zu Veränderungen der Glasgüte kommen. Die Beschaffenheit der Gläser spielt dabei eine Rolle. Je nachdem, wie dick und lange der Kot auflagert, kann ein chemisch-physikalischer Prozess im Glas initiiert werden.

Schäden an Solaranlage durch Schmutz

Wenn die Verschmutzung durch Vögel nachts feucht wird und bei Tagesanbruch nur langsam heruntertrocknet, reagiert das Glas durch die verschiedenen Aggregatzustände der Verschmutzung. Weil die unter dem Vogelkot liegende Zelle partiell verschattet wird, kann es zu Verfärbungen und im weiteren Verlauf sogar zu Hotspots kommen.

Dabei kann das Erscheinungsbild an der Oberseite ein anderes sein als auf der Rückseite. Wo sich ein kleines Pünktchen auf der Oberfläche zeigt, kann an der Unterseite ein großer schwarzer Schmorfleck sein.

Neben den Mindererträgen durch die Verschmutzung richten Tauben häufig noch weitere Schäden an. Sie haben eine solche Kraft, dass sie auch die Stecker der Solarkabel lösen können. Deshalb gilt es, die Anlage genau im Blick zu behalten und bereits beim ersten Anzeichen von Taubenansiedlungen Vergrämungsmaßnahmen zu ergreifen.

In diesem Fall helfen das Anbringen eines Taubenschutzes und eine Reinigung als Taubenabwehr. Sind bereits Nester unter der Anlage, greift der Tierschutz. Das Veterinäramt muss informiert werden und die Nester und Eier dürfen nur von speziellen Firmen von der Solaranlage entfernt werden.

Pascal Wirth hat die notwendigen Zulassungen. Verlässt er die Anlage, sind keine Nester oder Tiere mehr unter der Solaranlage. Er reinigt auch das Dach. Von der Solaranlage lässt er die Finger. „Das ist wieder ein anderes Metier“, sagt er.

 

Solarreinigung ein eigenes Metier

Eine Partnerfirma übernimmt die Reinigung der Module der Solaranlage. Gerade wenn sie mit Taubenkot verschmutzt sind, ist die Solarreinigung eine Tätigkeit, für die man viel Erfahrung braucht. Neben viel Wasser und intensivem Einweichen kommt es auch auf das handwerkliche Geschick des Reinigers an. Es gilt, den Schmutz so abzutragen, dass keine Kratzer entstehen. Dabei sind die Verschmutzungen in den Rahmen besonders schwer zu entfernen.

Doch nach einer Taubenbeseitigung von der Photovoltaik sollte gar nicht sofort eine Solarreinigung erfolgen. Denn die Tauben sind standorttreu und auch wenn sie nun nicht mehr unter die Module schlüpfen können, werden sie das Dach noch für eine Weile anfliegen.

Neuer Kran soll Arbeit erleichtern

Das beobachteten auch die Mitarbeiter des Verlages, nachdem der Hubsteiger der Firma Allex wieder vom Hof verschwunden war. Einzelne Tauben hockten auf dem Dach und suchten nach ihrem Zuhause. Ärgerlich, wenn auf einer frisch gereinigten Anlage sofort wieder Taubendreck zu finden ist.

Pascal Wirth indes hat vor, seinen Fuhrpark zu erweitern. Er will sich einen Kran mit Personensicherungsmodus anschaffen. Aufwendige Gerüstbauarbeiten können dann entfallen – und auch den Hubsteiger braucht er dann nur noch in Ausnahmefällen.

In den Kran kann er die PSA einhängen. Er verspricht sich eine große Arbeitserleichterung, weniger Kosten und noch mehr Sicherheit für seine Mitarbeiter.

Dieser Artikel von Petra Franke ist zuerst erschienen in photovoltaik  07/2019.

Wissenswertes: Tauben sind standorttreu

  • Tauben sind standorttreu und siedeln sich unabhängig von der Dachneigung an. Auch bei 35 Grad Neigung sitzen sie auf dem Modulrahmen und fühlen sich wohl. Sie lernen schnell, von einer Modulkante zur nächsten übers Glas zu schlittern.
  • Unter dem Modul ist mit und ohne Kreuzschienen genug Platz zum Nisten. Dort ist es trocken, schattig und in der unwirtlichen Jahreszeit sogar beheizt. Bereits nach sechs Monaten beginnen Tauben sich zu vermehren. Die Brutzeit beträgt nicht einmal einen Monat.
  • Tauben brüten zwei- bis dreimal pro Jahr und brauchen dafür keineswegs Wohlfühltemperaturen. Auch bei Temperaturen um die null Grad finden sich brütende Tauben. Der Nachwuchs bleibt am selben Standort wie die Elternpaare.
  • Tauben sind Wirbeltiere und fallen unter das europäische Tierschutzgesetz. Will man Nester oder Eier entfernen oder gar Tiere töten, muss das Veterinäramt eingeschaltet werden. Tauben koten dort, wo sie fressen. Essensreste auf der Straße oder gar gezielte Fütterung sind also ein Teil des Problems.

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