Schwache Baukonjunktur bremst Gebäudearmaturenindustrie
Im vergangenen Jahr verzeichneten die Hersteller zwar inflationsgetrieben noch ein nominales Umsatzwachstum von 7 Prozent. Preisbereinigt, kam dies jedoch einem Rückgang von 3 Prozent gleich. Vor allem das Inlandsgeschäft schwächelte deutlich. Real ging es um 6 Prozent zurück. Im Ausland konnte dagegen real noch ein Plus von 1 Prozent verbucht werden.
„Zu Beginn des vergangenen Jahres lief die Baukonjunktur noch rund. Im Laufe des Jahres machten sich aber die Auswirkungen des Ukraine-Krieges immer stärker bemerkbar“, kommentiert Wolfgang Burchard, Geschäftsführer des VDMA Armaturen, die aktuelle Lage. „Während die Probleme in den Lieferketten langsam nachlassen, bremsen nun vor allem Inflation, Zinssteigerungen und gleichzeitig sinkende Haushaltseinkommen die Baukonjunktur. Ein Teil der Umsatzzuwächse im vergangenen Jahr war noch den Auftragsstaus aus dem Vorjahr geschuldet. Jetzt sind diese jedoch abgebaut und neue Projekte bleiben weitgehend aus.
Die Erwartungen für die Gebäudearmaturenindustrie sind angesichts real sinkender Auftragseingänge verhalten. „Der VDMA Armaturen rechnet vor diesem Hintergrund nur mit einem geringfügen nominalen Wachstum von 1 bis 2 Prozent“, hebt der Fachverbands-Geschäftsführer hervor.
Heizungsarmaturen deutlich vor Sanitär
In allen Segmenten war das Wachstum im vergangenen Jahr hauptsächlich der Inflation geschuldet. Heizungsarmaturen profitierten von dem hierzulande zunehmenden Fokus auf Energieeffizienz. Sanitärarmaturen vor und hinter der Wand waren dagegen eher im Ausland erfolgreich. Der Umsatz bei Heizungsarmaturen kletterte nominal um 11 Prozent. Preisbereinigt entsprach das einer Stagnation auf dem Vorjahrsniveau. Während sich die Umsätze im Inland um 14 Prozent verbesserten, stiegen sie im Ausland nur um 5 Prozent. Das Umsatzplus von 8 Prozent bei Sanitärarmaturen war vorwiegend dem Auslandsgeschäft (plus 15 Prozent) zu verdanken. Im Inland stieg der Umsatz nur um 2 Prozent. Real kam das Umsatzplus von 8 Prozent einem Umsatzrückgang von 2 Prozent gleich. Bei Technischen Gebäudearmaturen zog das Inlandsgeschäft nur um 4 Prozent an. Im Ausland lief das Geschäft mit plus 6 Prozent etwas besser, so dass der Gesamtumsatz um 5 Prozent kletterte. Preisbereinigt entspricht dies einem Rückgang von 5 Prozent.
Exportwachstum trotz Gegenwind
internationalen Wettbewerb konnten sich die deutschen Hersteller von Gebäudearmaturen 2022 gut behaupten. Das Exportgeschäft, das sich bereits 2021 rasch vom Corona bedingten Rückgang erholt hatte, konnte 2022 weiter expandieren. Der deutsche Export von Gebäudearmaturen stieg um 8,0 Prozent auf insgesamt 3,7 Milliarden Euro. Die Liste der Top 10-Absatzländer wurde – anders als in den Vorjahren – von China angeführt. Trotz der Lockdowns und der zunehmend trüberen Perspektiven für die Bauwirtschaft in der Volksrepublik kletterten die deutschen Exporte nach China um 19,7 Prozent auf 406,1 Millionen Euro. Frankreich fiel dagegen mit nur einem geringen Plus von 1,4 Prozent auf 383,3 Millionen Euro auf Platz zwei zurück. Auf Rang drei platzierten sich erneut die USA. Die Exporte in die USA nahmen um 2,2 Prozent auf 337,8 Millionen Euro zu.
Europas Baukonjunktur steht Rückgang bevor
Die Experten des europäischen Branchennetzwerks Euroconstruct erwarten 2023 und 2024 einen real leichten Rückgang des Bauvolumens. Hauptverursacher ist der Wohnungsbau. Das Verbrauchervertrauen hat deutlich nachgelassen und ist auf einem Tiefpunkt - niedriger als während der Finanz- oder Coronakrise - angelangt.
Auch die Aussichten für die deutsche Baukonjunktur bleiben trübe. Insbesondere der Wohnungsbau befindet sich aktuell in einer desolaten Lage. Führende Bauverbände kalkulieren mit deutlichen Umsatzrückgängen. Investoren treten von Projekten zurück. Zahlreiche Privatverbraucher sind verunsichert und müssen angesichts steigender Zinsen neu kalkulieren. Infolgedessen waren die Baugenehmigungen zuletzt rückläufig. Nur der hohe Auftragsbestand verhindert bislang einen Einbruch. 2023 wird lediglich mit der Fertigstellung von 250.000 Wohnungen gerechnet. In Deutschland sowie in einigen Nachbarländern macht sich außerdem der Mangel an qualifizierten Fachkräften im Handwerk immer stärker bemerkbar.