Handwerk Connected: Kooperation als Antwort auf den Fachkräftemangel
Die digitale Transformation hat das Handwerk erreicht. Besonders im Bereich Gebäudetechnik zeigt sich, dass vernetzte Zusammenarbeit eine Lösung für den zunehmenden Fachkräftemangel und schwankende Auslastung sein kann. Die Plattform Handwerk Connected hat sich darauf spezialisiert, Handwerksbetriebe bundesweit digital zu vernetzen und sowohl gewerkeinterne als auch gewerkeübergreifende Kooperationen zu ermöglichen. Ziel ist, die Auslastung der Betriebe zu verbessern und die vorhandenen personellen Ressourcen effizient zu nutzen.
Wachstum und Nutzerzahlen
Handwerk Connected verzeichnete im Geschäftsjahr 2024 eine Verdopplung der Nutzerzahlen. Mittlerweile sind 5.700 Betriebe auf der Plattform registriert. Monatlich kommen durchschnittlich 200 neue Betriebe hinzu, in Spitzenmonaten sogar bis zu 400. Besonders kleine Betriebe mit bis zu vier Mitarbeitern nutzen die Plattform, sie machen knapp 64% der angemeldeten Betriebe aus. Für sie sind Fehlzeiten, Urlaube und krankheitsbedingte Ausfälle schwer zu kompensieren. Und sie profitieren auch bei der Vergabe von Großaufträgen von der Zusammenarbeit, da ihnen sonst die dafür nötigen Ressourcen fehlen würden.
Regionale Unterschiede und Kooperationsbedarf
Die Nutzung der Plattform zeigt deutliche regionale Unterschiede. Während Betriebe in Nordrhein-Westfalen verstärkt nach Kooperationen suchen, um ihre Mitarbeiter besser auszulasten, herrscht in Bayern und Baden-Württemberg eher ein Mangel an Fachkräften zur Bewältigung der hohen Auftragslage. Trotz der traditionell regionalen Ausrichtung sind viele Betriebe bereit, für passende Kooperationen größere Entfernungen in Kauf zu nehmen.
Betriebsgröße bestimmt Auftragslage und Kooperationsbereitschaft
Ein zentrales Problem des Handwerks bleibt die ungleiche Verteilung von Aufträgen. Im Vergleich zu 2023 ist der Anteil der Betriebe, die aktiv Aufträge suchen, von 69 % auf 78 % gestiegen, nur 22% der Inserate waren Auftragsangebote. Die auf der Plattform stärkste Gruppe der kleineren Handwerksbetriebe hat also ein erhebliches Problem mit ihrer Auslastung. Das zeigt sich auch am Auftragsvorlauf, der bei den Kleinbetrieben mit zwei bis sechs Wochen eher kurz ist, bei großen Betrieben aber zwischen 8 und 18 Wochen liegt.

Kleine Betriebe sind daher am kooperationsfreudigsten, um schwankende Auftragslagen zu kompensieren und ihr Leistungsspektrum zu erweitern. Mittelgroße Unternehmen nutzen Kooperationen für Großprojekte, während große Betriebe gezielt Partner einsetzen, um Personalausfälle zu überbrücken oder Auftragsspitzen zu bewältigen. Die größte Herausforderung bleibt die unterschiedliche Planungszeit.
Vernetzung gegen den Fachkräftemangel
Der Fachkräftemangel kann durch politische Entscheidungen nur wenig beeinflusst werden - der Wandel muss nach Ansicht von Handwerk Connected von der Branche selbst ausgehen. Kooperationen zwischen Betrieben, Ausbildungsförderung und die Nutzung digitaler Innovationen sind gute Ansätze. Die Plattform plant, 2025 mehr als 8.000 Betriebe zu vernetzen – das wäre ein toller Schritt für die Zukunft des Handwerks.