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Mehr Wohnraum im Rekordtempo: Serielles Bauen im Fokus

Frank Urbansky
Inhalt
Das Quartier Humboldtstraße wurde seriell saniert.

Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag das Ziel formuliert, jährlich rund 400.000 neue Wohnungen zu bauen, ein Viertel davon im sozialen Wohnungsbau. Dieses ehrgeizige Ziel wird jedoch bei weitem nicht erreicht. 2022 wurden knapp 300.000 Wohnungen fertiggestellt. In diesem Jahr werden es maximal 240.000 sein, und im nächsten Jahr geht es noch einmal deutlich abwärts. Schätzungen gehen von nur noch 210.000 Wohnungen aus – also nur noch knapp die Hälfte des avisierten Ziels.

Ein Grund sind die aus dem Ruder gelaufenen Baukosten. Zurzeit belaufen sich die durchschnittlichen Baukosten auf etwa 2.500 Euro pro Quadratmeter. Bei kleineren Wohnprojekten, die zwischen vier und zehn Wohneinheiten umfassen, stiegen die Kosten sogar auf 3.000 bis 4.000 Euro pro Quadratmeter. Im Sozialbereich werden Wohnungen durch direkte Subventionen unterstützt. Ohne diese finanzielle Unterstützung müssten die Baukosten auf circa 1.800 Euro pro Quadratmeter reduziert werden, was Mietpreisen von 6 bis 8 Euro pro Quadratmeter entsprechen würde.

Eine solche Kostenreduktion wäre nur durch effizientere und rationalere Bauverfahren zu erreichen. Doch welche kommen dafür überhaupt infrage? Wir stellen drei Konzepte vor.

Serielles Bauen: Altbewährte Methode im neuen Glanz

Beim seriellen Bauen, auch bekannt als "Prefab" (Abkürzung für Prefabrication), werden wesentliche Teile eines Gebäudes, wie Wände, Decken oder komplette Sanitärmodule inklusive vormontierter Leitungssysteme in spezialisierten Fabriken vorgefertigt und anschließend auf der Baustelle zu einem kompletten Gebäude zusammengefügt.

Eine ähnliche Methode wurde in der ehemaligen DDR mit dem System WBS 70 (Wohnungsbauserie 70) verwendet. Die vorgefertigten Platten wurden auf der Baustelle montiert und von verschiedenen Handwerkern fertiggestellt. Ab den 1970er Jahren entstanden so ganze Stadtteile wie Leipzig-Grünau, Halle-Neustadt und Berlin-Marzahn. Diese Bauweise wurde nicht nur für Wohngebäude, sondern auch für öffentliche und gewerbliche Bauten genutzt.

Bereits damals lag der Fokus auf höherer Baueffizienz und kostengünstigem Bauen, da der gesamte Bauprozess von der Planung bis zur Fertigstellung beschleunigt wurde. Die Gebäude konnten mit denselben Materialien an verschiedenen Standorten reproduziert werden. Die Produktionsstätten für die Bauteile sollten möglichst nahe an der Baustelle liegen und regional verfügbare Materialien nutzen, was auch als ein Beitrag zur Nachhaltigkeit im Bauwesen angesehen wird.

Ein aktuelles Beispiel für das serielle Bauen ist ein Projekt in Berlin-Spandau durch die Gewobag, bei dem ein Neubau zunächst für Geflüchtete mit vorgefertigten Modulen auf vorbereiteten Fundamenten errichtet wurde. Innerhalb von neun Monaten entstanden sechs- bis siebengeschossige Gebäude mit Ein- bis Vier-Zimmer-Wohnungen. Konventionelle Baumethoden hätten für ein solches Projekt etwa zwei Jahre benötigt. Die KWB Rheingau Taunus realisierte drei Bauvorhaben mit 91 Wohneinheiten innerhalb von zehn bis zwölf Monaten.

Die WBS der Semmelweisstraße in Neubrandenburg wurden seriell saniert.

Serielles Sanieren: Chance für den Klimaschutz

Auch beim Sanieren soll die serielle Methode zum Einsatz kommen. Das Energiesprong-Konzept, ursprünglich aus den Niederlanden kommend und in Deutschland von der Deutschen Energieagentur (Dena) unterstützt, zielt auf eine Net-Zero-Strategie für Immobilien ab. Sie sollen also so viel erneuerbare Energie erzeugen, wie sie verbrauchen. Ein wesentlicher Aspekt dieses Konzepts ist die Verwendung von vorgefertigten Bauelementen, in denen etwa in Fassaden PV-Module und eine ausreichende Dämmung integriert wird.

In Neubrandenburg hat die Wohnungsgesellschaft NEUWOGES eine umfangreiche Sanierung des Wohnkomplexes in der Humboldtstraße 1-17 seriell durchgeführt. Ursprünglich im Jahr 1972/1973 als dreiteilige Anlage mit je fünf Stockwerken und insgesamt 135 Zwei-Zimmer-Wohnungen errichtet, basierte die Konstruktion auf dem Brandenburger Bautyp IW 64 0,8 Mp. Zwischen 2016 und 2018 erhielten die Gebäude eine gründliche energetische Überholung.

Ein zentraler Aspekt dieser Renovierung war die Anbringung einer Wärmedämmfassade, die den damaligen Standards der Energieeinsparverordnung (EnEV) entsprach und aus mineralischem Putz in Kratz- oder Scheibenputz-Optik bestand. Diese Maßnahme, zusammen mit der Dämmung des Kellers, der Dachgauben und der obersten Geschossdecke, kosteten ungefähr 450.000 Euro netto für alle drei Gebäude.

Nach dem Energiesprong-Prinzip saniert die GEWOBAU in Erlangen.

Typisiertes Bauen: Vor allem für Großunternehmen geeignet

Das typisierte Bauen, eine dem seriellen Bauen verwandte Methode, verwendet ebenfalls vorgefertigte Elemente, allerdings mit Fokus auf regional verfügbaren Materialien und auf einem festgelegten Bautyp. Abweichungen im Grundriss oder in der Fassadengestaltung sind hier nicht möglich. Diese Bauweise ist besonders für große Wohnungsunternehmen geeignet, die dasselbe Gebäude an verschiedenen Standorten errichten möchten. Allerdings ist die deutsche Bauwirtschaft aufgrund ihrer Struktur aus kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie getrennt agierenden Architektur- und Planungsbüros nicht ideal für diese Art des Bauens geeignet.

Fazit

Das serielle Bauen ist sicherlich geeignet, die Baukosten insbesondere im Planungsbereich etwas zu senken. Das reicht aber bei weitem nicht aus, um die im sozialen Wohnungsbau erforderlichen Preisniveaus zu erreichen. Allerdings können serielle Methoden helfen, mehr Wohnungen in kürzerer Zeit zu erreichen als durch klassische Renovierung oder Sanierung.

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