Gebäudeeffizienz: EU stimmt für Effizienzstandards in Bestandsgebäuden
Der Industrieausschuss im EU-Parlament hat den Plänen zur höheren Energieeffizienz von Gebäuden der EU-Kommission gebilligt. Demnach müssen neue Gebäude in der EU ab 2028 den Energiestandard eines Nullemissionshauses erfüllen. Für bestehende Gebäude soll es Mindeststandards zur Energieeffizienz geben. Im März stimmt das EU-Parlament über den Vorschlag ab.
DENEFF sieht wichtigen Meilenstein
Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der DENEFF: “Im Sinne der Klimaziele wäre mehr Ambition notwendig gewesen, doch mit dieser Kompromisslösung ist ein erster entscheidender und wichtiger Meilenstein auf dem Weg zu mehr Gebäudeeffizienz in Europa erreicht. Der Beschluss kann erhebliche, dringend benötigte Energieeinsparungen und damit Entlastungen für Mieterinnen und Mieter und andere Gebäudenutzende bringen. Es ist absehbar, dass die Standards kommen. Es gibt daher keinen Grund für die Bundesregierung, mit der Vorbereitung der geforderten nationalen Standards weiter auf Brüssel zu warten.”
ZDH kritisiert Entscheidung
Der Zentralverbandes des Deutschen Handwerks sieht die Entscheidung kritisch und befürchtet eine Verteuerung der energetischen Sanierung und des Bauens. Generalsekretär Holger Schwannecke komemntiert:
„Der verabschiedete Berichtsentwurf lässt befürchten, dass energetisches Sanieren und Bauen erheblich komplexer und teurer wird. Die Gebäudeenergieeffizienz-Richtlinie soll mit weiteren Themen angereichert werden, auch solchen, die nicht unmittelbar gebäudebezogen sind. Das sind etwa Quartierslösungen und grüne Infrastruktur.
Zudem ist schon jetzt absehbar, dass die angestrebten Effizienzziele für Hauseigentümer massive Kostensteigerungen verursachen werden. Neue Gebäude, die Eigentum der öffentlichen Hand sind oder von dieser genutzt werden, müssen ab 2026 als Nullemissions-Gebäude gebaut werden. Ab 2028 soll das für alle Neubauten gelten. Auch bei der energetischen Sanierung verschärft das Parlament die Anforderungen gegenüber dem Kommissionsvorschlag.
Es ist zu erwarten, dass die höheren Anforderungen der Richtlinie die Bauzurückhaltung weiter verstärken. Eine schnelle Dekarbonisierung des Gebäudebestandes ist wichtig, um das EU-Ziel zu erreichen, bis 2030 bei den Treibhausgasen 55 Prozent gegenüber 1990 einzusparen. Die nunmehr vorgesehenen verschärften Anforderungen tragen allerdings nicht dazu bei, die Ziele schneller zu erreichen. Wichtig bleibt, Eigentümerinnen und Eigentümern einen Anreiz zu geben, zu investieren und sie nicht zu überfordern.“
ZDB: Falsche Richtung
Auch der Zentralverband Deutsches Baugewerbe sieht die EU auf dem falschen Weg.
„Klimaschutz ist richtig, Bauen und Renovierung müssen aber machbar bleiben“, betont Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe. „Die größte Herausforderung sind die Anforderungen an die Renovierung des bestehenden Gebäudebestands in den kommenden Jahren, um ein ähnliches Niveau wie bei Neubauten zu erreichen. Eigentümer sollten motiviert werden und nicht durch gesetzliche Maßnahmen gezwungen werden."
Ein grundsätzliches Problem bei der Festlegung von Mindeststandards und dem Erreichen bestimmter Energieeffizienzklassen sei vor allem, dass in den Mitgliedsländern der EU unterschiedliche Berechnungsmethoden und Kriterien sowie Energieeffizienzklassen bestehen. Die EU solle zunächst einheitliche Grundlagen schaffen, bevor sie versucht, einheitliche Anforderungen zu definieren. „Zu hoffen bleibt, dass die kommenden Verhandlungen der drei europäischen Gesetzgeber zu einem machbaren Gesetzeswerk führen“, so Pakleppa abschließend.