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Nitrat: Mehr Einsatz für Trinkwasserschutz in BaWü gefordert

Der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfachs Baden-Württemberg DVGW, der Verband für Energie- und Wasserwirtschaft Baden-Württemberg VfEW und der Verband kommunaler Unternehmen Baden-Württemberg VKU fordern von der Landesregierung endlich entschlossenes Handeln gegen die Grenzwertüberschreitungen beim Nitrat im Grundwasser – vor allem in den „roten“, also besonders belasteten Gebieten und in Wasserschutzgebieten. Die Forderung unterstützen die Wasserversorgungsunternehmen in den betroffenen Regionen.

Grundlage für die Forderung ist die aktuellste Erhebung der Grundwasserdatenbank Wasserversorgung, die seit 30 Jahren die Entwicklung der Wasserqualität misst. „Seit Beginn der Erhebung können wir einige Verbesserungen erkennen, jedoch nicht ausreichend“, sagt Prof. Dr. Frieder Haakh, Vorsitzender der Grundwasserdatenbank Wasserversorgung. „Die Nitratbelastung des Grundwassers heute bestimmt die Trinkwasserqualität unsere Enkel, es ist unsere Verantwortung gegenüber der Umwelt und kommenden Generationen, heute die Einträge deutlich zu reduzieren“, so Haakh. Die im vergangenen Jahr verabschiedete Düngeverordnung sieht zwar verschärfte Regelungen für Landwirte vor, erzielt aber nicht ihren Zweck. 

Die Flächen werden kleingerechnet

Zweifellos hat die Einführung der Schutzgebiets- und Ausgleichsverordnung (SchALVO) in Baden-Württemberg im Jahr 1988 landesweit Erfolg gebracht. Der Nitratgehalt des Grundwassers ist seit 1994 um 26 Prozent auf 22 Milligramm je Liter gefallen. „Trotzdem überschritten im Jahr 2019 noch immer 18 Prozent der Grundwassermessstellen die Nitratkonzentration von 37,5 Milligramm je Liter - ein Warnwert, der den dringenden Handlungsbedarf zur Reduzierung der Düngung in der Landwirtschaft in bestimmten Landesteilen zeigt“, sagt Thomas Anders, Geschäftsführer der DVGW-Landesgruppe. Bei 8,8 Prozent der Messstellen liegen die Messwerte sogar über dem Grenzwert der Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm je Liter.

Zum letzten Stichtag am 31. Januar 2020 waren baden-württembergweit rund 1854 Quadratkilometer als Nitratproblemgebiet und 197 Quadratkilometer als Nitratsanierungsgebiet ausgewiesen, eine Fläche von insgesamt 2051 Quadratkilometer. Damit gibt es auf rund 5,7 Prozent der Landesfläche einen großen Handlungsbedarf zur Reduzierung der Nitratbelastung des Grundwassers.

Das in der Düngeverordnung angewandte AGRUM-Modell dagegen sieht lediglich auf einer Fläche von 536 Quadratkilometer (1,5 Prozent der Landesfläche) Handlungsbedarf. „Damit wird klar, dass die Flächen zur Reduzierung der Nitratbelastung der Grundwasservorkommen klein gerechnet werden“, so Haakh. Den Anforderungen an einen wirksamen Grundwasserschutz für die nachhaltige Sicherstellung der Trinkwasserversorgung im Land werde dies nicht gerecht. „Am Erfolg der neuen Düngegesetzgebung bestehen also weiterhin erhebliche Zweifel“, sagt Haakh. Es sei davon auszugehen, dass die EU-Kommission das zweite Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland wegen Nichtumsetzung der Nitratrichtlinie wiederaufleben lassen könnte.

rot = „Rote Gebiete“ des Landes nach VODüVGebiete entsprechend §13 der Düngeverordnung schwarz = Wasserschutzgebiete mit Nitratkonzentrationen > 50 mg/L, die nicht als „Rote Gebiete“ ausgewiesen sind

Eine Frage der Versorgungssicherheit

Die Wasserversorgungsunternehmen in den betroffenen Regionen und die Verbände fordern im Rahmen der Verschärfung des Düngerechts endlich einen besseren und vor allem konsequenteren Schutz der für die Trinkwasserversorgung genutzten Wasservorkommen. Johannes Übelhör, technischer Leiter der Stadtwerke Bad Saulgau, bestätigt dies aus der Praxis. Im Versorgungsgebiet der Stadtwerke liegt ein Gebiet mit ständig hohen Nitratwerten.

„Letztlich ist es eine Frage der Versorgungssicherheit für die Menschen, die in diesen Gebieten leben, auch im Hinblick auf den Klimawandel. In Zukunft wird es darauf ankommen, dass in Trockenperioden bei Spitzenabgaben in den Sommermonaten auf alle verfügbaren Wasserressourcen zugegriffen werden kann“, sagt Übelhör.       

„Unsere weiteren Forderungen sind die Ausweitung der „roten Gebiete“ entsprechend den vorhandenen Nitratmessdaten, eine spürbare Extensivierung der Landwirtschaft in den „roten Gebieten“ und in den Nitratproblem- und Nitratsanierungsgebieten, die zügige Umstellung von landwirtschaftlichen Betrieben auf Biolandwirtschaft und die Offenlegung von Zahlen, Daten und Fakten aller landwirtschaftlichen Betriebe zur Stickstoffdüngung der bewirtschafteten Flächen“, sagt Dr. Tobias Bringmann, Geschäftsführer des VKU.  „Nur mit diesen Maßnahmen können die Ressourcen der Trinkwasserversorgung von mehr als 11 Millionen Menschen im Land nachhaltig geschützt werden“, ergänzt Torsten Höck, Geschäftsführer des VfEW.

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